Hintergrund

Beworben, aber nicht verfügbar: Warum DSL, Kabel & Co. doch nicht buchbar ist

Wir zeigen Ihnen, warum bestimmte Anschlüsse bei Ihnen nicht verfügbar sind, obwohl sie entsprechend beworben werden und wie Sie herausfinden, ob ein Anschluss geschaltet werden kann. Dabei geht es um DSL, VDSL, Glasfaser-Anschlüsse und Kabelnetze sowie deren technischen Hintergründe.
Von Thorsten Neuhetzki

Kabel: Es kann nur einen geben

Kabelnetze sind in Deutschland historisch bedingt einer eigenen Logik unterworfen. Diese Logik sieht vor, dass es auf der Netzebene 4 (NE4, das ist die Verkabelung im Haus) ein Monopol gibt. Dieses Monopol ist nicht reguliert, daher müssen anderen Kabelanbietern keine Vorleistungen angeboten werden. Das wiederum kann dazu führen, dass in einer Stadt gleich mehrere Kabelanbieter tätig sind, der Kunde aber trotzdem keine Wahl hat. Seine Hausverwaltung oder die Eigentümergemeinschaft schließt im Fall von Mehrfamilienhäusern die Rahmenverträge mit einem Netzbetreiber ab. Diese haben in der Regel eine Laufzeit von fünf oder gar zehn Jahren und beinhalten gewisse Grundkonditionen, etwa unverschlüsseltes Fernsehen. Wer Internet will, muss dieses in der Regel dazu buchen. Und auch das geht nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, also die Hausanlage rückkanalfähig ist und der Rahmenvertrag dieses vorsieht. Hat sich beispielsweise die Hausverwaltung dazu entschlossen, selbst das Netz auf der NE4 zu betreiben, kauft sie nur ein TV-Signal von einem anderen Kabelnetzbetreiber ein. Internet über das Kabel ist dann in der Regel nicht vorgesehen und nicht möglich.

Kabel-Verfügbarkeit
u.a. abhängig von...
  • NE4-Betreiber
  • Rückkanalfähigkeit

Ein Kabelverstärker auf der Straße: Kabel Deutschland versorgt so seine Kunden Ein Kabelverstärker auf der Straße: Kabel Deutschland versorgt so seine Kunden
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Die größten Kabelnetz­betreiber in Deutschland sind Kabel Deutschland, Unitymedia, Tele Columbus und Primacom. Hinzu kommen unzählige kleine Anbieter, die zum Teil nur einige wenige Häuser versorgen. Auch die Deutsche Telekom ist wieder in das Geschäft des TV-Kabels eingestiegen und versorgt größere Wohnkomplexe oder Wohnungsbaugesellschaften. Eine Wahl hat der Kunde aber wie angesprochen nicht. Der Kabelnetzbetreiber ist der Ansprechpartner für den Kunden. Ist der Kabelnetzbetreiber namentlich nicht bekannt, sollte er bei der Hausverwaltung nachfragen. Bei Einfamilienhäusern richtet sich die Verfügbarkeit in der Regel danach, welcher Kabelnetzbetreiber das Wohngebiet versorgt hat. Individuelle Lösungen gibt es hier nicht, weil sie nicht wirtschaftlich sind.

Definitive Auskunft zu Kabel
  • Hausverwaltung/-eigentümer
  • jeweiliger Kabelanbieter
  • Haus-Aushang

Unterm Strich haben also alle öffentlichen Werbeformen der Kabelnetzbetreiber einen hohen Streuverlust, weil sie mit TV-Werbung oder auch mit Werbeplakaten in der Stadt zahlreiche Passanten erreichen, die jedoch kein Kunde des Kabelnetzbetreibers werden können. Wer jedoch Werbung in seinem Briefkasten findet oder Aushänge eines Kabelnetzbetreibers am Schwarzen Brett im Hausflur sieht, kann sich sicher sein, dass dieser Kabelnetzbetreiber das Haus auch versorgt.

