Test

Die Handy-Uhr LG GD910 Watchphone im Test

Handy-Uhren-Konzept bringt funktionelle Einschränkungen mit sich
Von Ulf Schneider / Björn Brodersen

Bereits vor Jahren konnten Besucher auf Fachmessen hinter Panzerglas namenlose Prototypen von Handy-Uhren bewundern, die es allerdings nie zur Marktreife brachten. Dann ermöglichten Bluetooth-Uhren von Sony Ericsson die Steuerung eines Mobiltelefons über ein Display im Ziffernblatt. Erst jetzt gibt es mit dem LG GD910 Watchphone ein scheinbar praxistaugliches Uhren-Handy auf dem deutschen Markt, wobei nahezu zeitgleich die koreanischen Landsleute von Samsung mit dem S9110 ein vergleichbares Modell in den Handel gebracht haben. Der Umgang mit der Handy-Uhr im Test hat gezeigt, warum erst so spät die Ehe aus Mobiltelefon und Armanduhr praxistauglich wurde – Stichwort: Touchscreen.

Einlegen der SIM-Karte mit Geschick und Geldmünze

LG GD910

Robust, sportiv, maskulin und recht klobig: Das optische Erscheinungsbild des 91 Gramm schweren LG GD910 Watchphone macht schnell deutlich, dass sich der Formfaktor der besonderen Funktionsvielfalt unterordnen muss, denn mit einer Bautiefe von 14 Millimetern ist es nicht gerade ein elegantes Schmuckstück für das Armgelenk eines Herren. Durch den massiven und wasserfesten Metallkorpus ist es dafür hart im Nehmen, so dass das Watchphone auch beim Joggen als Kommunikationshilfe dienen kann. Den sportiven Charakter unterstreicht das schwarze Lederarmband, das sich dank eines praktischen Klappverschlusses angenehm um das Handgelenk schmiegt.

Um eine SIM-Karte einzulegen, benötigt man neben ein wenig Geschick auch eine Geldmünze, denn auf der Rückseite muss man den Verschluss um 90 Grad drehen, um an das Innere der Handy-Uhr zu gelangen.

Das Inventar bietet reinen Handy-Standard

LG GD910 Watchphone LG GD910 Watchphone
Foto: LG
Sobald er mit einer Steuertaste auf der rechten Gehäuseseite das LG GD910 startet, wird der Nutzer wie üblich zur PIN-Eingabe aufgefordert, was gleichzeitig zum ersten Aha-Erlebnis führt. Trotz der Minimaße von 2,6 mal 3,3 Zentimetern lässt sich der Touchscreen des Watchphones erstaunlich präzise und dadurch fehlerfrei bedienen. Das betrifft auch die Eingaben von Rufnummern, und selbst das Simsen klappt erstaunlich unfallfrei, wobei die ungewohnte Handgelenk-Position für längere Tipporgien auf Dauer doch zu anstrengend ist. Das berührungsemfpindliche TFT-Display löst 120 mal 160 Pixel auf und stellt 262 144 Farben dar.

Das Inventar bietet dagegen reinen Handy-Standard: Das LG GD910 Watchphone unterstützt neben Quadband-GSM und GPRS auch EDGE und UMTS mit HSDPA, beispielsweise für schnellere mobile Datenübertragungen. Die Geschwindigkeit kann das Uhren-Handy allerdings nur als Modem fürs Notebook oder Netbook ausspielen, da es selbst über keinen Internet-Browser verfügt. Zudem bietet das LG GD910 ein Diktiergerät, die wichtigsten Organizer-Funktionen, einen Musikplayer mit Stereo-Bluetooth-Sound (A2DP-Unterstützung) sowie eine VGA-Kamera (640 mal 480 Pixel Auflösung). Bis zu 500 SMS-Mitteilungen fasst der Nachrichten-Speicher, bis zu 1 000 Kontakte mit jeweils 15 Kontaktdetails das Telefonbuch.

Zur Datenablage stehen intern nur 82 MB Speicherplatz zur Verfügung. Großes Manko: Einen Steckplatz für wechselbare Speicherkarten zur Erweiterung der Speicherkapazität gibt es nicht. Das Watchphone ist allerdings als USB-Massenspeicher einsetzbar.

Die integrierte Kamera ist im Zusammenspiel mit dem 3G-Netz der Garant für den spektakulärsten James-Bond-Auftritt des LG GD910: Sie dient der Videotelefonie. Das klappt auf dem Mini-Display zwar recht gut, man muss aber schon eine gehörige Portion Selbstbewusstsein haben, sich so öffentlich in Szene zu setzen. Wer es hingegen liebt, beispielsweise in einem Café, sämtliche Blicke auf sich zu ziehen - bitte schön! Weitere Funktion des Uhren-Handys: Es unterstützt Text-to-Speech, das das Vorlesen von SMS-Nachrichten ermöglicht.

Wie nicht anders zu erwarten sorgt das Handy-Uhr-Konzept aber auch für funktionelle Einschränkungen. So ist ein Surfen im Internet nicht möglich, was angesichts des Mini-Displays auch nicht wirklich viel Sinn machen würde. Auch die Business-Qualitäten sind eher rudimentärer Natur. Zwar gibt es Standards wie einen Terminkalender und eine Synchronisation mit Outlook, doch ein E-Mail-Client ist leider nicht an Bord. Schade, denn das E-Mail-Management am Handygelenk hätte das Watchphone endgültig als eine Erfindung vom James-Bond-Tüfftler Q geadelt.

Auf der zweiten Seite unseres Testberichts lesen Sie, warum Nutzer des LG GD910 Watchphone ihr Telefonverhalten umstellen sollten.

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