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Telefónica Deutschland beabsichtigt Delisting von der Börse

Die Telefónica S.A. möchte die deut­sche Telefónica Holding AG von der Börse nehmen. Aktio­näre erhalten ein Angebot in Höhe von 2,35 Euro in bar pro Aktie.
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Wir hatten bereits berichtet, dass die spani­sche Telefónica S.A. dabei ist, alle erreich­baren Aktien der Telefónica Deutsch­land Holding Akti­enge­sell­schaft zu kaufen. Damals wurde ein Anteil von 94,1 Prozent aller Aktien erreicht.

Delis­ting Verein­barung

Die "Telefónica Deutsch­land Holding AG", so der Name der Akti­enge­sell­schaft, hat nun eine Delis­ting-Verein­barung mit der "Telefónica Local Services GmbH" abge­schlossen. Diese GmbH ist eine 100-prozen­tige Tochter des Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerns Telefónica S.A. mit Zentrale in Madrid. Insge­samt hält Telefónica S.A. direkt und indi­rekt mehr als 94 Prozent der Aktien an der Gesell­schaft Telefónica Deutsch­land. Die Aktien der Telefónica Deutschland Holding AG sollen von der Börse genommen werden Die Aktien der Telefónica Deutschland Holding AG sollen von der Börse genommen werden
Foto: o2-Telefónica
Vorstand und Aufsichtsrat von Telefónica Deutsch­land sind bei Abwä­gung der Gesamt­umstände zu der Auffas­sung gelangt, "dass der Abschluss der Delis­ting-Verein­barung und das Delis­ting im Inter­esse der Gesell­schaft liegen". Dies beruhe insbe­son­dere darauf, dass nach Auffas­sung von Vorstand und Aufsichtsrat die Börsen­notie­rung ihre Bedeu­tung verloren habe und das Delis­ting daher aus stra­tegi­scher und finan­zieller Sicht vorteil­haft sei.

Telefónica Deutsch­land soll bei der Börse einen Antrag auf "Widerruf der Zulas­sung der Aktien von Telefónica Deutsch­land zum regu­lierten Markt" stellen, was man Delis­ting nennt.

Vertrau­ens­beweis für Deutsch­land

Das Aufkaufen der rest­lichen Aktien sieht Telefónica-Deutsch­land-Chef Markus Haas als "großes Bekenntnis zu Telefónica Deutsch­land" und "Vertrau­ens­beweis". Nun wird den verblei­benden Aktio­nären von Telefónica Deutsch­land ein "öffent­liches Delis­ting-Erwerbs­angebot in Form eines Baran­gebots" unter­breitet. Pro Aktie werden 2,35 Euro in bar ange­boten (dem aktu­ellen Börsen­kurs in Frank­furt von heute morgen 9 Uhr zufolge).

Sobald die Frank­furter Wert­papier­börse den Antrag auf Widerruf der Zulas­sung der Aktien von Telefónica Deutsch­land geneh­migt hat, wird das Delis­ting wirksam. Dann werden diese Aktien nicht mehr "an einem inlän­dischen regu­lierten Markt" oder einem "vergleich­baren Markt im Ausland" zum Handel zuge­lassen sein und gehan­delt werden.

Die Telefónica Deutsch­land Holding AG ist seit 2012 an der Frank­furter Börse gelistet. Im Geschäfts­jahr 2023 erwirt­schaf­tete das Unter­nehmen mit rund 7500 Mitar­bei­tern einen Umsatz von 8,6 Milli­arden Euro. Das Unter­nehmen gehört schon jetzt mehr­heit­lich zum spani­schen Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern Telefónica S.A. mit Sitz in Madrid, einem der größten Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerne der Welt.

Letzte Haupt­ver­samm­lung im Sommer oder Herbst

Ein letztes Mal wird es eine Aktio­närs-Haupt­ver­samm­lung geben, die nach der Abwick­lung des Delis­ting-Ange­bots und "frühes­tens Mitte Juni 2024" statt­finden soll.

Abge­sehen von der Divi­dende für das Geschäfts­jahr 2023, sei nicht beab­sich­tigt, die Ausschüt­tung von Divi­denden für weitere Geschäfts­jahre zu unter­stützen, teilen Telefónica SA und deren Deut­sche Tochter mit.

Was müssen Aktio­näre tun?

Wer also aktuell noch Aktien der Telefónica Germany Holding AG (ISIN DE000A1J5RX9) haben sollte, kann sich an seinen Bank- oder Depot­berater wenden, um die notwen­digen Schritte zu klären. Wahr­schein­lich werden die betei­ligten Unter­nehmen auto­matisch auf die verblie­benen Aktio­näre zukommen.

Welche Auswir­kungen wird das auf die o2-Kunden haben?

Auf Verträge und Tarife von Kunden der o2-Telefónica oder der Service-Provider im o2-Netz hat das keine Auswir­kung. Durch das Delis­ting verschwinden nur die Aktien der Holding AG vom Markt. Die Telefónica S.A. in Madrid ist damit der allei­nige Eigen­tümer der deut­schen Telefónica, die hier eher unter dem Marken­namen "o2" bekannt ist.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Ein Verkauf der deut­schen Tochter o2-Telefónica durch die Mutter Telefónica S.A. an einen anderen Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zern oder Finanz­investor wird von Bran­chen­ken­nern derzeit als sehr unwahr­schein­lich ange­sehen. Erstens gäbe es aktuell keinen Käufer, der nicht schon ander­weitig im deut­schen Markt aktiv ist (und dagegen gäbe es Wider­stand von Kartellamt oder der EU-Kommis­sion), und zwei­tens ist o2-Telefónica in Deutsch­land durchaus lukrativ und kann helfen, länger­fristig den Schul­den­stand des welt­weit aktiven Mutter­kon­zerns abzu­bauen. Telefónica ist beispiels­weise in Südame­rika aktiv, wo eine "Hyper­infla­tion" alle Gewinne binnen Sekunden auffrisst.

Das Risiko steigt, dass "notwen­dige Inves­titionen" in den weiteren Netz­ausbau (in der Fläche und in die Netze und Systeme wie z.B. Back­bone) in Deutsch­land "redu­ziert" oder nicht erhöht werden könnten. Das müssen Telefónica Spanien und die deut­sche Tochter künftig nur noch intern mitein­ander "ausdis­kutieren".

Ob es auf immer und ewig vier einzelne Netz­betreiber in Deutsch­land geben wird oder ob das Thema "Konso­lidie­rung" (Zusam­men­legung auf drei oder gar zwei echte Netz­betreiber) oder in Zukunft (mit neu besetzter EU-Kommis­sion und dann wohl auch neuer Bundes­regie­rung) wieder auf die Tages­ord­nung kommt, ist derzeit schwer absehbar.

In einer weiteren Meldung geht es um die Preis­erhö­hung für DSL-Fest­netz-Kunden von o2.

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