Cloud Gaming

Test: "Cyberpunk 2077" via Google Stadia & iPad Pro

Das Spiel "Cyber­punk 2077" ist in der Gaming-Szene in aller Munde. Wir haben den Titel über Google Stadia auspro­biert. Unsere Erfah­rungen lesen Sie im nach­fol­genden Bericht.
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"Cyber­punk 2077" ist ein Action-Rollen­spiel von CD Project RED. Das polni­sche Entwickler-Studio ist beispiels­weise für hoch­gelobte Titel wie "The Witcher 3: Wild Hunt" aus dem Jahr 2015 bekannt. Zum Start von Cyber­punk 2077 musste CD Project RED jedoch Kritik einste­cken, weil es Berichten zufolge zu Problemen bei den Konso­len­ver­sionen von PlayStation 4 von Sony und Xbox One von Micro­soft gekommen ist und deshalb nicht gut spielbar sein soll. Daraufhin entschul­digte sich das Entwickler-Studio und kündigte Updates an, um die Perfor­mance auf älteren Konsolen-Gene­rationen zu verbes­sern.

Im Online-Store von PlayStation ist Cyber­punk 2077 aktuell nicht zu finden. Micro­soft gibt in seinem Store den Hinweis, dass bis zum Update des Spiels es bei Nutzern auf Xbox-One-Konsolen zu Perfor­mance-Problemen kommen kann. Mitt­ler­weile gibt es Berichte dazu, dass gegen CD Project RED Klage einge­reicht werden soll. Es gehe unter anderem darum, dass Aktio­näre des polni­schen Entwickler-Studios durch falsche Aussagen dazu gebracht worden sein sollen, das Markt­poten­zial von Cyber­punk 2077 falsch einzu­schätzen, wie unter anderem die Kollegen von Golem berichten.

Die Version für PC und für die neuen Konsolen von Sony (PS5) und Micro­soft (Xbox Series X/S) sollen besser wegge­kommen sein. Wer sich aller­dings aufgrund der spär­lichen Verfüg­bar­keit nicht zu den glück­lichen Besit­zern der neuen Konsolen zählen kann oder keinen kompa­tiblen PC besitzt, muss andere Wege beschreiten. Eine Lösung kann das Streamen von Spielen sein.

Seit kurzer Zeit unter­stützt die Cloud-Gaming-Lösung Google Stadia auch iOS-Geräte. Nach einem ersten Test haben wir nun Cyber­punk 2077 auf einem Apple iPad Pro 12.9 (2020) und mit einem Dual-Shock-4-Controller (PS4-Controller) von Sony auspro­biert. Im nach­fol­genden Bericht lesen Sie unsere Erfah­rungen, die wir mit Strea­ming-Qualität, Spiel­erlebnis und wich­tigen Voraus­set­zungen, die für ein gutes solches erfüllt sein müssen, gemacht haben. Zum Spiel­geschehen selbst, der Story, Figuren und Co. werden wir keine Aussagen treffen.

Inter­net­geschwin­dig­keit: Das A und O

Startbildschirm: "Cyberpunk 2077" über Google Stadia Startbildschirm: "Cyberpunk 2077" über Google Stadia
Bild: teltarif.de
Google Stadia hat einen Vorteil und einen Nach­teil: Anders als Versionen für PC und Konsole muss das Spiel nicht instal­liert werden, auch teil­weise über­dimen­sional große Updates, die nach dem ersten Einlegen in den Disk-Schlitz und bei bestehender Inter­net­ver­bin­dung abge­fragt werden, entfallen. Das Spiel­erlebnis mit Google Stadia hängt aller­dings maßgeb­lich von der verfüg­baren Band­breite des Inter­net­anschlusses ab.

Apple iPad Pro 2020 (12,9 Zoll)

Erste Spiel­ver­suche mit Cyber­punk 2077 haben wir über eine nicht ausrei­chende Leitung (weniger als 10 MBit/s) gemacht. Spielen war so gut wie gar nicht möglich. Wer sich also für Google Stadia inter­essiert, sollte über einen Inter­net­anschluss mit ausrei­chender Band­breite verfügen. Mit Hilfe eines Speed­tests, der über die Webseite von Google Stadia bereit­gestellt wird, kann die Inter­net­geschwin­dig­keit vor dem Kauf gecheckt werden. Google empfiehlt eine Down­load­geschwin­dig­keit von mindes­tens 10 MBit/s, für eine Auflö­sung, die über 720p hinaus­geht, ist aber eine schnel­lere Verbin­dung nötig. Nutzer, die über einen Chro­mecast Ultra, der im Paket der Google Stadia Premiere Edition inklu­diert ist, mit Auflö­sungen bis zu 4K streamen wollen, benö­tigen laut Google eine verfüg­bare Down­load­rate von mindes­tens 35 MBit/s.

