Wohltuend

o2 vs. Drillisch: Streit um Vorleistungsentgelte

Ein Entwurf eines Schieds­spruchs zum Streit mit o2 hat den Börsen­kurs der 1&1-Dril­lisch AG beflü­gelt, der Telefónica-Aktie aber nicht geschadet.
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Das Hauptquartier von 1&1-Drillisch in Maintal (bei Hanau, Hessen) Das Hauptquartier von 1&1-Drillisch in Maintal (bei Hanau, Hessen)
Foto: Picture Alliance / dpa
Wir hatten vor einiger Zeit über einen komplexen Rechts­streit zwischen der 1&1-Dril­lisch und der Telefónica Deutsch­land berichtet, bei dem es um Vorleis­tungs­preise ging.

Telefónica wollte im Nach­hinein mehr Geld

Im Dezember 2018 hatte Telefónica seine Vorleis­tungs­preise im soge­nannten MBA-MVNO-Vertrag (= Mobile Broad­band Access Mobile Virtual Network Operator) rück­wir­kend um rund 64 Millionen Euro erhöht und das mit der Frequenz­auk­tion 2015 begründet. Das wollte Dril­lisch nicht hinnehmen und so landeten beide vor einem Schieds­ge­richt. Laut dem Entwurf des Schieds­gut­ach­ters sei diese Preis­er­hö­hung "in voller Höhe unbe­rech­tigt." Das heißt: 1&1-Dril­lisch muss die nach­träg­lich höheren Preise nicht zahlen. Geld ist übri­gens noch nicht geflossen.

Die Parteien können laut Mittei­lung zum Entwurf des Schieds­gut­ach­ters Stel­lung nehmen. Das finale Schieds­gut­achten werde Mitte des Jahres erwartet. Damit werde das Verfahren beendet und es seien keine von Telefónica ange­strengten Gutach­ter­ver­fahren mehr anhängig.

Ganz erle­digt scheint die Geschichte offenbar noch nicht. Die "Preis­an­pas­sungs­ver­fahren 2 und 5 sowie das Ergebnis des Preis­an­pas­sungs­ver­fah­rens 1" laufen derweil weiter. Darin fordert 1&1-Dril­lisch erheb­liche Preis­re­duk­tionen. Höhere Preise seien laut Konzern­an­gaben dagegen nicht möglich.

Gute Nach­richt für den Akti­en­kurs

Das Hauptquartier von 1&1-Drillisch in Maintal (bei Hanau, Hessen) Das Hauptquartier von 1&1-Drillisch in Maintal (bei Hanau, Hessen)
Foto: Picture Alliance / dpa
Nachdem diese Nach­richten am Mitt­woch­abend veröf­fent­licht wurden, legte am Donnerstag die Aktie von 1&1-Dril­lisch ((WKN: 554550) auf bis zu 24,73 Euro "über­pro­por­tional" zu, gab aber später wieder nach und endete bei 23,51 Euro. Der Aktie von Telefónica Deutsch­land scha­dete es offenbar nicht. Sie klet­terte erst um 1 Prozent und schaffte es auf knapp 2 Prozent (Schluss­kurs 2,83 Euro).

Analyst Andrew Lee von Goldman Sachs wertete die Entschei­dung des Schieds­gut­ach­ters als "leicht positiv für Dril­lisch." Lee weist jedoch darauf hin, dass die Entschei­dung nicht "cash-wirksam" sei, weil zwischen den Vertrags­part­nern bislang noch keine Gelder geflossen seien. Wich­ti­gere Entschei­dungen stünden noch aus, so der Goldman-Experte.

Wann kommt 5G von Dril­lisch?

Lang­fristig hängt aber bei 1&1-Dril­lisch alles vom Thema "5G-Ausbau" ab. Wann kann der Aufbau wirk­lich starten, und mit welchem Liefe­ranten? Wann können die ersten Kunden ins Netz? Wird die neue "1&1-Dril­lisch" ein - wie auch immer gear­tetes - "Roaming-Abkommen" mit Telefónica (o2), Voda­fone oder der Telekom abschließen können? Und wie wird das konkret aussehen?

Einige Börsen-Nach­rich­ten­dienste setzen daher Aktien von Telefónica Deutsch­land trotz der v-förmigen Erho­lungs­kurve nicht auf ihre Kauf­liste. Die Abhän­gig­keit von der spani­schen Konzern­mutter stehe dem Erfolg der Tochter immer wieder im Weg, schreibt "der Aktionär".

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