connect Netztest: Nur ein deutsches Netz ist "überragend"
Die Fachzeitschrift connect hat in Zusammenarbeit mit der Firma umlaut bereits im 29. Jahr die Qualität der deutschen Mobilfunknetze untersucht. In diesem Jahr wurden die Tests im Zeitraum vom 22. Oktober bis 6. November durchgeführt. Vier Messfahrzeuge wurden auf die Teststrecken quer durch Deutschland geschickt. Diese waren Samsung-Smartphones vom Typ Galaxy S21+ für Sprachmessungen bzw. Galaxy S22+ für Datenmessungen bestimmt.
Für alle Tests wurden die Smartphones auf "5G bevorzugt" eingestellt. So wollten connect und umlaut sicherstellen, dass die mobilen Internetzugänge überall dort über 5G getestet wurden, wo der noch vergleichsweise neue Mobilfunkstandard netzseitig unterstützt wird. Die Galaxy-S22-Serie von Samsung beherrscht auch LTE/5G-Frequenzkombinationen, die von vielen anderen - auch aktuellen - Mobiltelefonen nicht unterstützt werden.
Wie immer haben connect und umlaut auch zwei Walktest-Teams auf die Reise geschickt, um zu Fuß Messungen durchzuführen. Diese fanden im Bereich von Hotspots wie Bahnhofshallen, Flughafen-Terminals, Cafés, öffentlichen Verkehrsmitteln und Museen statt. Darüber hinaus waren die Teams auf den Fernverkehrsstrecken der Bahn unterwegs. Generell wurden die Tests jeweils im Zeitraum von 8 bis 22 Uhr durchgeführt.
So wurden die Tests gewichtet
connect veröffentlicht Netztest 2023
Grafik: connect
Auch wenn Mobilfunkdienste heutzutage überwiegend für den mobilen Internet-Zugang genutzt werden, bleibt die Telefonie wichtig. So flossen Sprachverbindungen mit 27 Prozent ins Gesamtergebnis des aktuellen connect-Netztests ein. Hierzu wurde von Fahrzeug zu Fahrzeug telefoniert, während die Walk-Tests mit einer stationären Smartphone-Gegenstelle telefoniert haben. Untersucht wurden Erfolgsquoten, Rufaufbauzeit und die Sprachqualität.
Datenmessungen machten 48 Prozent der Gesamtwertung aus. Neben dem Abruf von Webseiten wurden auch Up- und Downloads durchgeführt. Darüber hinaus wurden YouTube-Videos abgerufen und Sprachverbindungen per App durchgeführt. Nicht zuletzt haben die Tester die Reaktionsgeschwindigkeit beim eGaming ausprobiert.
Wie schon in den Vorjahren flossen auch Crowdsourcing-Ergebnisse in den connect Netztest ein - dieses Mal mit 25 Prozent. Diese Ergebnisse zeigen, welche Netzleistung tatsächlich bei den Nutzern ankommt. Anders als bei den von umlaut vorgenommenen Messungen kamen hier unterschiedliche Endgeräte und Tarife zum Einsatz, die möglicherweise den 5G-Zugang oder "LTE max" nicht unterstützen. Zudem wurden für den Crowdsourcing-Test von seit Mitte Mai und bis Ende Oktober Ergebnisse gesammelt.
Drive-Tests auf mehr als 12.000 Kilometern Strecke
Für die Drive-Tests waren die Test-Teams von Kiel im Norden bis nach München im Süden sowie von Düsseldorf im Westen bis Berlin im Osten unterwegs. Insgesamt wurden rund 12.000 Kilometer Strecke zurückgelegt. 20 Groß- und 23 Kleinstädte wurden angefahren. Die Walk-Tests fanden in elf Städten statt. Nach connect-Angaben wurden insgesamt etwa 16 Millionen Einwohner abgedeckt, das sind 19,3 Prozent der Bevölkerung.
Im Rahmen der Telefonie-Tests wurde festgestellt, dass noch keines der deutschen Netze Voice over New Radio (VoNR) unterstützt. Telefonate über 5G waren demnach nicht möglich. Hierfür wurde weitgehend der VoLTE-Standard im 4G-Netz genutzt. In allen deutschen Netzen waren die Rufaufbauzeiten kurz und auch hinsichtlich der Sprachqualität gab es keine Beanstandungen. Die Telekom lag in allen getesteten Szenarien vorne. Telefónica war in Großstädten und auf Verbindungsstraßen besser als Vodafone, das wiederum in Kleinstädten auf Platz 2 lag.
Alle drei Netzbetreiber haben im Test gegenüber ihren Kollegen in der Schweiz einen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn es um Telefonate in der Bahn ging. Das ist seit Jahren ein Ärgernis und obwohl die Netzbetreiber immer wieder Besserung geloben, ist die Situation nicht optimal. Immerhin: Gegenüber dem Vorjahr attestierten connect und umlaut der Telekom und Vodafone leichte Verbesserungen. Telefónica konnte sein Ergebnis aus dem vergangenen Jahr halten.