Glasfaser: Darum gibt es Glasfaser-Anschlüsse nicht überall

Echte Glasfaser­anschlüsse werden im Allgemeinen als FTTH und FTTB bezeichnet. Die Abkürzung steht für "Fibre to the Home" oder "to the Building". Der Unterschied: Bei FFTB muss der Netzbetreiber die Glasfaser "nur" bis in den Keller des Hauses legen. Dort wird das Signal durch spezielle Geräte gewandelt und anschließend auf die im Haus vorhandene und auch von Telekom & Co. verwendeten Kupferkabel gelegt. Oft kommt hier dann auch VDSL als Übertragungsart zum Einsatz, um das Signal aus dem Keller in die Wohnungen zu bringen. Durch die Nähe zum Kundenanschluss sind aber deutlich höhere Datenraten möglich, als beim normalen VDSL.

FTTH/FTTB-Verfügbarkeit
u.a. abhängig von...
  • lokalem Ausbau eines Anbieters
  • Leitung bis ins Haus
  • Vertriebs-Vereinbarung

Ob FTTB zur Verfügung steht, liegt zunächst einmal daran, ob ein Netzbetreiber das Wohngebiet erschlossen hat. Das ist in Deutschland oftmals nur in Metropolen die Regel - Ausnahmen gibt es in ländlichen Gebieten, wo kleinere Firmen, Bürgernetze, Städte, Kommunen oder Landkreise ein Netz errichten. Wenn ein Anbieter ausbaut, bedeutet das aber nicht, dass alle Straßenzüge versorgt werden. Denn um FTTB anbieten zu können, müssen die Glasfasern wie erwähnt bis zum Keller des Kunden gelegt werden. Entsprechende Erdarbeiten sind dazu notwendig. Zudem muss der Hauseigentümer die Genehmigung geben, das Glasfaser-Kabel in den Keller zu legen. Ist das bei einem Ausbau in der Straße nicht erfolgt, bleiben auch einzelne Häuse in versorgten Straßen ohne FTTB-Anschluss - ein nachträglicher Anschluss ist oftmals sehr teuer. Glasfaser-Ausbau in München: So sehen die FTTB-Netzabschluss-Geräte aus Glasfaser-Ausbau in München: So sehen die FTTB-Netzabschluss-Geräte aus
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki

FTTH ist die konsequente Verlängerung des Glasfaserkabels bis in die Wohnung des Kunden. Hier muss die Hausverwaltung dann aber ein entsprechendes Netz innerhalb des Hauses errichten. Das wird oft bei Neubauten oder Sanierungen gemacht, teils aber auch, wenn das Kupfernetz marode ist. Es ist so möglich, dass in einem FTTB-Ausbaugebiet auch FTTH-Anschlüsse existieren. Ob in derartigen Mischgebieten ein FTTH- oder FTTB-Anschluss liegt, kann nur der Anbieter beantworten. Mit FTTH sind perspektivisch Geschwindigkeiten im Gigabit-Bereich möglich.

Definitive Auskunft zu FTTH/FTTB
  • Hausverwaltung/-eigentümer
  • jeweiliger (lokaler) Netzbetreiber

Zudem sind Glasfaseranschlüsse in aller Regel nur bei dem Anbieter zu haben, der sie auch verlegt hat. Zwar sprechen offiziell alle Netzbetreiber davon, Open-Access anzubieten und auf diesem Weg auch anderen Carriern und ihren Kunden Zugriff auf das eigene Glasfasernetz zu gewähren - genutzt wird das aber sehr selten. Eines der wenigen Beispiele ist eine Kooperation von congstar (als Vertriebspartner) mit dem Kölner Glasfasernetzbetreiber NetCologne. Branchenkreisen zufolge wurde hier aber nur eine sehr übersichtliche Anzahl an Anschlüssen geschaltet. Sonstige Glasfasernetzbetreiber sind derzeit vor allem darauf angewiesen, ihre Infrastruktur selbst an den Kunden zu bringen, weswegen etwa 300-MBit/s-Anschlüsse in München nur bei M-net buchbar sind - und das auch nur, wenn eine FTTH-Infrastruktur vorliegt.

Eine generelle Verfügbarkeits-Abfrage, welche Anbieter in Ihrem Ort und Ihrer Wohnung verfügbar sein könnten, bekommen Sie in unserem frisch überarbeiteten Tarifrechner - geben Sie in jedem Fall ihre Ortsnetzvorwahl ein.

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