Erfahrungen

Lebara: Wenn mein Anbieter das Netz wechselt

Der Ethno-Anbieter Lebara wollte viele Funk­tionen im "eigenen" Netz reali­sieren, bei der Telekom ging das nicht oder war zu teuer. Also zieht man mit der gesamten Kund­schaft zu o2 um. Wir haben das getestet.
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Als der Ethno-Mobil­funk­anbieter Lebara ankün­digte, den Netz­anbieter wech­seln zu wollen, wurden wir neugierig.

Sicher, es hat schon öfters Wechsel des Netz-Part­ners gegeben. Dabei blieben aber die Altkunden im gewohnten Netz und wurden entweder vom Netz­betreiber oder einer beauf­tragten Firma "über­nommen", beispiels­weise Lidl Mobile - heute bei Fonic Mobile - oder Kauf­land K-Classic mobil, was eben­falls heute von Fonic Mobile betreut wird. Die Kunden von Edeka Mobil landeten bei Original-Voda­fone.

Mitnahme aller Bestands­kunden

Diesmal war die Ankün­digung aber eine andere: Es sollten alle Lebara-Bestands­kunden ins neue Netz mitge­nommen werden, durch einen gene­ral­stabs­mäßig ange­legten SIM-Karten­tausch. Das setzt natür­lich ein Mindestmaß an Verständnis beim Kunden voraus, warum sie oder er jetzt die Karte tauschen soll. Erschwe­rend kommt bei Ethno-Anbie­tern hinzu, dass die Ziel­gruppe oft wenig oder gar kein Deutsch spricht oder versteht, und auch "gängige" Spra­chen wie Englisch, Fran­zösisch, Spanisch nicht weiter­helfen, wenn der Nutzer beispiels­weise aus Osteu­ropa, Afrika oder Asien zu uns gekommen ist.

Lebara möchte als "Full MVNO" tätig sein

Lebara wollte wech­seln, weil sie als echter MVNO (mobiler virtu­eller Netz­betreiber ohne eigene Sende­sta­tionen) tätig werden möchten. Dazu haben sie von der Bundes­netz­agentur eine eigene Netz­ken­nung (262-14) und zwei eigene Vorwahlen 015510 und 015511 bekommen und möchten ihren Kunden Funk­tionen anbieten, die der bishe­rige Gast­geber Telekom so nicht anbieten kann oder will. Und sicher spielt auch der Preis eine Rolle.

Infor­mationen auf Home­page und per E-Mail oder SMS

Lebara zieht alle seine Kunden vom Telekom- ins o2-Netz um. Lebara zieht alle seine Kunden vom Telekom- ins o2-Netz um.
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Zunächst versteckt, später gut sichtbar hat Lebara auf seiner Home­page seine Kunden infor­miert und sie gebeten, ihre Kunden­daten zu prüfen und die Adresse notfalls zu korri­gieren. Das ist gerade im Ethno-Sektor ein Problem. Hier wurden Karten gerne auf Fanta­sie­kunden oder Shop- oder Hotel-Adressen regis­triert. Seitdem die Regis­trie­rungs­pflicht besteht, müssen bei der Anmel­dung "gültige" Daten ange­geben werden. Wer aber umzieht, "vergisst" gerne, alle Anbieter darüber zu infor­mieren.

Erst­regis­trie­rung war online nicht möglich

Durch eine Panne beim Bestell­pro­zess hatten wir unge­wollt zwei Lebara SIM-Karten erhalten, deren Akti­vie­rung im Webin­ter­face damals fehl­schlug. Der Rat der Lebara-FAQs war, persön­lich in einen Ethno-Shop zu gehen. Der Inhaber dort hat eine spezi­elle App auf seinem Handy und konnte beide Karten binnen 10 Minuten frei­schalten. In unserem Fall hat das nichts gekostet, woan­ders - so wurde uns berichtet - verlangen die Shop-Inhaber dafür 5 Euro pro Karte.