Tipp: Wenn Sie den Speed­test durch­führen, achten Sie darauf, dass im Hinter­grund keine Down­loads laufen und so wenig Geräte wie möglich mit dem Netz­werk verbunden sind. Glei­ches gilt auch für eine aktive Cloud-Gaming-Session. Es ist daher empfeh­lens­wert, während­dessen möglichst wenige Geräte im Netz­werk zu vereinen.

Cyber­punk 2077 auf dem iPad Pro: Verschie­dene Auflö­sungen

Wir haben Cyber­punk 2077 (Alters­frei­gabe: USK 18) nun mehrere Stunden gespielt. Dazu stand uns eine Leitung mit einer über besagten Speed­test ermit­telten Down­load­geschwin­dig­keit in Höhe von 46,816 MBit/s zur Verfü­gung. Die Verbin­dungs­geschwin­dig­keit wäre auch für das Gaming in bis zu 4K-Auflö­sung geeignet, aufgrund der geringen Auflö­sung des iPads (2048 mal 2732 Pixel) wird dies aber nicht unter­stützt. Mit 720p und 1080p stehen über das Apple-Tablet zwei Möglich­keiten bereit, Cyber­punk 2077 zu spielen. Im Spiel­menü können weitere Grafik­vor­ein­stel­lungen wie "Hohe Bild­fre­quenz" und "Grafik" vorge­nommen werden. Weitere Optionen wie "Bewe­gungs­schärfe" und "Schär­fen­tiefe" waren vorab akti­viert, weshalb wir diese unan­getastet gelassen haben. Die 720p-Auflösung auf dem iPad ist für unseren Geschmack ausreichend Die 720p-Auflösung auf dem iPad ist für unseren Geschmack ausreichend
Bild: teltarif.de
Wir haben uns übri­gens für die Auflö­sung 720p entschieden. Laut Angabe von Google werden in dieser Auflö­sungs­stufe pro Stunde bis zu 4,5 GB Daten genutzt, in 1080p können es bis zu 12,6 GB sein. Diese Infor­mation ist auch nicht uner­heb­lich für Zocker, die unter­wegs das mobile Daten­volumen anzapfen wollen. Wir empfanden die Unter­schiede zwischen 720p und 1080p auf dem Apple iPad Pro 12.9 (2020) für das Spiel­erlebnis zudem nicht ausschlag­gebend. Höhere Auflö­sungen sind sinn­voll, wenn beispiels­weise über ein deut­lich größeres Fern­seh­gerät gespielt wird. Die Darstel­lung in 1080p auf dem iPad zeigte im Test in entfern­teren Bild­berei­chen mehr Details. Da mussten wir aber schon genau hinschauen - und auch nur im direkten Vergleich mit von uns ange­fer­tigten Screen­shots -, um hand­feste Unter­schiede extra­hieren zu können.

Rele­vanter können da die Grafik­vor­ein­stel­lungen sein. "Grafik" hellt sichtbar Bild­bereiche auf im Gegen­satz zu "Hohe Bild­fre­quenz". Aber auch das fiel uns nur im direkten Vergleich von Bild­schirm­fotos auf, die wir in den verschie­denen Einstel­lungen vorge­nommen haben. Das Spiel­erlebnis wurde unserer Meinung nach nicht beein­flusst. Diese Aussage gilt aber auch nur für das Zocken über das gewählte iPad-Modell.

Damit Sie sich selbst ein Bild von den Unter­schieden der beiden Einstel­lungen machen können, haben wir zwei Bilder in 1080p ange­hängt. Zusätz­lich haben wir beide Aufnahmen auch im 720p-Spiel­modus bereit­gestellt. In allen Fällen handelt es sich um Screen­shots, die wir vom Spiel­geschehen in Cyber­punk 2077 mit der Tasten­kom­bina­tion des iPad-OS-Geräts gemacht haben.

