Hintergrund

Beworben, aber nicht verfügbar: Warum DSL, Kabel & Co. doch nicht buchbar ist

Wir zeigen Ihnen, warum bestimmte Anschlüsse bei Ihnen nicht verfügbar sind, obwohl sie entsprechend beworben werden und wie Sie herausfinden, ob ein Anschluss geschaltet werden kann. Dabei geht es um DSL, VDSL, Glasfaser-Anschlüsse und Kabelnetze sowie deren technischen Hintergründe.
Von Thorsten Neuhetzki

Die Auswahl an Breit­band­anschlüssen in Deut­schland ist in Summe genommen schier unendlich: Mobilfunk­anbieter versorgen per LTE, die Telekom versorgt über ein flächendeckendes Kupferkabelnetz, das für DSL oder VDSL genutzt wird. Lokal bauen alternativ auch regionale Anbieter eigene Netze auf der Basis von DSL, VDSL oder sogar mit direkter Glasfaser auf und inzwischen gibt es sogar Hybrid-Produkte, die Festnetz und Mobilfunk bündeln. Hinzu kommen die TV-Kabelnetze, die inzwischen weitgehend für Internet genutzt werden können.

Doch welcher Anbieter ist wo verfügbar? Und warum sind die beworbenen Anschlüsse bei einzelnen Kunden nicht buchbar, obwohl sie laut Tarifvergleich, Werbung und genereller Verfügbarkeit angezeigt werden? Wir klären auf und zeigen Ihnen auch, wie Sie herausfinden, ob ein Anschluss in Ihrem Haus generell verfügbar sein kann. Dabei beschäftigen wir uns mit DSL und VDSL, auf Seite zwei des Artikels aber auch mit Kabel-Anschlüssen und echter Glasfaser bis zum Kunden.

DSL: Die Leitungslänge entscheidet

Eine DSL-Linecard älterer Bauart. Sie befindet sich zumeist in den Vermittlungsstellen der Telekom. Eine DSL-Linecard älterer Bauart. Sie befindet sich zumeist in den Vermittlungsstellen der Telekom.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
DSL ist mittlerweile eine der langsamsten Breitband-Technologien in Deutschland, gleichzeitig aber weiterhin das Rückgrat der Internet-Versorgung. Mit 16 MBit/s Downstream ist bei ADSL2+ normalerweise Schluss, Experimente mit 20 MBit/s wurden wegen zu geringer Reichweite wieder eingestellt. M-net bietet seinen Kunden in München noch bis zu 18 MBit/s an. Doch anders als bei Glasfaseranschlüssen, bei denen die Leitungslänge zum Kunden faktisch egal ist (siehe Seite zwei), ist die Länge der Kupferleitung bei ADSL entscheidend. Denn je länger die Leitung zwischen der Vermittlungsstelle (Hvt) der Telekom und dem Kunden-Anschluss ist, desto geringer ist die realisierbare Datenrate. In aller Regel wird ADSL in Deutschland über den Hvt realisiert. Hinzu kommt der Querschnitt der Leitungen, die auf der geschalteten Strecke zwischen Hvt und Kunden zum Einsatz kommen. Bei einigen Ausnahmen kommen auch Kabelverzweiger (Kvz) zum Einsatz, in denen die DSL-Linecards untergebracht und die Anschlüsse geschaltet werden. Für den Kunden sind diese Daten nicht einsehbar und selbst die alternativen Netzbetreiber kennen die Daten nicht.

DSL-Verfügbarkeit
u.a. abhängig von...
  • Leitungslänge/Qualität
  • DSL-Anbieter
  • Leitungsführung
  • alten Glasfaser-Ausbauten

Bei DSL ist die Verfügbarkeit ferner davon abhängig, um welchen Anbieter es geht. So kann es vorkommen, dass der Nachbar einen DSL-Anschluss bei einem Mitbewerber geschaltet hat, man selbst beispielsweise bei der Telekom aber keinen Anschluss bekommt. Hier kommen dann unterschiedliche DSL-Profile und Toleranzen zum Einsatz. So kann es gerade in Versorgungs-Randbereichen dazu kommen, dass der Nachbar mit 2 MBit/s surft, man selbst aber keinen Anschluss bekommt.

Auch kann es vorkommen, dass Nachbarhäuser in ländlichen Regionen über unterschiedliche Kabelverzweiger versorgt werden. Das hat dann unterschiedliche Leitungslängen zur Folge und kann auch dazu führen, dass bei einem der beiden Nachbarn die Kupferleitung für DSL zu lang ist und kein Anschluss geschaltet werden kann. Diese Unterschiede kommen beispielsweise bei Neubaugebieten zustande, die neben bestehenden Altbauten errichtet wurden.

