Themenspecial Telefon und Internet im Festnetz Quote erreicht

Zorneding bekommt Glasfaser

Subventionsfreier Ausbau in Zorneding mit Glasfaser ist jetzt beschlossene Sache, weil 40 Prozent der Haushalte mitmachen.
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Symbolbild: Glasfaserkabel vor Fachwerkhäusern Zorneding bekommt Glasfaser (Symbolbild)
Bild: dpa
Was Skeptiker lange nicht für möglich hielten, hat am Ende doch noch geklappt: Die Gemeinde Zorneding (Bayern) und einige umliegende Ortsteile werden nun durch den Anbieter Deutsche Glasfaser mit Glasfaser direkt ins Haus (FTTH) ausgebaut, und das ohne Fördermittel seitens Land oder Gemeinde.

Die Deutsche Glasfaser, Mitglied im Branchenverband Breko, hatte angeboten, den gesamten Ort ohne Fördermittel mit Glasfaser auszubauen, wenn sich mindestens 40 Prozent der Teilnehmer-Haushalte bis zum 13. Februar 2017 dafür entscheiden würden. Dies wurde jetzt offiziell bestätigt: Dem Ausbau in Zorneding und seinen Ortsteilen stehe nichts mehr im Wege. "Das Unternehmen freut sich über das große Interesse und dankt den Bürgerinnen und Bürgern für die breite Unterstützung."

Erst am 26. November 2016 hatte die Deutsche Glasfaser den potentiellen Kunden ein konkretes Angebot unterbreitet und trotz "Vorweihnachtsstress" und nach Einrichtung eines Glasfaser-Infoladens im Dezember, zahlreichen Informations­veranstaltungen ("Glasfasertag in der Schulturnhalle") und viel persönlicher Ansprache durch Mitbürger, die an einem zukunftsfähigen Anschluss ("der nicht in 5 Jahren wieder veraltet ist") interessiert sind, kam langsam Bewegung in die Sache.

Bürger, die bereits unterschrieben hatten, stellten extra Hinweisschilder in ihren Vorgarten, um andere unschlüssige Mitbürger noch zu motivieren. Da für das Verlegen der Glasfaser auf das Grundstück oder in das Gebäude eine neue Genehmigung des Grundstück- oder Hauseigentümers erforderlich ist, dauerte es ein paar Tage, bis alle Anträge geprüft waren.

100 MBit/s - symmetrisch

Symbolbild: Glasfaserkabel vor Fachwerkhäusern Zorneding bekommt Glasfaser (Symbolbild)
Bild: dpa
Der echte Glasfaseranschluss liefert in den ersten beiden Vertrags-Jahren für knapp 35 Euro pro Monat eine Geschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde als symmetrische Datenrate (also 100 MBit/s im Upstream und Downstream) und einen IP-Telefonie-Anschluss mit einer Rufnummer - inklusive einer Telefonflatrate zu anderen Glasfaser­kunden im Ort. Wer 10 Euro monatlichen Aufpreis zahlt, bekommt sogar 200 MBit/s - ebenfalls symmetrisch - was bei anderen Anbietern und Technologien in der Regel nicht zu haben ist. Für weitere 5 Euro kann noch eine nationale Telefonflatrate dazu gebucht werden, eine zweite Rufnummer ("zwei Leitungen") kostet lediglich 1,50 Euro monatlichen Aufpreis. Zudem wird das Glasfaser-Netzabschlussgerät den Kunden auf Wunsch auch kostenlos in ihrer Wohnung montiert, wenn innerhalb des Hauses entsprechende Vorkehrungen (zum Beispiel Kabelkanäle oder Leerrohre) getroffen sind. Auch die Verlegearbeiten durch den Garten ins Haus hinein erfolgen für alle Kunden, die bis zum 13. Februar unter­schrie­ben hatten, kostenlos.

