Disney baut eigenen Streamingdienst
Robert Iger, CEO von Disney, will einen eigenen Streamingdienst aufbauen
Foto: picture alliance / dpa
Wer Filme aus dem Fundus von Disney und Pixar sehen will, muss entweder auf DVDs/Blu-rays zurückgreifen, auf deren Ausstrahlung im Free TV warten, einen Pay-TV-Anbieter buchen - oder Netflix abonnieren. Bei dem Streaminganbieter wird aber spätestens 2019 kein Film im Besitz von Disney mehr zu sehen sein. Der aktuell größte Medienkonzern der Welt hat seine Partnerschaft mit Netflix aufgekündigt, wie das Unternehmen mitteilt.
Der Grund dafür ist ein denkbar einfacher: Disney will selbst zum Streaminganbieter werden. CEO Robert Iger hat entsprechende Pläne und die Absicht, den US-amerikanischen Streamingbetreiber BAMTech mehrheitlich aufzukaufen, in der Nacht bekannt gegeben.
Neue Machtverschiebung im Streamingbereich?
Robert Iger, CEO von Disney, will einen eigenen Streamingdienst aufbauen
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Für Netflix bedeutet der Schritt jedenfalls nichts Gutes. Neben diversen Eigenproduktionen vom Kaliber eines House of Cards oder Orange is the new Black, sorgte vor allem Disney für die wichtigsten Streaminginhalte und das exklusiv. Kein Wunder, dass der Börsenkurs von Netflix um ganze 3 Prozent absackte. Zumal Disney seine neuen Pläne bezüglich der Streamingstrategie nach Börsenschluss bekannt gab.
Komplett neu aufbauen muss Disney ein solches Angebot allerdings nicht, denn man hatte bereits eine Beteiligung an BAMTech, dem Streamingbetreiber der US-amerikanischen Baseball-Liga MLB. Nun übernimmt Disney die Mehrheitsanteile und wird den Dienst entsprechend sukzessive umbauen.
Aber auch aus anderer Sicht macht der Schritt von Disney durchaus Sinn: Die zuletzt vorgelegten Geschäftszahlen weißen einen Umsatzrückgang auf nur noch 14,24 Milliarden US-Dollar auf und auch der Gewinn sank um 9 Prozent auf 2,37 Milliarden US-Dollar. Da macht ein weiteres lukratives Standbein mit den Inhalten der Marken Disney sowie Pixar durchaus Sinn.
Interessant ist nur, dass einer zuletzt von der Hochschule Fresenius veröffentlichten Studie zufolge, das Interesse an Streaming bei jungen Werktätigen wieder nachlässt.
Kleinere Eigenproduktionen und Sport
Vor allem hätte ein solcher Streamingdienst den Vorteil, dass Disney verstärkt auch kleinere und kürzere Eigenproduktionen ins Programm aufnehmen könnte. Vorteil davon wiederum: Sie wären direkt ab Start selbst zu vermarkten, denn der aktuelle Deal mit Netflix sieht lediglich das bereits bestehende Angebot an Disney-Inhalten vor, nicht jedoch neue Produktionen.
Was Disney nach aktuellen Informationen nicht einstellen will, ist das Sportangebot von BAMTech und dessen europäischem Ableger BAMTech Europe. So wird ab 2018 unter dem Markennamen ESPN das klassische Fernsehangebot von ESPN TV um bis zu 10 000 zusätzliche Sportübertragungen erweitert. Fokus soll dabei auf den US-Ligen für Baseball (MLB), Eishockey (NHL), Fußball (MLS), dem in den USA sehr beliebten Universitätssport und den Grand-Slam-Turnieren im Tennis liegen. Ob die Inhalte auch außerhalb der USA empfangbar sind ist nicht bekannt. Die Pläne gelten bisher nur für den US-amerikanischen Markt.
In Europa wird BAMTech Europe, eine Kooperation von BAMTech und Discovery, zudem ab 2018 das Streaming für Sport von Eurosport übernehmen. Im Zuge dessen soll auch das Online-Angebot von Eurosport selbst ausgebaut werden, ohne dabei konkretere Pläne vorgelegt zu haben. Inwiefern sich das auf den frei empfangbaren Sender Eurosport 1 auswirkt, bleibt abzuwarten.
Noch haben die etablierten Anbieter nichts zu fürchten, doch der Markt wird sich verändern. Welche Anbieter es gibt, sehen Sie in unserem Vergleich.