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filmfriend im Test: Der Streaming-Dienst für 10 Euro pro Jahr

Legal tausende Filme schauen für nur 10 Euro pro Jahr? Das geht - mit dem Angebot von "film­friend". Wir haben getestet, wie das Angebot funk­tio­niert.
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filmfriend im Test filmfriend im Test
Bild: filmfriend / filmwerte GmbH
Preis­erhö­hungen waren in den vergan­genen Monaten bei den Strea­ming-Diensten an der Tages­ord­nung. Netflix, Amazon Prime, Para­mount+, DAZN, Sky und andere haben zuletzt ihre Preise erhöht, wobei die Frag­men­tie­rung größer geworden ist. Kein Dienst kann alle wich­tigen Filme und Serien zeigen - und die Nutzer sind es leid, mehrere Strea­ming-Dienste gleich­zeitig zu abon­nieren.

In vielen Haus­halten ist das auch schlicht aus finan­ziellen Gründen nicht möglich. Doch es gibt eine legale Alter­native, die nicht viele kennen - die aber für wenige Euro nutzbar ist - und zwar nicht pro Monat, sondern pro Jahr. Die Rede ist vom Strea­ming-Portal film­friend. Wir haben das Strea­ming-Angebot, das kürz­lich einen Relaunch erhalten hat, getestet.

Die Beson­der­heit bei film­friend

film­friend gibt es bereits seit 2017. Die wich­tigste Beson­der­heit bei film­friend besteht darin, dass man sich dafür nicht direkt auf der Webseite anmelden oder etwas dafür bezahlen kann. film­friend ist nämlich eine Strea­ming-Platt­form für Biblio­theks-Nutzer. Dabei kann es sich entweder um Stadt­biblio­theken, Univer­sitäts- oder andere Hoch­schul-Biblio­theken handeln. Der Login funk­tio­niert ganz einfach mit Biblio­theks-Ausweis­nummer oder Hoch­schul­account sowie dem dazu gehö­renden Pass­wort.

filmfriend im Test filmfriend im Test
Bild: filmfriend / filmwerte GmbH
Für das - übri­gens völlig werbe­freie - Anschauen der einzelnen Filme und Serien wird dann nichts berechnet. Ganz kostenlos ist film­friend damit aller­dings nicht, weil der Nutzer immerhin die Jahres­gebühr für den Biblio­theks-Ausweis oder die Semes­ter­gebühr für Studenten bezahlt haben muss. Zahl­reiche Stadt­biblio­theken verlangen für den Ausweis eine Jahres­gebühr für Erwach­sene um 10 Euro - damit ist film­friend unschlagbar günstig.

film­friend empfiehlt einen Inter­net­anschluss mit mindes­tens 2 MBit/s im Down­stream für Filme in SD-Qualität und 6 MBit/s für Filme in HD-Qualität. Grund­sätz­lich sollen die Streams auch mit einer gerin­geren Internet-Geschwin­dig­keit funk­tio­nieren. Der einge­baute Player soll eine auto­mati­sche Anpas­sung der Film­qua­lität vornehmen, wenn die Internet-Geschwin­dig­keit nicht ausreicht.

Apps und Offline-Nutzung

Das Angebot ist nicht nur im Internet-Browser nutzbar, sondern auch über Apps für Android, iOS, Android TV, Amazon Fire TV und AppleTV. Das Chro­mecast-Proto­koll wird eben­falls unter­stützt. In den mobilen film­friend-Apps lassen sich Filme auch für einen Zeit­raum von bis zu 30 Tagen temporär für die die Offline-Nutzung herun­ter­laden. Das Kopieren der Filme wird jedoch durch das einge­setzte DRM verhin­dert.

Bei Android-Geräten ist es grund­sätz­lich möglich, einen externen Spei­cher wie eine Spei­cher­karte zu nutzen, wenn das Gerät das erlaubt.

So funk­tio­niert die Anmel­dung

Als erstes sollte man einen Blick auf die Liste der teil­neh­menden Biblio­theken werfen. Aktuell nehmen bereits über 760 Biblio­theken teil. Dann gibt es zwei Möglich­keiten: Entweder man geht direkt in die Biblio­thek und lässt sich dort einen Lese­aus­weis ausstellen. Bei der Anmel­dung sollte man dazu sagen, dass man film­friend nutzen möchte, dann wird zusätz­lich zur Biblio­theks-Ausweis­nummer ein Pass­wort vergeben.

