Digitalradio

Diskriminierungsfreier Rundfunk-Zugang: DAB+-Pflichtchip für alle?

Die Marktakteure hinter DAB+ fordern politische Weichenstellungen, damit sich der Boom beim terrestrischen Digitalradio fortsetzt. 2016 wurden so viele Digitalradios verkauft wie noch nie.
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Pure Radio Digitalradio Büro Deutschland fordert Pflichtchip für DAB+
Bild: Pure
Der Boom beim terres­trischen Digital­radio DAB+ soll sich fort­setzen, so lautet die Forderung des Digital­radio Büros Deutschland. Die Gemein­schafts­initiative von ARD, Deutsch­land­radio, privaten Radio­veranstal­tern, Geräte­herstel­lern und Netz­betrei­bern fordert politische Weichen­stel­lungen. Wie aus einer Bilanz des Jahres 2016 hervorgehe, sei das digital-terres­trische DAB+-Radio in diesem Jahr so stark wie noch nie und setze sich immer mehr im Markt durch. Dies belegten nicht zuletzt aktuelle Ergeb­nisse aus der Markt­forschung: Knapp 14 Prozent der Bevöl­kerung nutzen DAB+ regel­mäßig. Das sind fast zehn Millionen Menschen (9,53 Millionen Personen ab 14 Jahren) und damit 2,1 Millionen mehr als im Vorjahr. Im gleichen Zeit­raum stieg die Zahl der verbauten DAB+-Auto­radios von zwei auf drei Millionen.

Erfreuliche Steigerungsraten

Pure Radio Digitalradio Büro Deutschland fordert Pflichtchip für DAB+
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Laut dem Markt­forschungs­institut GfK weist der jährliche Absatz von DAB+-Geräten in Deutsch­land erfreu­liche Stei­gerungs­raten auf. Bis zum Jahres­ende werden rund 1,1 Millionen DAB+-Radios einen Käufer gefunden haben, so die Erwar­tungen der Händler. Von Januar bis Oktober 2016 wurden bereits 726 000 Geräte verkauft.

"Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: DAB+ ist nicht mehr aufzu­halten. Wer heute noch am Erfolg von Digital­radio DAB+ zweifelt oder die Techno­logie schlecht­redet, agiert ausschließ­lich aus taktischen Gründen", resümiert Dr. Willi Steul, Vorsitzender des Vereins Digital­radio Deutsch­land e.V. und Inten­dant von Deutsch­land­radio. Zugleich hofft er auf eine weitere Dynamik im neuen Jahr: 2017 könnte ein zweiter bundes­weiter Multi­plex das Digital­radio-Angebot durch weitere attraktive Sparten­programme bereichern. Die entspre­chenden Kapa­zitäten haben die Landes­medien­anstalten bereits ausge­schrieben.

Steul fordert Fördermaßnahmen für Privatradios

An die Politik appelliert Dr. Steul, die notwendigen Rahmen­bedingungen zu schaffen, damit sich die positiven Prozesse fortsetzen: "Dazu gehört beispiels­weise, dass frei werdende UKW-Frequenzen nicht wieder neu vergeben werden dürfen. Ferner muss die Politik privaten Programm­anbietern durch gezielte Förder­maßnahmen die Chance für neue Programme über DAB+ eröffnen, neben der Finan­zierung des Simul­casts für exis­tierende UKW-Angebote. Die Länder Schweiz und Norwegen zeigen eindrucks­voll, wie eine Migration von analogem zu digitalem Radio gelingen kann, wenn alle Markt­akteure - private und öffent­lich-recht­liche Programm­veranstalter, Netz­betreiber und die Geräte­industrie – mit der Politik an einem Strang ziehen." Norwegen beginnt als erstes europäisches Land ab Januar 2017 mit dem Ausstieg aus der analogen UKW-Technik, in der Schweiz sollen ab 2020 die UKW-Sender­netze abge­schaltet werden.

Diskriminierungsfreier Rundfunk-Zugang: DAB+-Pflichtchip für alle Radiomodelle

Zudem fordert der Vor­sitzende des Digital­radio Vereins Deutsch­land eine Gleich­behand­lung von digitalem Radio und digitalem Fern­sehen: "Nach der Abschal­tung der Mittel-, Lang- und Kurz­wellen­sender sollte es eigentlich eine Selbst­verständlich­keit sein, dass in Deutsch­land verkaufte Radio­modelle weiter eine Zugangs­möglich­keit zu allen terres­trisch verbrei­teten Hör­funk­programmen besitzen." Das sei aber nur möglich, "wenn Radio­geräte verpflich­tend einen Multinorm-Empfangs­chip für UKW und DAB+ besitzen. Nur dadurch entsteht ein diskrimi­nierungs­freier Zugang zu allen auch digital über Antenne verbreiteten Angeboten." Die Bundes­regierung hatte zuletzt eine entsprechende Bundes­rats-Initia­tive zu einer Veran­kerung im Tele­kommuni­kations­gesetz abgelehnt .

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