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So funktioniert ein Kabelnetz: Von der Multimediadose ins Netz

Lesen Sie, wie TV- und Internet-Signale in Ihre Wohnung kommen
Von Thorsten Neuhetzki

Wer ins Internet gehen will, hat noch vor 10 Jahren in aller Regel das Modem oder die ISDN-Karte genutzt. Einige Jahre später war es dann der DSL-Zugang. Inzwischen gibt es noch eine andere Technik, die das Breitband-Internet ins Haus bringt, die aber viele Nutzer aus einem ganz anderen Grund kennen: Das TV-Kabelnetz. Noch immer wissen einige Kunden nicht, dass sich die Kabeldose mit ein wenig technischer Veränderung auch für einen Internetzugang nutzen lässt, der schneller ist als der klassische DSL-Zugang. Kabelnetz-Schema Schema: So funktioniert ein Kabelnetz.
Eine bebilderte Übersicht, wie ein Kabelnetz funktioniert und wie die Netzelemente aussehen, bekommen Sie mit einem Klick auf dieses Bild.
Grafik: Kabel Deutschland

Die notwendigen Voraussetzungen schaffen dabei die Anbieter selbst. Doch wie funktioniert diese Technik eigentlich und warum kann man über ein TV-Kabelnetz surfen? Wir nehmen Sie mit auf die Reise Ihrer Daten von Ihrer Wohnung ins Internet und erklären Ihnen auch, warum es sein kann, dass Sie im Bereich der Kabel Deutschland (KDG) wohnen, aber Sie kein direkter Kunde werden können.

Die Historie des Kabel-Netzes

Damit Sie über das Kabelnetz surfen können, haben die Kabelnetzbetreiber hohe technische Investitionen in das Netz gesteckt. Denn als die Deutsche Bundespost, später Telekom, das Netz in den 1980er Jahren baute, hatte es nur einen Zweck: Ein Fernsehsignal von einem zentralen Anlieferungspunkt aus über die ganze Stadt in die Haushalte zu verbreiten. An einen Rückkanal vom Kunden zum Anbieter, der für Internet und Telefonie nötig ist, hat damals niemand gedacht, entsprechend waren die Netze in den Straßen, aber auch in den Haushalten nicht dafür vorbereitet. Deshalb hat beispielsweise Kabel Deutschland, die das Breitbandkabelnetz der Deutschen Telekom in 13 Bundesländern in Deutschland übernommen hat, nach eigenen Angaben bis heute mehr als eine Milliarde Euro investiert.

Was bedeuten die einzelnen Netzebenen?

Multimedia-Dose Multimedia-Dose in der Wohnung des Kunden.
Foto: KDG
Das Kabelnetz in Deutschland weist eine Besonderheit auf - die Trennung der Netzebenen (NE). Die Netzebenen 1 und 2 leisten den Signaltransport vom Sender bis zu den regionalen Verteilnetzen. Die Netzebene 3 reicht von dort bis zu den Übergabepunkten vor der Haustür des Kunden. In Deutschland gibt es drei große Kabelnetzbetreiber, die für die regionale Signalverteilung in der Netzebene 3 zuständig sind: Unitymedia in Hessen und Nordrhein-Westfalen, Kabel BW in Baden-Württemberg und Kabel Deutschland in den restlichen Bundesländern. Die Netzebene 4 ist der Teil des Netzes vom Übergabepunkt bis zur Kabelsteckdose in der Wohnung und wird entweder von den NE3-Anbietern, der Hausverwaltung oder Drittanbietern betrieben.

Im Fall von Kabel Deutschland werden aktuell ein Drittel der Kunden direkt angesprochen. Die übrigen Hausnetze werden von Kabelservice-Gesellschaften und der Wohnungswirtschaft betrieben, die die TV- und Hörfunksignale in der Regel von Kabel Deutschland beziehen und an ihre Kunden weitergeben. In Berlin wird die NE 4 beispielsweise auch von Anbietern wie Tele Columbus oder Versatel Telekabel betrieben. Die NE4-Verträge sind stets exklusiv. Ist also beispielsweise Tele Columbus der Betreiber der Hauskabelanlage, so kann der Bewohner in der Regel kein Kunde bei Kabel Deutschland für TV, Internet und Phone über die NE4 werden.

Auch der Vermieter kann der Kabelnetzanbieter sein

Wer Internet und Telefonie über das TV-Kabel nutzen möchte, muss grundsätzlich Zugang zu einem modernisierten, also rückkanalfähigen, Kabelanschluss haben. Sie können dies einfach herausfinden, indem Sie auf der Website des in Ihrem Bundesland zuständigen Kabelnetzbetreibers die Verfügbarkeit prüfen. Ist die Grundvoraussetzung erfüllt, können Sie je nach Vermarktungssituation direkt Kunde bei einem der großen Kabelnetzbetreiber werden oder den dort verantwortlichen Netzebene-4-Betreiber (Kabelservice-Gesellschaften oder Wohnungswirtschaft) kontaktieren. Diese Information ist beispielsweise auch im Mietvertrag oder beim Hauseigentümer verfügbar.

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