Ruf aus der Vergangenheit

Miete für Bundespost-Telefone noch auf Telekom-Rechnungen

Kunden haben 30 Jahre lang über 900 Euro für ein Leih-Telefon bezahlt
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Miete für Bundespost-Telefone noch auf Telekom-Rechnungen Miete für Bundespost-Telefone
noch auf Telekom-Rechnungen
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Der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein liegen aktuelle Telekom-Rechnungen vor, auf denen merkwürdige Leistungen berechnet werden. Die Posten entpuppen sich als Miete für Bundespost-Festnetztelefone aus den 1980er Jahren, die 30 Jahre lang nicht gekündigt wurden.

Die auf den Telekom-Rechnungen aufgeführten Leistungen tragen mitunter kryptische Namen, die nur eingeweihten Telekommunikations-Fans etwas sagen. Wer sich schon vor der Telefon-Liberalisierung mit der Materie beschäftigt hat, weiß meist schnell Bescheid: Auf den vorliegenden Rechnungen wurde beispielsweise für "Actron B" ein Betrag von 2,51 Euro monatlich in Rechnung gestellt. Für "Dallas" soll 3,74 Euro bezahlt werden. Bei beiden Geräten handelt es sich um damals etwas besser als das im Vertrag inkludierte Standard-Modell ausgestattete Festnetz-Telefone, die die Deutsche Bundespost seinerzeit gegen einen monatlichen Aufpreis an ihre Kunden verliehen hat.

Mit der Privatisierung der Deutschen Bundespost und der darauf folgenden Liberalisierung des Telekommunikations-Marktes kam das Leihmodell aus der Mode. Festnetzkunden konnten seither - nicht nur bei der Telekom, sondern auch von alternativen Herstellern wie beispielsweise Gigaset - technisch deutlich aktuellere und schickere Festnetztelefone kaufen. Erst in neuerer Zeit haben sich einige Provider wieder mit Mietmodellen versucht, beispielsweise für Smartphones oder DSL-Router.

Betroffene sollen Mietvertrag explizit kündigen

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Laut Aussage der Verbraucherzentrale hat wohl bei einigen Kunden die Kündigung der Festnetztelefon-Miete nicht funktioniert - oder sie wurde schlicht vergessen. Die Verbraucherschützer halten es auch für möglich, dass die Telekom es bis heute nicht geschafft hat, den entsprechenden Rechnungsposten aus den Rechnungen zu löschen.

Betroffene sollten beim Auftauchen solcher Posten schnellstmöglich mit der Telekom Kontakt aufnehmen und die nicht mehr benötigte Leistung kündigen. Die Verbraucherzentralen leisten dabei auf Wunsch auch Hilfestellung. Rein finanziell hat sich die Telefonmiete für die Kunden übrigens nicht gelohnt: Über 900 Euro hat ein Kunde über 30 Jahre für das "Actron B" bezahlt, für das "Dallas" waren es sogar über 1300 Euro - dafür hätte man sich in der Zeit mehrere Telefonanlagen leisten können.

Zu Zeiten der Deutschen Bundespost war der Kunde in der Regel dazu verpflichtet, das gemietete Telefon bei Nichtnutzung zurückzugeben. Ob die Telekom darauf auch heute noch besteht, konnte bisher nicht festgestellt werden. Falls Sie als unser Leser von der alten Bundespost-Telefonmiete betroffen sind: Schreiben Sie doch in unserem Forum darüber!

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