Als während der Pandemie die Biblio­theken geschlossen hatten, haben einige Biblio­theken auch die Möglich­keit einer reinen Online-Anmel­dung geschaffen. Dazu erfährt man mehr auf der Webseite der Biblio­thek - und das erspart einem den persön­lichen Gang in die Biblio­thek. Für die Nutzung der digi­talen Biblio­theks-Ange­bote, zu denen auch film­friend gehört, versenden die Biblio­theken nach der Online-Regis­trie­rung dann Ausweis­nummer und Pass­wort für den Login per E-Mail. Damit können dann aller­dings nur digi­tale Ange­bote genutzt werden. Wer vor Ort Bücher und andere Medien ausleihen will, muss auch vor Ort einen Ausweis als Plas­tik­karte bean­tragen.

filmfriend-Startseite auf einem Tablet filmfriend-Startseite auf einem Tablet
Bild: filmfriend / filmwerte GmbH
Internet-Nutzer berichten davon, dass sie sich beispiels­weise beim Verbund der Öffent­lichen Biblio­theken Berlins (VÖBB) online anmelden konnten. Dazu ist aller­dings die Angabe einer Melde­adresse in Berlin oder im Berliner Umland erfor­der­lich. Ob die Melde­adresse nach der Regis­trie­rung kontrol­liert wird, ist nicht bekannt. Nach § 267 und § 269 StGB stellt das mögli­cher­weise eine Urkun­den­fäl­schung oder "Fälschung beweiserheb­licher Daten" dar. Man sollte sich also besser bei einer teil­neh­menden Biblio­thek in der Region des eigenen Wohn­orts anmelden.

Die Film­aus­wahl bei fimfriend

Wer einen Blick auf das Angebot von film­friend wirft, stellt sofort fest, dass es dort keine aktu­ellen Holly­wood-Block­buster gibt. Das Angebot reicht von deut­schen Filmen und Klas­sikern über anspruchs­volle Doku­men­tationen bis hin zu inter­natio­nalem Arthouse-Kino. Insbe­son­dere das euro­päi­sche Kino ist stark vertreten, es gibt aber auch Inde­pen­dent-Produk­tionen aus Nord- und Südame­rika sowie aus Asien.

Der Katalog umfasst bereits rund 3500 Filme und wird laut film­friend stetig erwei­tert, jedes Jahr um etwa 300 Filme. Das Portal vermit­telt dabei auch Hinter­grund­infor­mationen zu den Film­schaf­fenden, insbe­son­dere den Regis­seuren, Produ­zenten und Darstel­lern. Auf spezi­ellen redak­tio­nell aufbe­rei­teten Seiten werden verschie­dene Themen beleuchtet und eine entspre­chende Film­aus­wahl präsen­tiert samt Hinter­grund­infor­mationen und weiter­füh­renden Links. Das nennt film­friend "Kollek­tionen".

Beispiele für Kollek­tionen sind DEFA Filme, Nordi­sches Kino, Klas­siker, Filme zum Thema Musik, Coming-of-Age-Filme, Lite­ratur im Film, Natur im Film oder wieder­ent­deckte histo­rische Film­schätze. Darüber hinaus kann nach 20 Kate­gorien wie Action, Drama, Liebe, Fantasy usw. gesucht werden.

Mehr als Filme und Serien bei film­friend

Separat aufge­führt in der Haupt­navi­gation von film­friend sind Dokus und Kids. Bei den Dokus findet man nicht nur Doku­men­tationen in Spiel­film­länge, sondern zum Teil inter­essante Kurz-Dokus, die mögli­cher­weise lange in irgend­wel­chen Archiven schlum­merten. film­friend zeigt zum Beispiel kuriose Werbe­filme für West-Berlin aus der Zeit der deut­schen Teilung, in denen Arbeit­neh­mern der west­lichen Bundes­repu­blik die Vorteile eines Umzugs nach West-Berlin schmack­haft gemacht wurden.

Eine Beson­der­heit im Doku-Bereich sind auch die Aufnahmen von Musik­kon­zerten. In unserem Test fanden wir zwar über­wie­gend ältere Konzert­mit­schnitte, einige Perlen sind aber auf jeden Fall dabei.

Im Kids-Bereich gibt es sowohl Spiel- als auch Anima­tions­filme sowie Serien und Kurz­filme. Eltern und Kinder werden dort einige Klas­siker wie Benjamin Blüm­chen, Janoschs Traum­stunde oder Sesam­straße vorfinden.

Das brachte der film­friend-Relaunch im Mai

Seit dem Relaunch erscheint die film­friend-Webseite im frischen, modernen Look, mit neuen, prak­tischen Features. Die Anmel­dung ist seither direkt im Header möglich (statt bisher vor jedem Film), die Watch­list kann sortiert und geteilt werden

Überarbeitete Suchfunktion bei filmfriend Überarbeitete Suchfunktion bei filmfriend
Bild: filmfriend / filmwerte GmbH
In der Suche sind nun Filter inte­griert, und es gibt eine Vorschlag­funk­tion. Neu ist auch die Suche nach der Alters­frei­gabe von Filmen und Serien, ein weiterer Filter ist die Veröf­fent­lichung nach Dekade.

