Vodafone-MVNO

Lycamobile startet virtuell im Netz von Vodafone

Zum 1. Juni wurde die Vorwahl 01521 im D2-Netz geöffnet
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Mit Lycamobile geht ein erster virtueller Netzbetreiber (MVNO) im Vodafone-Netz an den Start. Mit Lycamobile geht der erste virtuelle Netzbetreiber (MVNO) im Vodafone-Netz an den Start.
Bild: lycamobile.com
Wie dem Amtsblatt der Bundesnetzagentur zu entnehmen ist, wurde zum 1. Juni 2011 die Vorwahl 01521 im Netz von Vodafone D2 geöffnet. Erstmalig hat Vodafone eine Vorwahl an einen sogenannten MVNO "untervermietet".

Die 01521 gefolgt von sieben Ziffern wird künftig vom englische Unternehmen Lycamobile genutzt, welches bereits in verschiedenen europäischen Ländern (u.a. auch der Schweiz) Calling-Cards und Handy-SIM-Karten für die sogenannte "Ethno"-Zielgruppe anbietet. Vergleichbare Angebote in Deutschland wären etwa von Lebara (im Netz von T-Mobile) oder Mobi (im Netz von Vodafone).

Ein echter MVNO nutzt das Mobilfunknetz nur als Untermieter (übt also eine Art von Roaming aus). Im Gegensatz zum einem Service-Provider (wie mobilcom-debitel, Drillisch usw.) laufen aber alle eingehenden und abgehenden Verbindungen beim MVNO über eine eigene Mobilfunkvermittlung. Dafür bekommt der MVNO auch für ankommende Verbindungen Einnahmen durch den sogenannten Interconnect und nicht nur für abgehende Verbindungen, wie das bei den Service-Providern der Fall ist. Ein echter MVNO muss dafür selbst sicherstellen, dass er für Anrufe, SMS und MMS aus allen anderen Netzen erreichbar ist - ein in der Praxis gar nicht so einfaches Unterfangen.

Mit Lycamobile geht ein erster virtueller Netzbetreiber (MVNO) im Vodafone-Netz an den Start. Mit Lycamobile geht der erste virtuelle Netzbetreiber (MVNO) im Vodafone-Netz an den Start.
Bild: lycamobile.com
Der allererste MVNO in Deutschland war die heute nicht mehr aktive Firma Quam (damalige Vorwahl 01505) und die ebenfalls eingestellte "Mobilcom Multimedia" (01566), welche das Netz von E-Plus mit benutzte. Heute sind noch die Unternehmen "vistream" (Vorwahl 01570) und "ring" (Vorwahl 01575) ebenfalls als Unternmieter im Netz von E-Plus aktiv.

Vodafone konnte uns auf Anfrage nur die Tatsache bestätigen, dass es sich bei Lycamobile um einen MVNO handelt, der für sein Telekommunikationsangebot das Netz von Vodafone nutzen wird. Unklar ist jedoch, ob Lycamobile selbst eigene Interconnect-Abkommen mit allen anderen Netzen abschließen wird (oder sich eines Dienstleisters bedient), wann es konkret losgeht und ob die Karten sofort aus allen Netzen erreichbar sein werden.

Was werden Anrufe ins virtuelle Netz kosten?

Rein theoretisch könnten bestehende Telefongesellschaften für Verbindungen zu Lycamobile neue und höhere Verbindungspreise berechnen oder Lycamobile als eigenes Netz und nicht als Vodafone D2 betrachten. Es empfiehlt sich daher, Rechnungen und Tarifinformationen des eigenen Anbieters in den kommenden Wochen und Monaten genau zu beachten. Interessant wird auch sein, ob Vodafone seinen eigenen Kunden bei Anrufen zu 01521 den gewohnten Vodafone-internen Preis (und damit auch als Bestandteil von Vodafone-Flatrates), den Verbindungspreis in "fremde" Netze oder gar einen ganz anderen Tarif berechnet. Beispielsweise sind Verbindungen von E-Plus zu 01570 oder 01575 auch keine E-Plus-internen Verbindungen und damit auch nicht Bestandteil der angebotenen Flatrates.

Komplizierte Tarife zu erwarten

Wahrscheinlich wird Lycamobile sein Angebot auf Prepaid-Basis anbieten. Die Tarife von Lycamobile könnten für unsere Verhältnisse ungewohnt kompliziert werden. In der Schweiz werden beispielsweise 19 Rappen (ca. 14 Cent) pro Gespräch plus ein Minutenpreis von 19 Rappen (14 Cent) erhoben, wobei dieser Preis nur bis zu einer Gesprächsdauer von 15 Minuten gilt, danach werden 9 Rappen (7 Cent) / Minute fällig. Anrufe ins Ausland sollen schon ab 4 Rappen (3 Cent) möglich sein, auch hier muss mit Zuschlägen und wechselnden Tarifen gerechnet werden. Dafür werden in der Schweiz die SIM-Karten an Interessenten "verschenkt". In der Schweiz arbeitet Lycamobile mit dem Anbieter Orange S.A. zusammen.

Start in Deutschland noch unklar

Die Seite lycamobile.de verlinkt im Moment noch zum englischen Angebot. Auf lycamobile.ch findet man das Schweizer Programm, SIM-Karten werden jedoch nur an Personen mit Schweizer Adresse verschickt. Lycamobile ist nach eigenen Angaben im Jahr 2003 als Anbieter von internationalen Calling-Cards gestartet. Zielgruppe sind ethnische und weltweit verstreute Kunden fernab ihrer Heimat - eine wachsende Zielgruppe von weltweit über 200 Millionen Kunden, die miteinander in Kontakt zu erschwinglichen Preisen in Kontakt bleiben wollen; davon seien über 9 Millionen Kunden von Lycamobile, schreiben CEO Milind Kangle und der Aufsichtsratschef Subaskaran Allirajah auf ihrer Homepage.

Brancheninsider vermuten, dass es "in der nächsten Zeit", einen weiteren "virtuellen Anbieter" im Netz von Vodafone D2 geben könnte. Einige Vorwahlen sind noch frei.

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