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Wird Netflix zum Übernahmeziel?

Netflix galt in der Vergan­gen­heit an der Börse durchaus als über­bewertet. Doch in kurzer Zeit hat sich der Wind gedreht. Wird der Strea­ming-Dienst nun zum Über­nah­meziel?
Von Björn König

Starinvestor Bill Ackman steigt bei Netflix aus Starinvestor Bill Ackman steigt bei Netflix aus
picture alliance / dpa
In der vergan­genen Woche stand der beispiel­lose Börsen­absturz von Netflix ganz im Mittel­punkt des Medi­enin­ter­esses. Wie konnte es dazu kommen? Was müssen CEO Reed Hastings und Content-Chef Ted Sarandos nun tun, um nicht nur Abon­nenten bei der Stange zu halten, sondern vor allem neue Kunden zu gewinnen? All das sind berech­tigte Fragen, doch wie immer gibt es auch eine andere Seite. In diesem Falle nämlich die der Inves­toren: Die aktuell nied­rige Bewer­tung und der Ausstieg eines wich­tigen Anker­aktio­närs bieten bei Netflix eine sehr attrak­tive Einstiegs­chance. Doch wer könnte jetzt zugreifen?

Ausstieg von Pers­hing Square Capital Manage­ment

Starinvestor Bill Ackman steigt bei Netflix aus Starinvestor Bill Ackman steigt bei Netflix aus
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US-Star­investor Bill Ackman und seine Betei­ligungs­gesell­schaft Pers­hing Square Capital Manage­ment gehören zu den Aktio­nären, die der Netflix-Crash beson­ders hart getroffen hat. Er hatte ursprüng­lich drei Millionen Anteils­scheine zu je 360 Dollar im Port­folio. Insge­samt war Ackman mit 1,1 Milli­arden US-Dollar an dem Strea­ming-Dienst betei­ligt. Mitt­ler­weile hat Pers­hing mit dem Thema jedoch abge­schlossen.

So habe man laut Ackman die Fähig­keit verloren, die Zukunfts­aus­sichten des Unter­neh­mens vorher­zusagen. Nun ist eine Milli­arde im boomenden US-Strea­ming­geschäft eine über­schau­bare Summe. Markt­kapi­tali­sie­rungen im hohen zwei­stel­ligen Milli­arden­bereich sind in dieser Branche keines­wegs unüb­lich. Viel erreicht hätte Ackmans Fonds mit seiner Betei­ligung deshalb wohl auch lang­fristig nicht, zumal seit seinem Einstieg bei Netflix ohnehin nicht mehr viel Luft nach oben bestand.

Wer könnte nun einsteigen?

Inter­essant wäre die Frage, für wenn sich beim aktu­ellen Akti­enkurs sowie dem Rückzug von Pers­hing ein Einstieg bei Netflix lohnen würde. Ausschließen kann man sicher­lich direkt Amazon und Warner Bros. Disco­very. Beide Unter­nehmen sind gerade dabei, aktu­elle Über­nahmen und Zusam­men­schlüsse zu verdauen. Zudem würde ein Einstieg von Amazon bzw. Warner bei Netflix mit an Sicher­heit gren­zender Wahr­schein­lich­keit ohnehin am Kartell­recht schei­tern.

Glei­ches dürfte wohl für Disney gelten, der Mickey Mouse-Konzern ist mitt­ler­weile durch zahl­reiche Über­nahmen selbst kaum noch angreifbar. Als stra­tegi­sche Inves­toren kämen daher wohl wenn über­haupt nur noch Comcast sowie Para­mount infrage. Für beide Unter­nehmen dürfte aller­dings eine Minder­heits­betei­ligung kaum von Inter­esse sein. Zudem befinden sich beide Konzerne über Sky zumin­dest in Europa eben­falls in stra­tegi­schen Part­ner­schaften.

Chance für Finanz­investor

Nahe­lie­gend ist aller­dings, dass bei Netflix wieder ein Finanz­investor an Bord geht. Hier ist die Fantasie prak­tisch gren­zenlos, von KKR bis BlackRock wäre alles möglich. Für die meisten euro­päi­schen Medi­enkon­zerne wäre der Einstieg bei Netflix kaum finan­zierbar, hätte aber durchaus stra­tegi­schen Nutzen. Schließ­lich ist der Strea­ming-Dienst in allen wich­tigen euro­päi­schen Märkten ein wich­tiger Spieler bzw. sogar Markt­führer im Strea­ming-Segment.

Springer-Chef Mathias Döpfner ist unter anderem im Netflix-Board vertreten. Dass man dort even­tuell über die eine oder andere Koope­ration spricht, erscheint zumin­dest nicht undenkbar. Immerhin hatte der Medi­enkon­zern selbst erst vor kurzer Zeit ange­kün­digt, in das Geschäft mit Sport-Strea­ming einzu­steigen. Außerdem betrachtet Springer die USA neben Deutsch­land als Kern­markt und wächst dort bereits stark mit Marken wie Poli­tico und Busi­ness Insider.

Netflix: Gründe für den Börsen­absturz.

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