Üblicherweise wird der Hausübergabepunkt in maximal drei Metern Abstand zur Mauerdurchbohrung an der Wand montiert. Von dort geht es per jeweils bis zu 20 Meter langen Glasfaser zum Netzabschlussgerät in der jeweiligen Wohnung. Über ein konventionelles Netzwerkkabel wird dann beispielsweise ein Router, den man über die Deutsche Glasfaser beziehen kann, angeschlossen. Natürlich sind auch andere gängige Router verschiedener Hersteller nutzbar. Wer Interesse hat, kann gegen Aufpreis das Internet-TV-Angebot "DGTV" buchen und bekommt dazu eine DGTV-Set-Top-Box gestellt.

Nach zwei Jahren Vertragslaufzeit steigt der monatliche Anschlusspreis dann zwar um 12 Euro, zu diesem Termin kann aber gekündigt werden. Entweder, um die Dienstleistung später über einen anderen Anbieter zu beziehen (die Leitungen stehen allen interessierten TK-Anbietern diskriminierungsfrei zur Verfügung) oder um (theoretisch) wieder auf das langsamere Kupferkabel zurück zu wechseln.

Spannender Endspurt

Die Quote des sogenannten "Nachfragebündelungsverfahrens" entwickelte sich erst spät. Bekanntlich lassen sich viele Zeitgenossen mit Einkäufen und Vertrags­abschlüs­sen etwas Zeit. Am 3. Februar erreichte die Vertragsquote 30 Prozent und kletterte eine Woche später auf 36 Prozent. Beim Endspurt-Wochenende hatten sich sowohl der Glasfaser-Info-Laden als auch ein lokaler EDV-Händler auf einen größeren Kundenandrang eingestellt, die Läden blieben ausnahmsweise sogar am Sonntag geöffnet, am Stichtag 13. Februar ohne Mittagspause bis 20 Uhr. Allein an den letzten beiden möglichen Tagen, hätten sich noch mehr als 3 Prozent der anschließbaren Haushalte für einen eigenen Anschluss entschieden, war aus Zorneding zu erfahren.

Erste Kunden im Sommer 2017 online

Die Deutsche Glasfaser peilt die Anschaltung der ersten Glasfaser-Kunden zwischen Mai und Juli 2017 an, bereits ein Jahr später soll die gesamte Gemeinde mit Vororten erschlossen sein. Wer noch nicht unterschrieben hat, kann bis zum 25. Februar einen Vertrag zu den Konditionen des Aktionsangebots abschließen.

Zorneding spart viel Geld

Örtliche Politiker sind froh, dass die Deutsche Glasfaser während des Breitband-Förder­verfahrens der Gemeinde schon im Dezember 2015 ein alternatives Eigen­ausbau-Angebot unterbreitet hatte, das auf jegliche staatliche Zuschüsse verzichtet. Wäre es zu einem Ausbau gemäß Förderprogramm mit einem der üblichen Anbieter gekommen, hätte die Gemeinde mit kommunalen Zuschusskosten in Höhe von 600 000 bis 800 000 Euro rechnen müssen, die Verlegung ins Haus hätten die Bürger auch noch gesondert bezahlt. Beispielsweise werden in einem am Zornedinger Vorhaben unbeteiligten Nachbarort alleine 600 Euro für die Verlegung auf dem eigenen Grundstück verlangt, der Ort zahle dort nochmals einmalig 300 000 Euro und der Freistaat Bayern mehr als 750 000 Euro oben drauf. Fazit: Das Zornedinger Glasfaser-Projekt zeigt, dass auch Infrastruktur-Initiativen durch private Unternehmen eine Chance haben können, wenn Bürger und die Gemeindeverwaltung rechtzeitig gemeinsam an einem Strang ziehen. In größeren Städten oder Ballungsgebieten, wo es oft keine so gut untereinander vernetzte Bürgergemeinschaft gibt, sind solche Aktionen wesentlich schwieriger zu stemmen. Eins ist auch klar: Von selbst kommt die Glasfaser nicht bis ins Haus.

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