United Internet: Dommermuth schielt auf Aktienmehrheit
Ralph Dommermuth prüft eine Übernahme der Aktienmehrheit an United Internet
Foto: picture alliance/Boris Roessler/dpa
Offenbar will Ralph Dommermuth seine Beteiligung an United Internet ausbauen. So prüfe der Manager ein freiwilliges Erwerbsangebot von 17 Millionen United Internet-Aktien zu je 35 Euro, teilte der Konzern am Donnerstagabend nach Börsenschluss in Montabaur mit. Das Übernahmeangebot solle über eine bereits existierende oder neu zu gründende von ihm kontrollierte Gesellschaft erfolgen. Wird der Plan entsprechend umgesetzt, stiege Dommermuths Anteil nochmals deutlich an.
Aktuell hält der CEO direkt über die Ralph Dommermuth GmbH & Co. KG Beteiligungsgesellschaft 41,24 Prozent an United Internet, weitere 1,03 Prozent über die RD Holding GmbH & Co. KG. Daneben halten unter anderem institutionelle Investoren wie BlackRock, Flossbach von Storch sowie Allianz Global Investors entsprechende Anteilsscheine. Mit der angestrebten Mehrheit würden sich die Optionen zur operativen Kontrolle des Unternehmens für Dommermuth nochmals erweitern.
Aktienkurs zieht an
Ralph Dommermuth prüft eine Übernahme der Aktienmehrheit an United Internet
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Am Markt kam die Nachricht offenbar gut an, so notierte die United Internet-Aktie am Freitagmorgen nach Bekanntgabe auf der Handelsplattform Tradegate mit einem Kursaufschlag von sechs Prozent. Investoren rechnen nun offenbar damit, dass Dommermuth seine Pläne zur Schaffung eines vierten Mobilfunknetzes in Deutschland noch zügiger umsetzen kann. Mittelfristig könnten sich aus der Übernahme aber noch weitere strategische Vorteile ergeben.
Sollte die Transaktion schließlich umgesetzt werden, müsste Dommermuth für den entsprechenden Anteil rund 600 Millionen Euro zahlen. Eine endgültige Entscheidung hierzu sei aber noch nicht getroffen worden. Diese hänge laut dem Bericht davon ab, dass sich die Kapitalmarktbedingungen nicht wesentlich ändern und die Finanzierung insgesamt gesichert sei. Allerdings dürfte genau hier der Knackpunkt liegen, denn United Internet befindet sich über 1&1 mit dem Aufbau eines eigenen Mobilfunknetzes gerade in einer besonders kritischen Phase der weiteren Unternehmensentwicklung.
Kooperation mit Rakuten
Erst kürzlich hatte 1&1 konkrete Pläne zum Aufbau seines 5G-Mobilfunknetzes vorgestellt. Im Mittelpunkt steht dabei eine softwarebasierte Open RAN-Struktur, die entsprechenden Komponenten liefert der japanische Rakuten-Konzern. 1&1 verspricht sich davon vor allem einen standardisierten und somit günstigeren bzw. schnelleren Netzausbau. Wie sich das System im späteren Live-Betrieb bewährt, muss sich allerdings erst noch zeigen. Sollten entsprechende Kosteneinsparungen beim 5G-Netzausbau entsprechend realisierbar sein, dürfte United Internet allerdings mit einem klaren Vorteil in den Wettbewerb gehen und könnte die Deutsche Telekom, Vodafone sowie Telefónica auch auf Preisebene von Anfang an Paroli bieten. Einerseits ist dies auch dringend nötig, denn die deutschen Mobilfunkpreise liegen innerhalb Europas vor allem bei Datentarifen immer noch deutlich zu hoch.
Ein Preiskampf wäre für United Internet aber auch nicht ohne Risiko. Neben den Kosten des Netzausbaus muss weiterhin langfristig investiert werden, womit schon von Anfang an Rücklagen notwendig sind. Dass sich Ralph Dommermuth auf den genannten Preiskampf einlässt, ist allerdings ohnehin eher unwahrscheinlich. In Statements betonte er immer wieder, auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell setzen zu wollen. Schon bei der Übernahme von Drillisch stellte Dommermuth klar, dass es nicht zu einem weiteren Preisrutsch im Mobilfunkmarkt kommen werde. Stattdessen würden Nutzer mehr Leistung zum gleichen Preis erhalten.
Zum Thema unser Kommentar: Hat 1&1 das Potenzial zum Herausforderer?