Digitalradio

DAB+: Die Ausbaupläne für Digitalradio im Jahr 2013

Der Norden bleibt weiter weitgehend digitale Diaspora
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Digitalradio-Ausbau geht weiter Digitalradio-Ausbau geht weiter
Bild: SWR
Auch 2013 wird kein Jahr des Stillstands werden beim digital-terrestrischen Radio (DAB/DAB+) in Deutschland. Sowohl der Netzbetreiber Media Broadcast als auch mehrere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten wollen die Sendernetze im kommenden Jahr ausbauen.

Bundesweiter Multiplex: Neue Standorte stehen fest

Beim bundesweiten Multiplex mit drei Programmen des Deutschlandradios und zehn Privatsendern geht der Ausbau 2013 etwas langsamer voran. Nahm Netzbetreiber Media Broadcast in 2012 19 neue Sendeanlagen ans Netz, werden es im nächsten Jahr nur sechs sein. Hintergrund ist vor allem, dass die Privatsender einen Rückgang ihrer Werbeeinnahmen befürchten. Außerdem gingen ursprüngliche Prognosen davon aus, dass bis Ende 2012 schon mehr Digitalradios in deutschen Haushalten stehen, die Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikations­elektronik (gfu) rechnet dagegen nur mit 350 000 verkauften Empfängern in diesem Jahr.

Digitalradio-Ausbau geht weiter Digitalradio-Ausbau geht weiter
Bild: SWR
Die Bundesnetzagentur hat inzwischen publiziert, wo der "Bundesmuxx" im kommenden Jahr überall starten wird: So wird eine wichtige Lücke entlang der Autobahn A3 zwischen Frankfurt und Nürnberg durch den Sender Würzburg geschlossen. Die A4 wird künftig zwischen Gera und Dresden flächendeckend mit dem neuen Sender Chemnitz-Geyer erschlossen. Dieser füllt auch eine Lücke auf der A14 zwischen Leipzig und dem Dreieck Nossen und versorgt Teile der A72 zwischen dem Vogtland und Chemnitz. Eine Versorgungslücke auf der A2 zwischen Bielefeld und Hannover wird durch den Sender Minden-Jakobsberg geschlossen. Ebenso wird ein Funkloch zwischen Stuttgart und Ulm auf der A8 durch den Sender Geislingen-Oberböhringen gestopft. Ferner soll die A66, die in Kürze durchgängig zwischen Frankfurt und Fulda befahrbar sein wird, durch den neuen Sender Schnepfenkopf bei Gelnhausen versorgt werden. Die vermeintlich reichweitenstärkste Sendeanlage für den bundesweiten Multiplex wird in den Nordalpen auf dem fast 1 900 Meter hohen Wendelstein in Betrieb gehen. Mit dieser Anlage verbessert sich der Empfang in weiten Teilen Ober- und Niederbayerns. Bis auf Rostock und Lübeck werden, wenn der Ausbau planmäßig verläuft, bis Ende 2013 alle großen deutschen Städte mit dem bundesweiten Multiplex versorgt sein, insgesamt sind dann 52 Sendeanlagen in Betrieb.

SWR und BR bauen Netze massiv aus

Neben den Akteuren des bundesweiten Multiplexes wollen auch die öffentlich-rechtlichen ARD-Anstalten ihre regionalen Muxxe weiter ausbauen. Dabei ist nach wie vor ein starkes Süd-Nord-Gefälle zu spüren. Vor allem der Bayerische Rundfunk (BR) und der Südwestrundfunk (SWR) wollen auch im kommenden Jahr den Ausbau ihrer Bouquets in Bayern und Baden-Württemberg mit neuen Sendestationen und erhöhten Sendeleistungen weiter vorantreiben. Genaue Pläne stehen zwar noch nicht fest, Insider rechnen jedoch damit, dass die ARD-Anstalten in 2013 bis zu 15 Sendeanlagen neu ans Netz bringen oder die Sendeleistungen an bisherigen erhöhen. In Rheinland-Pfalz befindet sich der SWR dagegen aktuell im Klinch mit einem Privatsender um den weiteren Netzausbau, wie der Branchendienst "Digitalmagazin" berichtet.

Digitalradio-Boom in Hessen und Berlin

Generell zeichnet sich eine Entwicklung beim digital-terrestrischen Radio ab, die mit dem des Fernseh-Pendants DVB-T vergleichbar ist. Private Sender sind vorrangig an Sendegebieten interessiert, in denen viele Menschen leben. So verzeichnet etwa Hessen mit seinem bisher nur im Rhein-Main-Gebiet empfangbaren Privatradio-Multiplex einen wahren Digitalradio-Boom. Aktuell sind bereits sieben Privatradios in dem Bouquet aktiv, noch vor Weihnachten 2012 gestartet sind die Sender "Radio Impala" und "Schlagerhölle". Sollte die Betreibergesellschaft Hessen Digitalradio Verträge mit weiteren Anbietern bekannt geben, wonach es aktuell aussieht, würde das Sendegebiet auf die Städte Wiesbaden (Sender Kastel) und Kassel (Sender Habichtswald) ausgebaut. Um auch die Autobahnen A5 und A7 zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und Nordhessen zu versorgen, würde zusätzlich ein Sender am Standort Rimberg in Betrieb gehen.

Ein ähnlich starkes Interesse an DAB+ wie im Rhein-Main-Gebiet verzeichnet die Hauptstadt Berlin, obwohl es hier bereits das größte UKW-Angebot in Deutschland gibt. Die Betreibergesellschaft Media Broadcast befindet sich aktuell in Verhandlung mit weiteren Programmanbietern, so dass ein Multiplex schon im kommenden Jahr komplett gefüllt sein könnte.

Auch in Mitteldeutschland geht der Ausbau der Sendernetze bevor. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) plant für 2013 die Inbetriebnahme der Sender Inselsberg (Thüringer Wald), Chemnitz (Geyer) und Löbau (Schafberg). Am Standort Oschatz (Collmberg) gibt es zudem einen leistungsstärkeren Sender. Damit wären die Bouquets des MDR auf den gesamten Autobahnen A4 und A14 flächendeckend zu hören. Wenigstens eine gute Nachricht gibt es auch für Norddeutschland: Radio Bremen steigt im Februar 2013 als letzte ARD-Anstalt offiziell ins Digitalradio ein und strahlt hier neben seinen von UKW bekannten Hörfunkprogrammen auch den Kinderkanal KiRaKa und die Jugendwelle Bremen 4 Next digital aus.

Weiter stumme Digitalradios in einigen Teilen Deutschland

Doch auch Ende 2013 wird es noch mehrere "Täler der Ahnungslosen" bei DAB/DAB+ geben. In ganz Mecklenburg-Vorpommern außer der Hauptstadt Schwerin, großen Teilen Brandenburgs, etwa der Oberlausitz, dem Spreewald, der Uckermark oder der Prignitz, aber auch in touristisch stark frequentierten Gebieten Ostfrieslands und an der gesamten Westküste Schleswig-Holsteins werden auch im kommenden Jahr die Digitalradios voraussichtlich stumm bleiben.

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