Telekom stellt MagentaGaming ein
Mit großen Erwartungen hatte die Deutsche Telekom ihr Cloud-Gaming-Angebot unter dem Namen MagentaGaming gestartet. Die Idee war einleuchtend: Moderne Spiele brauchen gewaltig Rechenleistung, und der Spieler müsste sich laufend neue und bessere Hardware kaufen. Wenn das Spiel auf Servern im Netz liefe, könnte sich der Spieler das sparen. Einzige Bedingung: Der eigene Zugang zum Internet müsste richtig schnell und mit geringster Latenz sein.
Telekom drückt den Aus-Knopf
Die Telekom schaltet ihr Cloud-Angebot MagentaGaming am 26.02. ab.
Webseite: Telekom Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Doch nach etwa anderthalb Jahren drückt die Deutsche Telekom bei MagentaGaming auf den "Aus-Knopf". Die Nachfrage sei "hinter den Erwartungen" geblieben. Konkret soll das Angebot "Ende Februar" beendet werden, der exakte Termin wird auch auf der Homepage bereits angezeigt.
Zunächst hatte "Caschys Blog" darüber berichtet, bald darauf bestätigte die Deutsche Telekom gegenüber heise online: "MagentaGaming wurde leider nicht wie erhofft angenommen, sodass wir uns dazu entschieden haben, den Dienst einzustellen".
Keine Bestellungen mehr möglich
Neue Bestellungen sind bereits nicht mehr möglich. Bestehende Abonnements sollen am 26. Februar auslaufen. Bestandskunden sollen ab heute per E-Mail informiert werden.
Gegenstück zu Google Stadia?
Mit MagentaGaming hatte die Telekom im August 2020 ein Gegenstück zu Google Stadia schaffen wollen. Bei Google müssen viele Titel zusätzlich gekauft werden. Die Telekom bot ihren Dienst einen Monat zum Testen kostenlos an, danach hatte der Dienst 6,95 Euro pro Monat gekostet, mit fairer monatlicher Kündigungsfrist.
Zu wenig interessante Spiele?
Der Autor hatte seinerzeit ein wenig herumprobiert, aber der Autor ist absolut kein Gamer, und das Spielerlebnis wollte sich auch bei dem Testangebot nicht einstellen. Manche Spiele waren ungewohnt zu bedienen oder ruckelten, trotz relativ flotten Internetzugangs und eines Mittelklasse-PCs.
Mageres Angebot
Und das mögliche Angebot von Spielen blieb mager. Heise nennt "hochwertige Spiele" wie "Brothers: A Tale of Two Sons", "Control" und "Ghostrunner" als Ausnahme, der Rest der rund 120 enthaltenen Spiele sei eher unbekannt gewesen und hatte wenig Potenzial. Spiele wie "Garfield Kart", "Asterix und Obelix: XXL3" oder "Police Helicopter Simulator" fanden echte Spiele-Freaks nun mal nicht so cool. Die großen Spieleproduzenten fürchteten wohl wegbrechende Einnahmen, wenn man ein Spiel nicht mehr kaufen muss, sondern monatlich kündbar per Streaming spielen kann.
Offenbar ist bei den Spielefreaks das Spiele-Streaming insgesamt nicht so populär. Die meisten Gamer möchten lieber auf einem lokalen "eigenen" Gerät spielen, wo sie die volle Kontrolle haben oder zu haben glauben. Dabei sind sogenannte "Spielegrafikkarten" oder gar Spiele-Konsolen seit Monaten kaum im Handel zu bekommen. Aber nicht nur die Telekom schaut in die Röhre, auch Googles Dienst Stadia erfüllte nicht die Erwartungen und wurde im Hintergrund stark zurückgefahren.
Es bleiben noch zwei Anbieter
Neben der Telekom, die jetzt aussteigt und Google, sind noch der Grafikkarten- und Chipsatz-Spezialist Nvidia und Microsoft auf dem Markt. Die letztgenannten bieten Cloud-Gaming als Add-On: Nvidia nennt sein Angebot "GeForce Now". Hier können Spiele gestreamt werden, die der Spieler vorher schon offline gekauft hat. Microsoft nennt sein Angebot "xCloud" und hat es in das Abonnement des "Game Pass" eingebaut. Die Spiele werden lokal installiert.
Netze noch zu langsam?
Eine Vermutung: Um mit dem Gaming-Angebot punkten zu können, hätte die Telekom ihr eigenes Netz flächendeckend wesentlich beschleunigen müssen. Überall da, wo die Telekom (noch) nicht ausbauen kann oder will, weil lokale Anbieter schneller waren, wäre das Angebot nur als OTT-Angebot realisierbar gewesen. Hätten die Netze die notwendigen geringen Pings hergegeben?
Hätte, hätte, Fahrradkette: Die Telekom steigt aus, vielleicht war sie einfach viel zu früh auf dem Markt. Kann auch sein, dass nach dem Startschuss von 6G die Mobilfunk-Netze erst ausreichend schnell genug sein werden, um auch außerhalb von Gebäuden spielen zu können, sofern und solange es superstabiles und superschnelles Netz gibt, und zwar überall da, wo die Spieler gerade Lust drauf haben.
Der EU-Rechnungshof rügte gerade den viel zu langsamen Netzausbau bei 5G.