Test

Die Handy-Uhr LG GD910 Watchphone im Test

Handy-Uhren-Konzept bringt funktionelle Einschränkungen mit sich
Von Ulf Schneider / Björn Brodersen

Der Touchscreen macht klar, warum das Projekt erst jetzt marktreif wurde. Der reagiert nämlich nicht nur präzise auf Fingereingaben, sondern ermöglicht auch das vom iPhone beliebte kinetische Scrolling per Fingerzeig. Das "Anstupsen" von Listen klappt dabei angenehm schnell, sodass man mit ein bisschen Übung den Dialog mit den drei Steuertasten recht schnell verinnerlicht hat. Hier hat LG einen wirklich guten, da durchdachten Job gemacht.

LG GD910

Wer allerdings die Basis-Funktion nutzen, sprich telefonieren möchte, muss sein Telefonierverhalten dauerhaft umstellen. Denn logischerweise ist ein Gespräch nur über zwei Wege möglich: Über den hochwertigen Freisprecher, was nur im Rahmen einer gewissen Intimsphäre möglich ist, oder über ein Bluetooth-Headset. Letzteres gehört trotz des happigen Preises leider nicht zum Lieferumfang. Das Tandem aus Headset und Watchphone ist dabei vor allem im Autoeinsatz eine prima Sache, da man so auf engsten Raum alles schnell im Blick hat. Ansonsten ist es schon eine Umstellung, ständig "Ohrschmuck" tragen zu müssen, um erreichbar zu sein. Sobald das Bluetooth-Headset nicht aktiviert ist, wird ein Gespräch automatisch über den integrierten Lautsprecher abgewickelt. LG GD910 Watchphone LG GD910 Watchphone
Foto: LG

Überhaupt erfordert das Kommunikationsverhalten mit dem Watchphone gegenüber einem klassischen Mobiltelefon ein striktes Umdenken im Kopf. Statt wie gewohnt zum Handy zu greifen, reichen nun ein Blick auf das Handgelenk und ein Druck auf das Headset, um ein Gespräch anzunehmen. Ob das nun praktischer ist, sei einmal dahin gestellt, eine gewisse Coolness hat dieses Prozedere auf alle Fälle. Die Gesprächsqualität ist auf beiden Seiten ordentlich.

Kurzer Akku-Atem

Die Kombination aus gehobener Ausstattung und geringem Platz für den 480 mAh starken Akku wirkt sich erwartungsgemäß negativ auf die Rufbereitschaft aus. Selbst bei moderater Nutzungsintensität ist spätestens nach zwei Tagen Schluss. Wer zur Fraktion der Vieltelefonierer gehört sollte daher am besten jeden Tag die Stromtankstelle bemühen. Die Sprechzeit im UMTS-Modus gibt selbst LG mit nur bis zu einer Stunde an, im GSM-Modus sollen es bis zu zwei Stunden sein.

Das LG GD910 Watchphone gibt es erwartungsgemäß nur ohne einen Laufzeitvertrag, weswegen Interessenten zwischen 800 und 900 Euro als Anschaffungskosten einkalkulieren müssen. Als Gegenwert gibt es leider nur den Standard-Lieferumfang in Form einer Ladestation, einem USB-Kabel, einer CD-ROM und dem Handbuch. Schade, denn die Exklusivität und der hohe Preis der Handy-Uhr schreien doch förmlich nach dem einen oder anderen Extra. Der Mobilfunkbetreiber Vodafone verkauft das LG GD910 Watchphone für 899,90 Euro ohne Vertrag.

Von Kopfschütteln bis hin zu purer Bewunderung

Zunächst einmal muss man LG das große Kompliment machen, eine in vielen Details durchdachte und damit praxistaugliche Handy-Uhr entwickelt zu haben, die sogar eine gehörige Portion Komfort bietet. Käufer sollten sich allerdings im Klaren sein, dass es dennoch mehr ein Accessoire ist, denn der Umgang mit dem Watchphone ist definitiv nicht in jeder Situation vom Vorteil. Als Ersatz für ein herkömmliches Handy taugt das LG GD910 nicht. Dafür gibt es derzeit mit Sicherheit kein anderes mobiles Kommunikationsmittel, mit dem man derart viel Aufsehen erregt. Während des Praxistests reichte die emotionale Spannbreite dabei von Kopfschütteln bis hin zu purer Bewunderung.

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