Ukrainer: Aus EU weiterhin günstig in die Heimat telefonieren
Kurz nach Beginn des Angriffskrieges durch Russland auf den selbständigen Staat Ukraine reagierten europäische Telefongesellschaften prompt und boten kostenlose Anrufe nach Ukraine (Vorwahl +380) und kostenloses Roaming in ukrainischen Netzen an. In Deutschland hatte zuerst die Deutsche Telekom reagiert, kurz darauf meldeten sich Vodafone, Telefónica (o2) und weitere Anbieter mit ähnlichen Angeboten zu Wort.
Europäische Initiative
Europäische und ukrainische Netzbetreiber arbeiten mit Unterstützung der EU zusammen, um günstige Tarife und Bedingungen zu ermöglichen.
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Nun haben die TK-Unternehmen aus Europa und der Ukraine auf einer Online-Veranstaltung eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, kostengünstige oder kostenlose Roaming- und Auslandsgespräche zwischen der EU und der Ukraine auf einer stabilen Basis zu ermöglichen.
Die wird von 27 Betreibern (weitere sollen dazu kommen) in der EU und in der Ukraine getragen, darunter mehreren EU-weit tätigen Anbieter-Gruppen, sowie der "MVNO Europe", dem Dachverband virtueller Mobilfunknetze (Service-Provider und Mobilfunk-Discounter). Nach spontanen freiwilligen Initiativen soll die Erklärung einen stabileren Rahmen dafür schaffen, damit aus der Ukraine geflohene Menschen in ganz Europa mit Familie und Freunden in der Heimat in Kontakt bleiben können.
4,2 Millionen auf der Flucht
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine habe das Leben von Millionen Ukrainern dramatisch verändert, stellt die EU fest: Etwa 4,2 Millionen Menschen sind in Nachbarländer geflohen, insbesondere nach Polen, Ungarn und Rumänien und in die Slowakei, von wo sie nach und nach in andere Mitgliedstaaten weiterreisen.
Ukrainische Flüchtlinge sollen Zugang zu erschwinglichen Verbindungen haben, um mit Familie und Freunden in Kontakt bleiben zu können, das Internet nutzen und auf verlässliche Informationen zugreifen können.
Breite Zustimmung in der EU-Kommission und im Parlament
Margrethe Vestager, in der EU-Kommission für das "digitale Zeitalter“ zuständig, unterstützt "gemeinsam mit dem Europäischen Parlament die Initiativen der Telekommunikationsbetreiber, Kriegsflüchtlingen eine erschwingliche Mobilfunkanbindung anzubieten."
Der für den Binnenmarkt zuständige EU-Kommissar Thierry Breton (früher Chef von France Telécom/Orange) findet, dass "viele Telekommunikationsbetreiber eine außergewöhnliche Solidarität mit den Menschen aus der Ukraine bewiesen (haben). Flüchtlinge können überall in Europa zu Hause anrufen, und die Menschen in der Ukraine werden ihre Angehörigen im Ausland zu erschwinglichen Preisen erreichen können.“
Auch die Berichterstatterin für Roaming im EU-Parlament, Angelika Winzig (Österreich), begrüßt den Schritt für kostenloses Roaming für ukrainische Flüchtlinge.
Gemeinsames Vorgehen der Betreiber aus der EU und der Ukraine
Die TK-Netz-Betreiber verpflichten sich, freiwillig die Großkundenentgelte für Roaming und andere Entgelte, die sie sich einander in Rechnung stellen, so zu senken, damit Auslandsgespräche mit der Ukraine erleichtert werden. Dadurch werden die Kosten für die Betreiber auf beiden Seiten reduziert, damit jeder beteiligte Anbieter seine echten Kosten decken kann. Gleichzeitig haben sich die ukrainischen Unterzeichner verpflichtet, die Vorteile der freiwilligen Maßnahmen ihrer EU-Partner an die Endnutzer weiterzugeben.
Vorerst für drei Monate, Anpassung möglich
Das Abkommen soll zunächst drei Monate gelten und dann der sich rasch verändernden Situation angepasst werden, falls längerfristige Maßnahmen von Behörden oder der Industrie wirksamer sein sollten.
Was bisher geleistet wurde
EU-TK-Anbieter haben bereits Millionen von SIM-Karten kostenlos an Flüchtlinge aus der Ukraine verteilt, die Zahl der Anrufe in die Ukraine nehme zu. Einige Betreiber haben kostenloses Roaming ermöglicht oder kostenlose WLAN und Lademöglichkeiten in Grenzgebieten oder Notunterkünften bereitgestellt. Parallel dazu haben ukrainische Betreiber, die trotz der militärischen Aggression die Konnektivität innerhalb der Ukraine und mit der Ukraine aufrechterhalten, bereits zu Beginn dieser Krise untereinander Inlandsroaming sichergestellt und kostenloses internationales Roaming für Kriegsflüchtlinge angeboten.
Weitere EU-Mittel sollen zur Verbesserung der Kommunikation beitragen.
Für Anrufe in die russische Föderation oder benachbarte Staaten der ehemaligen Sowjetunion, die nicht in der Ukraine-Sonderregelung enthalten sind, empfiehlt sich Call-by-Call.