Im Player kann jetzt der Vorspann bei Serien über­sprungen werden oder ein Auto-Play bei Seri­enfolgen einge­stellt werden. Auch ein 10-Sekunden-Skip und eine Bild-im-Bild-Funk­tion kamen hinzu. Unter­titel sind seit dem Relaunch in Größe und Farbe einstellbar.

Jugend­schutz und Geoblo­cking

film­friend zeigt auch zahl­reiche Filme mit FSK 16 und FSK 18. Bei jedem Login erfolgt eine Veri­fizie­rung des Alters anhand der Biblio­theks­aus­weis­nummer. Es ist also zu empfehlen, dass Kinder sich immer nur mit ihrem eigenen Ausweis einloggen und die Eltern niemals ihre eigenen Login-Daten an die Kinder weiter­geben.

Zum Zweck der Authen­tifi­zie­rung durch die Biblio­thek wird laut film­friend ein verschlüs­selter Kanal zur Nutzer­daten­bank der Biblio­thek herge­stellt. Nach erfolgter Authen­tifi­zie­rung über­mit­telt die Biblio­thek an film­friend dann die Ausleih­berech­tigung sowie die Alters­ein­stu­fung. Unter­schreitet das veri­fizierte Alter die Alters­frei­gabe für den Film oder die Serie, so kann der Film nicht abge­spielt werden. Das gilt auch für das Abspielen von Trai­lern.

PIN-Eingabe für den Jugendschutz PIN-Eingabe für den Jugendschutz
Bild: filmfriend / filmwerte GmbH
Eltern können darüber hinaus eine PIN hinter­legen und ein Alter fest­legen. Filme, die eine Alters­frei­gabe ab und über diesem Alter haben, können dann nur mit Eingabe dieser PIN abge­spielt werden. PIN und Alter können später natür­lich geän­dert werden.

Die Lizenzen für Filme werden in verschie­denen Ländern laut film­friend häufig von verschie­denen Rech­teinha­bern vergeben. Manchmal ist das welt­weite Zeigen der Filme darum aufgrund einer kompli­zierten Rech­tesi­tua­tion nicht möglich. Im Regel­fall sollen die Filme zumin­dest in Deutsch­land, Öster­reich und der deutsch­spra­chigen Schweiz sowie bei nicht dauer­haften Aufent­halten EU-weit zur Verfü­gung stehen.

Beob­ach­tungen in unserem Test

Da in unserer Stadt die Biblio­thek nur wenige hundert Meter entfernt liegt, entschlossen wir uns dazu, gleich einen Plastik-Lese­aus­weis vor Ort zu bean­tragen, obwohl unsere Biblio­thek auch die Online-Anmel­dung unter­stützt hätte (aller­dings über ein PDF-Formular). Schon bei der Anmel­dung (mit Perso­nal­aus­weis) erklärte uns der Biblio­theks­mit­arbeiter gleich alle Vorzüge der digi­talen Ange­bote und erwähnte dabei auch film­friend. Noch bevor wir das Gebäude wieder verlassen hatten, landete die E-Mail mit dem Pass­wort in unserem Post­ein­gang. Für die Bezah­lung der Jahres­gebühr von 10 Euro rich­teten wir im Online-Banking unserer Haus­bank einen Dauer­auf­trag ein.

Seit der ersten Eingabe von Biblio­theks-Ausweis­nummer und Pass­wort im Browser sowie in der Android-TV-App mussten wir diese Daten nie wieder eingeben. Im Browser verliert der Account aber manchmal die Angabe der Biblio­thek, diese müssen wir also teil­weise vor dem Streamen eines Films erneut auswählen.

In unserem Test lief die Film­wie­der­gabe stets ohne Stockungen oder Ruckler, nur einmal an einem Sams­tag­abend kam es vor, dass die Wieder­gabe einige Sekunden stockte. Das war aber nur ein Einzel­fall. Die Synchro­nisa­tion unserer Watch­list über mehrere Geräte hat problemlos funk­tio­niert.

Fazit

Wer nicht viel bezahlen möchte und sich für das auf film­friend ange­botene Arthouse-Film­pro­gramm sowie die zahl­rei­chen Dokus und Kinder­filme inter­essiert, bekommt mit dem Portal eine güns­tige und legale Möglich­keit für den Film­genuss. Ledig­lich zu Beginn ist einmal der Aufwand nötig, sich einen Biblio­theks-Ausweis zu besorgen, was in manchen Biblio­theken auch online geht.

Mit neueren Kino-High­lights oder aktu­ellen Holly­wood-Block­bus­tern sollte man auf film­friend aller­dings nicht rechnen. Die zahl­rei­chen Dokus sind aber sicher eine inter­essante Alter­native zum teils etwas repe­titiven Doku-Programm der TV-Media­theken.

Filme und Serien zu schauen geht auch kostenlos und legal im Internet: Wem Netflix und Amazon Prime Video zu teuer sind, für den haben wir eine ganze Reihe an Empfeh­lungen - hier gibts Filme, Serien und Dokus gratis.

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