Definitive Auskunft zu DSL
  • Telekom
  • Alternativ-Anbieter
    (ggf erst nach Bestellung)

Eher speziell ist ein Problem, das es vor allem in Teilen Ostdeutschlands gibt. Hier wurde schon nach der Wiedervereinigung Glasfaser verlegt. Dieses Netz ist jedoch mit heutigen Glasfasernetzen nicht kompatibel und unterstützt auch kein DSL. So gibt es selbst in Großstädten wie Berlin Stadtteile, in denen bis heute kein DSL verfügbar ist. Hier müsste das Netz komplett überbaut werden. In Verfügbarkeitsabfragen von Tarifvergleichern kann so etwas nicht berücksichtigt werden - Berlin gilt hier als mit DSL versorgt.

VDSL mit 50 und 100 MBit/s

Viel wird derzeit über den Hvt-Nahbereich und die Versorgung mit VDSL Vectoring in diesen Bereichen gesprochen. Stand der Rechtslage ist: Aus den knapp 8 000 Hvts in Deutschland darf VDSL ohne Vectoring angeboten werden. Auch hier ist wie bei DSL die Leitungslänge der begrenzende Faktor. Nur wenige hundert Meter um die Vermittlungsstelle herum kann VDSL angeboten werden. Erreicht werden so in der Regel bis zu 50 MBit/s. In Verfügbarkeitsabfragen von Vergleichern gelten gerade die kleineren Orte in Deutschland, die nur aus dem Hvt mit VDSL versorgt werden, als mit VDSL versorgt.

VDSL-Verfügbarkeit
u.a. abhängig von...
  • Leitungslänge/Qualität
  • Leitungsführung
  • Nähe zum Hvt (Nahbereich)
  • Anbieter-Auswahl
VDSL-Ausbau im ländlichen Bereich: Es lohnt sich auf solche Werbung zu achten. VDSL-Ausbau im ländlichen Bereich: Es lohnt sich auf solche Werbung zu achten.
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

Vectoring liefert anders als reines VDSL derzeit bis zu 100 MBit/s. In Vermittlungsstellen und deren direktem Umkreis darf es noch nicht eingesetzt werden, wohl aber im restlichen Gebiet einer Stadt. So meldete die Telekom vor etwa einem Monat, sie habe Orte wie Cottbus, Münster, Peine, Velbert, Dinslaken oder Göttingen mit 100 MBit/s erschlossen. Das gilt folglich nur bedingt, denn im Nahbereich der Vermittlungsstellen bleibt es weiter bei 50 MBit/s - selbst wenn man Tür an Tür zur Vermittlungsstelle wohnt. Geändert werden könnte dies derzeit nur über ein anderes VDSL-Profil, das aber faktisch in Deutschland nicht zum Einsatz kommt. Es bleibt also abzuwarten, wie die Entscheidung der BNetzA hier ausgeht.

Definitive Auskunft zu VDSL
  • Telekom
  • Alternativ-Anbieter

VDSL kann auch keine hundertprozentige Abdeckung erzielen. Zwar wird in Ausbaugebieten mit Outdoor-Kvz, also aktiver Technik in den Kabelverzweigern am Straßenrand samt einer Anbindung an das Glasfasernetz in diesen Schränken, gearbeitet, doch danach kommt wieder die Kupferleitung der Telekom ins Spiel. Und wie auch bei DSL ist auch bei VDSL die Leitungslänge bis zum Kunden entscheidend. So kann auch hier die Datenrate von gebuchten 50 MBit/s auf 25 MBit/s oder noch weniger abfallen. Auch VDSL Vectoring mit bis zu 100 MBit/s wird über Kabelverzweiger realisiert. Die Leistungsabfälle gelten hier entsprechend. Um zu erfahren, welcher (alternative) Netzbetreiber den lokalen VDSL-Ausbau vornimmt, ist es ratsam, auf die Kabelverzweiger am Straßenrand zu achten. Diese sind oftmals mit Werbung der jeweiligen Alternativ-Anbieter versehen.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, warum Glasfaseranschlüsse nicht in jedem Haus einer Stadt verfügbar sind und warum eine Stadt mehrere Kabelnetzbetreiber hat, aber der Kunde trotzdem nicht zwischen ihnen wählen kann.

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