Russland-Sanktionen: Wie sicher ist Vivid Money?
Seit längerer Zeit ist Vivid Money in Deutschland aktiv. Die Gründer der Smartphone-Bank stammen aus dem Umfeld von Tinkoff, einer der größten und gleichzeitig beliebtesten Direktbanken in Russland. Von den aktuellen EU-Sanktionen gegen die russische Wirtschaft ist insbesondere auch der dortige Bankensektor betroffen.
Große Probleme gab es zum Beispiel für Kunden von Niederlassungen der Sberbank Direct oder der VTB Direktbank. So mancher Kunde von Vivid Money fragt sich nun sicherlich, ob auch Guthaben bei Vivid Money früher oder später eingefroren werden kann.
Sanktionen gegen Tinkov
Werden die Sanktionen gegen Oleg Tinkov für Kunden von Vivid Money zum Problem?
Foto: TASS
Westliche Sanktionen richten sich vor allem gegen Oleg Tinkov persönlich. Die EU zählt den Multimilliardär zum Kreise der sogenannten Oligarchen. Ob das in diesem speziellen Falle korrekt ist, sei dahingestellt. Tinkov selbst betont stets, dass er abseits von branchenüblichen Kontakten zur russischen Zentralbank nie mit dem Kreml oder Putin zu tun hatte. Tatsächlich hatte er gerade erst kürzlich in den sozialen Netzwerken deutlich gemacht, was er von Putins Krieg und dem russischen Militär hält.
Gleichwohl hält sich Tinkov offenbar schon seit längerer Zeit nicht mehr in Russland auf. In der Öffentlichkeit war von ihm abseits von angeblichem Steuerbetrug in den USA und einer Leukämieerkrankung nicht mehr viel zu hören. Mit der Tinkoff Bank habe er außerdem seit längerer Zeit nichts mehr zu tun, er sei nicht mehr im Verwaltungsrat, sondern nur noch "Kleinaktionär" und Kunde. Das allerdings scheint doch etwas untertrieben, so hält der "Tinkov Family Trust" noch immer 35,1 Prozent an der Muttergesellschaft TCS Group Holding. Aufgrund einer Sperrminorität dürfte Tinkov in der Bank somit noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben.
Vivid Money kooperiert mit Solarisbank
Aber zurück zu Vivid Money: In der Tat besteht eine geschäftliche Nähe zwischen Tinkoff und Vivid Money. Gleichwohl handelt es sich bei Vivid nicht um eine "Filiale" der russischen Direktbank. Vivid Money ist eigenständig und wickelte Geschäfte hierzulande von Anfang an mit der Berliner Solarisbank ab. Über diese sind dann auch Guthaben im Rahmen der deutschen Einlagensicherung geschützt.
Aber selbst wenn Vivid Money eine eigene Banklizenz in der Tasche hätte, würden nach wie vor alle Regelungen der deutschen Einlagensicherung greifen, auch wäre die deutsche BaFin als Aufsichtsbehörde zuständig. Es gibt also derzeit keinerlei triftigen Grund für vergleichbare Probleme wie zum Beispiel mit der europäischen Sberbank-Tochter, welche ihre Geschäftstätigkeit hierzulande einstellen musste.
Smartphone-Banken ohne deutsche IBAN
Generell sollte man aber bei Neobanken genauer hinschauen. Manche Institute verfügen tatsächlich nicht über eine eigene Banklizenz, sondern arbeiten als sogenanntes "E-Money Institut" oder nutzen eine IBAN im EU-Ausland. Dort sind dann ebenfalls bei potenziellen Problemen nicht die deutschen Aufsichtsbehörden zuständig.
Vor Problemen ist man allerdings selbst bei Instituten in Deutschland nicht geschützt. Ein Beispiel ist N26: Dort wurde kürzlich bekannt, dass aus heiterem Himmel Guthaben auf Konten eingefroren bzw. die Bankverbindung gekündigt wurde. Hintergrund sind mutmaßlich strengere Geldwäschekontrollen, da das Institut diesbezüglich wohl bislang nicht umfänglich durchgegriffen habe.