DAB+: Darum sind viele hr-Programme "verschwunden"
Seit Montagmittag erreichen die teltarif.de-Redaktion immer wieder Hinweise von Lesern aus Hessen und benachbarten Bundesländern, die einige Programme des Hessischen Rundfunks über DAB+ nicht mehr empfangen können. Doch abgeschaltet wurden die betroffenen Sender nicht, im Gegenteil, es gibt sie jetzt sogar mehrfach. Nachteil: Viele Radios "merken" das nicht und der Hörer muss einen neuen Sendersuchlauf durchführen. Das hätte die Landesrundfunkanstalt verhindern und für die Nutzer eleganter lösen können.
Sendemast des Hessischen Rundfunks auf dem Großen Feldberg/Taunus
Foto: teltarif.de
Doch was ist wirklich passiert? Neben hr4 soll es ab Herbst auch in den Programmen hr1 und hr3 regionale Fenster geben - etwa für Nachrichten und Wetterberichte gezielt für einige Landesteile Hessens. Das wurde vom Hessischen Rundfunk schon jetzt vorbereitet. Die bisherigen, landesweit einheitlichen Programme von hr1 und hr3 sind im DAB+-Sendernetz abgeschaltet worden. Stattdessen gibt es diese Radiostationen jetzt jeweils dreimal - für Nord- und Mittelhessen und für das Rhein-Main-Gebiet.
hr-Programme plötzlich von den Radios verschwunden?
Wer die alten Programmplätze anwählt, sieht nur noch, dass die Sender verschwunden sind. Manche Radios "finden" die neuen Stationen automatisch. Bei anderen Empfangsgeräten muss der Nutzer einen neuen Sendersuchlauf durchführen. Für beide Varianten gilt: Wenn der Hörer nicht nach den neuen Programmkennungen sucht, weil er mit diesen gar nicht rechnet, nimmt er diese nicht wahr.
Nur die Techniker des Hessischen Rundfunks wissen, warum die Regionalisierung nicht eleganter umgesetzt wurde. Als bei hr4 die Fensterprogramme auf DAB+ Einzug hielten, wurde der vorherige landesweit einheitliche Kanal im terrestrischen Digitalradio als Regionalprogramm für das Rhein-Main-Gebiet umgewidmet. Der Hörer konnte sein Programm unterbrechungsfrei weiter hören - nur eben mit neuer Kennung im Display. Die weiteren Regionalversionen waren zusätzlich aufgeschaltet.
Fünf Regionalversionen ab Oktober
Wie die Pressestelle des Hessischen Rundfunks auf Anfrage mitteilte, sind ab Oktober sogar fünf Regionalversionen bei hr1, hr3 und hr4 geplant. Auf DAB+ fehlen derzeit die Fenster für Ost- und Südhessen. "Das DAB+-Ensemble des hr wird aktuell nur einmal für ganz Hessen ausgesendet und hat eine begrenzte Übertragungskapazität. Zugunsten der Audioqualität musste zunächst auf je zwei Regionen verzichtet werden", so die Begründung des hr. Aber: "Ab Oktober wird es für alle Ausspielwege fünf Regionen geben."
Für DAB+ stimmt das allerdings nicht. Wer die Regionalfenster für Ost- und Südhessen empfangen möchte, muss auf UKW ausweichen. Im Internet will der Hessische Rundfunk die Regionalberichterstattung in Form von Podcasts abbilden, wobei es von hr4 derzeit auch schon drei regionale Stream-Varianten gibt. Daher erscheint es zumindest nicht ausgeschlossen, dass diese Lösung auch für die beiden anderen Programme genutzt wird.
hr-Regionalprogramme auf DAB+
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Während Klang-Puristen die niedrigeren Datenübertragungsraten beklagen, die mit der größeren Anzahl von Kanälen im DAB+-Multiplex des Hessischen Rundfunks einhergehen, dürfen sich Hörer von hr Info sogar über eine Verbesserung freuen: Anders als auf UKW wird die Nachrichten- und Informationswelle aus dem Funkhaus in der Bertramstraße in Frankfurt am Main über DAB+ und im Livestream jetzt in Stereo ausgestrahlt.
FFH: Regionalfenster über DAB+ (noch) nicht für alle
Beim Thema Regionalisierung auf DAB+ liefern sich der Hessische Rundfunk und der private Mitbewerber Hit Radio FFH indes einen Wettstreit. hr4 war Vorreiter. FFH folgte Ende vergangenen Jahres in Nordhessen, wo es Fensterprogramme für Kassel, Gießen und Fulda gibt. Die bereits für Anfang 2023 in Aussicht gestellte Regionalisierung in Südhessen lässt indes noch auf sich warten.
Ähnlich wie der Hessische Rundfunk kann auch Hit Radio FFH aus Kapazitätsgründen nicht alle Regionalfenster auf DAB+ abbilden. Wer sich explizit für die Berichterstattung aus der Landeshauptstadt Wiesbaden interessiert, muss auf UKW ausweichen oder den Livestream bemühen.
Wann die FFH-Regionalprogramme für Rhein-Main und Südhessen im terrestrischen Digitalradio aufgeschaltet werden, ist unklar. Denkbar wäre ein Zusammenhang mit dem ebenfalls geplanten Ausbau der Sendernetze für private Programmveranstalter in Hessen. So soll für Nordhessen der Standort Gießen (Dünsberg) hinzukommen, während die Senderkette für Südhessen um einen Sender auf der Hohen Wurzel bei Wiesbaden ergänzt wird.
In einer weiteren Meldung berichten wir unter anderem über neue DAB+-Programme in Sachsen.