Test­bilder

Test-Einstel­lung: 720p und hohe Bild­fre­quenz

Wir haben uns neben der 720p-Auflö­sung für die Grafik­vor­ein­stel­lung "Hohe Bild­fre­quenz" entschieden, weil die Bewe­gungen, die wir mit dem PS4-Controller ausführten, flüs­siger waren. In der "Grafik"-Einstel­lung waren diese träger, was letzt­lich aber Geschmack­sache ist. Unser Setup, mit dem wir spielten, war nicht weit vom Router entfernt, und die Inter­net­ver­bin­dungs­geschwin­dig­keit war gemäß den Vorgaben für die 720p-Auflö­sung auch mehr als ausrei­chend, weshalb wir von einem guten Spiel­gefühl profi­tieren konnten. Erwäh­nens­werte Abbrüche der Strea­ming-Qualität konnten wir nicht fest­stellen, sodass das Spiel­geschehen die meiste Zeit stabil verlief und nicht zu Beein­träch­tigungen des Erleb­nisses führte. Das Spielen über das iPad machte Spaß. Spielszene aus "Cyberpunk 2077" Spielszene aus "Cyberpunk 2077"
Bild: teltarif.de
In linken, unteren Bild­schirm­bereich sind Hinweise zu Aktionen einge­blendet, die mit Tasten auf dem Gamepad ausge­führt werden können. Hier mussten wir aufgrund des im Vergleich zu großen Displays dann doch klein erschei­nenden Panels des iPad Pro und der geringen Auflö­sung genauer hinschauen und auch näher an das Gerät heran­rücken. Was auf dem iPad aber gerade so mit ein wenig Übung noch funk­tio­niert, könnte sich beim Zocken über Smart­phone-Displays noch schwie­riger erweisen. Den Test führten wir sonst in einer bequemen Sitz­posi­tion mit etwa 50 Zenti­meter Entfer­nung vom Display durch.

Bei manchen Starts des Spiels über Google Stadia gab es keinen Sound, sodass das Spiel erst neu gestartet werden musste. Das war etwas nervig. Zudem dürfte nicht jedem gefallen, dass die Status­leiste mit Uhrzeit, Datum und Co. perma­nent auch während des Spie­lens zu sehen ist. Das mag unter anderem daran liegen, dass die iOS-Vari­ante von Google Stadia nicht über eine eigene App wie im Falle von Android läuft, sondern über den Safari-Browser. Das sollte jedoch nicht vom Spielen abhalten, an die Anzeige kann man sich durchaus gewöhnen.

Die Verbin­dung des Control­lers war im Test durchweg stabil. Es kam jedoch vor, dass der Controller beim Starten von Cyber­punk 2077 nicht vom System erkannt wurde. Das lag daran, dass wir den Controller zunächst unter den Blue­tooth-Einstel­lungen von iPad OS verbunden hatten und anschlie­ßend Stadia öffneten. Ist Bluet­tooth einge­schaltet und wird die "PS"-Taste auf dem Controller erst zwecks Verbin­dung mit dem iPad gedrückt wenn Stadia geöffnet ist, wird der Controller sofort erkannt.

Fazit

Für gele­gent­liche Cyber­punk-Zocker­ses­sions erwies sich die Lösung über Google Stadia als gute Alter­native. Ein aktu­elles Triple-A-Spiel unter­wegs oder mal schnell zwischen­durch spielen zu können, ist - sofern eine ausrei­chende Band­breite vorhanden ist - mit einem Tablet unschlagbar. Grafik-Fans werden sicher­lich nach Höherem streben. Dann bleibt nur der Griff zur Konsolen-, PC-Fassung oder der Abschluss eines Stadia-Pro-Abos, für das Kosten von rund zehn Euro pro Monat anfallen, und ein Chro­mecast Ultra (im Bundle mit einem Google-Stadia-Controller aktuell für rund 78 Euro zu bekommen, Stand: 30. Dezember), mit dem Auflö­sungen von bis zu 4K beispiels­weise über ein Fern­seh­gerät mit HDMI-Anschluss möglich sind.

Wer nun über ein kompa­tibles Tablet, Smart­phone, einen PC oder Laptop spielen möchte und einen passenden Controller besitzt, erhält über das Spielen mit Stadia letzt­lich die güns­tigste Möglich­keit, um an aktu­elle Titel zu kommen. "Cyber­punk 2077" kostet rund 60 Euro und lässt sich ohne Pro-Abo kaufen. Spielen ist auch ohne Controller möglich. Dazu wird nach dem Start des Spiels ein virtu­elles Gamepad zur Wahl ange­boten, wenn zuvor kein Controller verbunden worden ist. Komfor­tabel ist diese Lösung - zumin­dest auf dem iPad Pro - unserer Meinung nach aber nicht.

In einer weiteren Meldung finden Sie Cloud-Gaming-Anbieter im Über­blick.

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