Erfahrungsbericht: Handymiete bei Grover
Regelmäßig gibt es neue Handys, und diese neuesten Topmodelle kosten zu Beginn richtig Geld. Ob das neue Gerät für die eigenen Zwecke ausreichend ist, weiß man erst, wenn es in den eigenen Händen landet. Was aber, wenn sich nach einer Zeit herausstellt, dass es doch nicht "passt" oder es ein neueres noch besseres Modell gibt?
Man könnte sich sein Traumgerät online bestellen, auspacken, ausprobieren und sofort mit "Gefällt nicht" wieder zurückschicken. Doch bestimmte Erfahrungen sind binnen weniger Stunden oder Tage einfach nicht zu machen.
Man kann das neue Gerät kaufen, ausprobieren und dann versuchen, nach einer gewissen Zeit "gebraucht" weiterzuverkaufen. Dabei ist es wie beim Auto: Der Wertverlust in den ersten Tagen, Wochen oder Monaten ist schon hoch.
Möglichkeit: Handy mieten
Handy kaufen, finanzieren oder mieten? Wir haben es mit Grover ausprobiert
Foto: Grover.de / Screenshot: teltarif.de
Vielleicht eine ungewohnte Idee: Man kann sich sein Handy auch mieten. Ein Anbieter, der nicht nur Handys, sondern auch Tablets, Computer, hochwertige Fotokameras und mehr anbietet, ist das Berliner Unternehmen Grover. Wir haben das mit drei Smartphones einmal ausprobiert.
Unsere Wahl fiel auf den Hersteller Apple, dessen Geräte stark gefragt und von Hause aus schon sehr hochpreisig sind. Das nagelneue iPhone 12 war in der gewünschten Farbe Blau nicht lieferbar, wir durften auf Schwarz umsteigen.
Formalitäten
Vor der ersten Bestellung liegt die Anmeldung. Es werden einige persönliche Daten abgefragt und man muss seine E-Mail-Adresse bestätigen, weil die komplette Kommunikation darüber verläuft. Bevor das erste Gerät auf die Reise geht, fragt Grover auch die Bonität des Kunden ab, beispielsweise bei der Schufa.
Die erste Mietrate kann dann per Paypal bezahlt werden, auch andere Zahlungsverfahren (z.B. Kreditkarte) sind möglich. Wurde die Rate problemlos abgebucht, kann man davon ausgehen, dass die Anfrage angenommen wurde.
Bestellfortschritt per E-Mail, Absender Synerlogis
Im nächsten Schritt kam eine Bestellbestätigung per E-Mail mit genauen Informationen zur bestellten Ware und den allgemeinen Geschäftsbedingungen, einschließlich der Rechnungsnummer von Grover. Eine weitere Mail von Paypal ("Beleg für Ihre Zahlung") und eine Mail von "DHL Paket" mit der Trackingnummer folgten. Hier ist zu beachten, dass als Absender die Firma Synerlogis GmbH & Co. KG genannt wird. Der Begriff "Grover" taucht erst an zweiter Stelle auf.
Wir haben drei Bestellungen ausgelöst. Zweimal wurden die Pakete aus Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) und einmal aus dem DHL-Logistik-Zentrum Neumünster (bei Kiel in Schleswig-Holstein) verschickt. In Altenholz (nördlich von Neumünster) hat die Firma Synerlogis übrigens ihren Sitz.
Vertragspartner des Kunden ist die Grover Group GmbH, die Grover Finance I oder Grover Finance II, die aber alle drei in der Holzmarktstr. 11 in Berlin ihren Sitz haben. Welcher Partner das nun genau ist, wird im Kleingedruckten der Geschäftsbedingungen genauer erläutert.
Kompliziert: Paketzustellung nur mit ID-Prüfung
Bei der Anlieferung des Paketes gibt es eine weitere Besonderheit: Der Postbote oder die Postbotin dürfen das Paket nur an den Empfänger/in aushändigen, der/die sich mit Reisepass oder Personalausweis legitimieren kann.
Das hat einen Haken: Solange die aktuelle Pandemie andauert, dürfen die Postboten die Pakete gar nicht persönlich an der Haustüre aushändigen, sondern müssen sie in die nächste Post/DHL-Filiale umleiten. Die kann weit entfernt, in einem anderen Ort- oder Stadtteil sich befinden, je nachdem, wo man wohnt.
Das bedeutet außerdem, der Empfänger muss persönlich zu den Öffnungszeiten der Filiale vorsprechen. Das kann bei Berufstätigen echte Schwierigkeiten machen, wenn die Öffnungszeiten nicht zur Arbeitszeit passen.
Vielleicht kann eine Vertrauensperson mit schriftlicher Vollmacht beauftragt werden, der man am besten auch seinen Pass/Ausweis mitgibt.
Abholung im Technikmarkt
Alternativ soll Grover auch in einigen Technik-Märkten, wie Saturn, MediaMarkt, Euronics oder Conrad nutzbar sein, was wir nicht ausprobiert haben. Damit könnten einige Produkte zu denselben Konditionen wie online bei Grover direkt aus dem Elektromarkt mit nach Hause genommen werden.
Allerdings kann es sein, dass der örtliche Markt das Verfahren noch nicht kennt oder gar nicht daran teilnimmt. Die Bestellung solle vorher bei Grover online erfolgen, die Abholung wäre dann im Markt. Im Zweifelsfall (vor der Bestellung) erst einmal nachfragen.
