Hörfunk

Digitalradio: DAB+ hat ein massives Problem

Wir berichten darüber, warum bei DAB+ die parallele Ausstrahlung eines Programms auf zwei Frequenzen zu schlechtem Empfang führen kann. Abhilfe müssen Geräteindustrie und Programmveranstalter schaffen.
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DAB+ sorgt nicht immer für bestmöglichen Empfang DAB+ sorgt nicht immer für bestmöglichen Empfang
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Ende der 80er Jahre wurde für das analoge UKW-Radio das sogenannte Radio Daten System (RDS) eingeführt. Seitdem lassen sich anstelle der Sendefrequenz der Name des gehörten Programms und programmbegleitende Informationen anzeigen. Zudem - und das ist vor allem beim Betrieb im Auto das deutlich wichtigere Feature - sucht RDS stets die am Aufenthaltsort bestempfangbare Frequenz des gehörten Programms und stellt diese am Empfänger ein. Während einer Fahrt überprüft das Radio bei Feldstärkeeinbrüchen des gerade genutzten Senders, ob das Programm von einem anderen Standort möglicherweise besser zu empfangen ist. Gegebenenfalls wird automatisch auf die Frequenz des besser einfallenden Strahlers umgeschaltet.

Beim terrestrischen Digitalradio DAB+ werden in der Regel Gleichwellennetze eingesetzt. Das heißt, ein Programm sendet im Paket mit weiteren Programmen im gesamten Sendegebiet auf einem einheitlichen Kanal. So ist ein Frequenzwechsel während einer Autofahrt nicht erforderlich und das gewünschte Programm kann im gesamten Verbreitungsgebiet in einer gleichbleibenden Qualität empfangen werden.

Abstrahlung in mehreren Paketen kann zu Problemen führen

DAB+ sorgt nicht immer für bestmöglichen Empfang DAB+ sorgt nicht immer für bestmöglichen Empfang
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Es gibt aber Ausnahmen von dieser Regel. So sendet die Musikwelle Absolut Hot sowohl in Bayern als auch in Hessen jeweils im landesweiten Privatradio-Bouquet über DAB+. SWR3 wird vom Südwestrundfunk in Rheinland-Pfalz und auch in Baden-Württemberg digital-terrestrisch verbreitet. In Baden Württemberg werden dazu aufgrund der Regionalisierung bei SWR4 zudem unterschiedliche Kanäle für den Norden und Süden des Landes verwendet. Der Mitteldeutsche Rundfunk sendet in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt jeweils auf verschiedenen Kanälen.

Dieses Szenario ist aber eigentlich nicht vorgesehen und sorgt bei Hörern unter Umständen für Empfangsprobleme. Wer im Rhein-Main-Gebiet Absolut hot hört, empfängt das Programm je nach Aufenthaltsort sowohl aus Hessen als auch aus Bayern. Dabei wird aber - anders als beim RDS-System auf UKW - nicht automatisch das bestempfangbare Signal genutzt, sondern der Kanal, der bei einem Suchlauf zuerst gefunden wurde.

Im Taunus wird SWR3 je nach Standort aus Rheinland-Pfalz und aus beiden baden-württembergischen Programmpaketen empfangen. Auch hier kommt nicht das beste Signal zum Einsatz, sondern es wird der zuerst eingelesene Kanal genutzt. Erst wenn der so eingelesene Sender überhaupt nicht mehr zu hören ist, schalten die Empfangsgeräte auf ein weiteres verfügbares Signal um. In der Zwischenzeit hört man das gewünschte Programm unter Umständen nur mit starken Aussetzern - und somit in schlechterer Qualität als auf UKW.

Selbst bei stationärem Empfang müssen die Hörer mit einer schlechten Übertragungsqualität rechnen. Die meisten Radiogeräte zeigen die betroffenen Programme nämlich nur einmal in der Senderliste an - und auch hier wird eher zufällig der bestempfangbare Kanal genutzt. Wurde das Programm auf einem nur schwach einfallenden Multiplex eingelesen, so hilft oft nur das Zurücksetzen des Radios auf die Werkseinstellungen mit anschließendem neuen Suchlauf weiter, bei dem man dann darauf hoffen kann, dass wieder der stärker ankommende Kanal abgespeichert wird.

Hersteller und Programmanbieter gefordert

Hier ist die Empfänger-Industrie gefordert, die Software der Receiver zumindest so zu programmieren, dass mehrfach bei einem Suchlauf eingelesene Programme auch zwei- oder dreimal in der Senderliste auftauchen. Bei einigen wenigen Empfangsgeräten funktioniert das bereits so, bei den meisten anderen Geräten leider nicht. So hätten die Nutzer aber die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, aus welchem Programmpaket sie die gewünschte Station hören möchten.

Aber auch die Rundfunkanstalten könnten für Abhilfe sorgen. So sollte es möglich sein, einem in mehreren Ensembles verbreiteten Programm jeweils unterschiedliche Kennungen zuzuweisen. Dann müssten die Hörer zwar auch beim SWR3-Empfang während einer Autofahrt von Mainz über Mannheim nach Freiburg zweimal manuell den Kanal wechseln. Sie hätten aber die Möglichkeit, stets manuell auf die beste Frequenz abzustimmen und so immer bestmöglich das gewünschte Programm zu hören.

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