5G-Ausbau schreitet voran
Mit Testfahrzeugen quer durch Deutschland unterwegs
Foto: connect
Wie schon die Bundesnetzagentur bescheinigten auch connect und umlaut den drei deutschen Mobilfunk-Netzbetreibern, dass sie mit dem 5G-Ausbau gut vorankommen. Das betreffe nicht nur Großstädte, sondern sei auch in Kleinstädten, auf Verbindungsstraßen und sogar entlang von Bahnstrecken zu beobachten. Bei der Datenwertung des neuen Netztests hat die Telekom - wie schon bei den Telefonie-Tests - in allen Disziplinen die Mitbewerber hinter sich gelassen.
In Großstädten sei der Vorsprung der Telekom vor Vodafone und Telefónica nur sehr klein. In den Kleinstädten bescheinigt connect allen Betreibern Verbesserungen. Auf Verbindungsstraßen machte nur die Telekom Fortschritte. connect: "Je weiter sich unsere Testfahrzeuge aus den Großstädten entfernten, desto deutlicher zeichnete sich folgende Rangfolge ab: Telekom - Vodafone - Telefónica o2."
Fortschritte in der Bahn wurden zwar bei allen Betreibern erkannt, allerdings nur geringfügig. connect hielt Telekom, Vodafone und Telefónica aber zugute, dass zahlreiche Streckensanierungen dazu führten, dass die Züge nicht auf ihren Stammstrecken fuhren. Die normalerweise genutzten Strecken seien aber besser mit Mobilfunk versorgt als Ausweichrouten. Insgesamt betrachtet gebe es gegenüber dem Ausbau der Netze in Österreich und der Schweiz entlang von Bahnstrecken hierzulande aber erheblichen Nachholbedarf.
Erstmals "überragendes" Netz in Deutschland
Die Deutsche Telekom hat zum zwölften Mal in Folge den connect-Netztest gewonnen. Doch damit nicht genug: Das Netz des Betreibers mit Sitz in Bonn hat mit 952 von 1000 möglichen Punkten die Note "überragend" erreicht. Vor einem Jahr lag das Telekom-Netz bei 944 Punkten. Das Prädikat "überragend" hat connect erstmals an einen Netzbetreiber in Deutschland verliehen. Trotz gegenüber dem Vorjahr gestiegener Testanforderungen konnten sich die Telekom sowohl bei den Sprach-, als auch bei den Daten-Tests steigern.
Der zweite Platz im connect Netztest 2023 geht an Vodafone. Der in Düsseldorf ansässige Telekommunikationskonzern kam auf 915 Punkte (vor einem Jahr waren es 913 Punkte). Damit konnte connect dem Unternehmen die Note "sehr gut" attestieren. Der leichte Punktzuwachs gegenüber dem Vorjahr bedeute angesichts strengerer Kriterien eine Leistungssteigerung. Dabei seien vor allem bei der besonders wichtigen Datenkategorie Verbesserungen erkennbar.
Telefónica erreichte 894 Punkte und ebenfalls die Note "sehr gut". Gegenüber dem Vorjahr (874 Punkte) machte der in München ansässige Netzbetreiber den größten Sprung nach vorne. Fortschritte mache o2 beim Netzausbau. Bei der Sprachwertung liege das Unternehmen mit Vodafone fast gleichauf. Am deutlichsten gesteigert habe sich Telefónica aber beim mobilen Internet-Zugang.
connect: "Vertraute Rangfolge im fünften Jahr in Folge"
Der fortschreitende Netzausbau macht sich bemerkbar
Foto: Telekom
"Im fünften Jahr in Folge sehen wir im connect-Mobilfunknetztest eine vertraute Rangfolge. Da wir unsere Testmethodik kontinuierlich ausbauen und die Bewertungsschlüssel von Jahr zu Jahr verschärfen, bedeutet dies, dass sich alle Netzbetreiber gleichermaßen anstrengen, um weiterhin Spitzenleistungen zu liefern. Ohne ständige Verbesserungen am Netz wäre dies nicht möglich", so das Test-Fazit von Hannes Rügheimer, verantwortlicher connect-Autor.
Die Deutsche Telekom erringe ihren zwölften Testsieg in Folge und zum ersten Mal die Note "überragend". Auch Vodafone und Telefónica hätten sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert - insbesondere wenn es um den mobilen Internet-Zugang geht.
Hannes Rügheimer: "Noch einmal sei daran erinnert, dass diese Steigerungen trotz verschärfter Bewertungskriterien gelangen. Einen klaren Anteil an diesem Erfolg hat auch der bei allen drei Anbietern gut vorangekommene 5G-Ausbau. Erfreulich für die Kunden: Nicht nur in Großstädten, sondern auch in Kleinstädten, auf Straßen und in der Bahn sind diese Fortschritte klar zu beobachten."
Auch teltarif.de testet regelmäßig die Qualität der deutschen Mobilfunknetze. Bereits vor einigen Wochen haben wir unseren Erfahrungsbericht zu Telekom-, Vodafone- und o2-Netz veröffentlicht.