Miete startet zum Liefertag
Die Anlieferung bzw. Übergabe des Gerätes wird erneut per E-Mail bestätigt, nun startet der Mietzeitraum. Im Karton lag neben dem bestellten Gerät jeweils nur eine Tüte Gummibärchen und einmal sogar eine kostenlose Panzerglasfolie (iPhone 12 mini) bei, allerdings keine Hinweise, ob diese unbedingt montiert werden sollte.
Für wen ist die Miete geeignet?
Im Kundentool kann man seine Mietverträge übersichtlich verwalten
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wer darauf hofft, das neue Handy zum gleichen oder günstigeren Preis als im Laden auf der grünen Wiese oder beim günstigen Online-Versender zu bekommen, wird enttäuscht sein. Günstiger ist das in den meisten Fällen nicht.
Der Pluspunkt der Miete liegt eher darin, die Mietzeit vor der Bestellung relativ flexibel festlegen zu können, beispielsweise auf 1, 3, 6 oder 12 Monate. Nach der Bestellung hat man ein 14-tägiges Widerrufsrecht oder kann die Mietdauer verlängern, jedoch nicht verkürzen.
Während der Mietlaufzeit kann man die vorzeitige Kaufoption ausüben, d.h. die restlichen Monats-Mieten werden dann auf einen Schlag berechnet. Damit geht das Gerät komplett in das Eigentum des bisherigen Mieters über, der angebotene Schutz durch "Grover Care" endet zum gleichen Zeitpunkt.
Grover Care
Grover Care ist eine Versicherung, die etwaige Schäden beim Gebrauch der Mietgeräte einschließt. Der Kunde muss bei Displaybruch oder anderen Schäden nur einen Anteil von zehn Prozent erstatten, 90 Prozent der Kosten werden von der Grover-Care übernommen.
Doch Vorsicht: Im Fall von Diebstahl und Verlust mag Grover nicht einspringen. Immer mehr Haftpflicht- oder Hausratversicherungen würden in solchen Fällen den Schaden übernehmen, rät Grover, man solle bei seinem Versicherer nachfragen.
Ist die vereinbarte Mietzeit (z.B. 3 Monate) beendet, kann der Kunde sein Gerät zurückschicken (im Portal vorher "Miete beenden" auswählen) oder die Miete weiterlaufen lassen.
Was kostet der Spaß?
Vor einer Bestellung sollte man sich die Kosten genau durchspielen
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Wir haben drei Geräte zu verschiedenen Zeitpunkten gemietet:
- Ein iPhone 12 mit 128 GB Speicher in Schwarz, Mindest-Mietlaufzeit: 3 Monate. Die monatliche Miete beträgt seit Start 79,90 Euro pro Monat. Ein Kauf wäre nach 14 Monatsmieten für einen Euro möglich, bereits bezahlte Mieten werden angerechnet, macht einen rechnerischen Gesamtpreis von 1118,60 Euro. Zum Vergleich: idealo.de nennt für die 128 GB-Version Preise von 869 Euro bis 1205 Euro.
- Ein iPhone 12 mini mit 128 GB Speicher in Blau. Mindest-Mietlaufzeit: 3 Monate, die monatliche Miete beträgt seit Start 69,90 Euro pro Monat, die erste Rate wurde mit einem Rabattcode einmalig auf 18,88 Euro reduziert. Ein Kauf wäre nach 15 Monatsmieten für einen Euro möglich, bereits bezahlte Mieten werden angerechnet, macht einen Gesamt-Preis von 997,48 Euro. Zum Vergleich: idealo.de nennt für 128 GB Speicher Preise von 769 Euro bis 1017 Euro.
- Und schließlich ein vermeintliches Schnäppchen, das iPhone SE (2. Generation) in Weiß, zum attraktiven monatlichen Preis von 17,91 Euro, diesmal mit einer Mietlaufzeit von 12 Monaten. Das könnte man nach 34 Monaten für einen Euro haben, oder sofort für 626,85 Euro. Zum Vergleich: Bei Idealo würde das gleiche Gerät mit 128 GB 474,32 Euro bis 610,26 Euro kosten.
Beim Kauf im Versandhandel oder Laden ist zu beachten, dass hier keine Versicherung inkludiert ist, deren Kosten müsste man aus den Preisen von Grover noch herausrechnen.
Ein Fazit
Wer ständig neue Geräte gründlich ausprobieren möchte und sich sicher ist, dass nach kurzer Zeit das nächste "neueste" Modell angesagt ist, hat hier eine elegante Alternative. Man muss nicht sich um den Wiederverkauf der abgenutzten Geräte kümmern, sondern schickt sie einfach mit Originalkarton zum Vermieter zurück. Vorher sollten natürlich alle Daten gelöscht und die Kontenverknüpfung (Handysuche, z.B. beim iPhone) aufgelöst werden.
Ob es sich lohnt, ein Gerät für ein Jahr oder länger zu mieten oder ob ein Kauf im Handyladen oder in Verbindung mit einem Mobilfunkvertrag die günstigere Option sein könnte? Das muss man für jedes Modell genau nachrechnen.
Auch die Option Handy-mit-Vertrag birgt auch Risiken: Auf jeden Fall muss der Mobilfunkvertrag rechtzeitig zum Ende der Mindestlaufzeit gekündigt werden, da sonst der monatliche Aufpreis fürs neue Handy immer weiter bezahlt würde, obwohl man sein Handy längst "abbezahlt" hätte.