Korri­gierte Adress­daten lösen Versand der Ersatz­karten aus

Lebara verschickt an alle bekannten Adressen neue SIM-Karten. Lebara verschickt an alle bekannten Adressen neue SIM-Karten.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Bedingt durch einen Fehler in der Google-Maps-Daten­bank waren die Karten auf eine falsche Post­leit­zahl gelie­fert und frei­geschaltet worden. Bei einer Karte haben wir das online korri­giert, bei der anderen nicht.

Eines Tages kam aus heiterem Himmel ein Brief von Lebara, c/o S-KON eKontor24 in Neu-Wulmstorf (bei Hamburg). Darin fand sich eine ausführ­liche Erläu­terung des Wech­sel­pro­zesses sowie die neue SIM-Karte im halben ISO-Karten­format zum Heraus­bre­chen als Mini, Micro oder Nano-SIM, dazu aufge­druckt die Geheim­zahlen PIN1/2 und PUK1/2. Im Begleit­brief wurde nochmal darauf hinge­wiesen, dass die neue Karte erst zum Umschalt­zeit­punkt funk­tio­nieren würde. Außerdem ist ein Code notwendig, der auf der alten SIM-Karte per SMS eintreffen sollte.

Der Brief ist in Deutsch, Polnisch, Rumä­nisch, Unga­risch, Bulga­risch, Kroa­tisch und Englisch formu­liert. Wieder einige Zeit später kam eine E-Mail, worin der Umschalt­termin für die erste Karte bekannt gegeben wurde. Bei der ersten Karte war das der 24.5.2022, der Umschalt­code hier "X1234" (fiktives Beispiel, ein Buch­stabe gefolgt von vier Zahlen), und wenige Sekunden später trudelte eine SMS mit dem glei­chen Hinweis ein.

Ein Tag vor der Umschal­tung letzte Info-SMS

Am 23.5.22 erhielt die alte Karte erneut eine SMS mit dem Hinweis auf die bevor­ste­hende Abschal­tung und mit der Wieder­holung des Codes. Am 24.5. war die "alte" Karte "tot" und die neu einge­legte Karte buchte sich erst­malig ein. Die PIN1 der neuen Karte ist ab Werk abge­schaltet, ließ sich aber über das Menü des Handys sofort akti­vieren. Die Netz­anzeige hängt vom Alter des Handys ab, hier war kurz "E-PLUS" zu sehen, gefolgt von "LEBARA".

Zweite Karte: Abschal­tung der Karte fällt nicht gleich auf

Für die zweite Karte wurde der 7. Juni ange­kün­digt, wir haben uns das genauer ange­sehen. Auch hier eine Info-SMS , dass es bald so weit sei, aber am Morgen des 7. Juni war das Handy mit der "alten" Karte scheinbar noch einge­bucht, Tele­fonate abge­hend oder ankom­mend aber nicht mehr möglich ("der gewünschte Teil­nehmer ist vorüber­gehend nicht erreichbar").

Also in beiden Fällen die neue SIM-Karte einge­legt. Die PIN1 der SIM-Karte ist "ab Werk" abge­schaltet, muss also nicht einge­geben werden.

Begrü­ßungs-SMS bittet um Frei­schalt­code

Bevor die neue Karte genutzt werden kann, muss ein auf der alten Karte erhaltener Freischaltecode an die 55255 gesendet werden. Bevor die neue Karte genutzt werden kann, muss ein auf der alten Karte erhaltener Freischaltecode an die 55255 gesendet werden.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zu Begrü­ßung erhielt jede neue Karte sofort eine Nach­richt von 55255 mit der Bitte, den Frei­schalt­code zurück­zuschi­cken, womit auch die neuen allge­meinen Geschäfts­bedin­gungen aner­kannt werden. Vor dieser Antwort-SMS waren die Karte nicht nutzbar.

Gesagt, getan, eine weitere SMS dankte für den Code und erklärte alles für in Ordnung.

Mehr Funk­tionen als bei o2-Original

Alle Infos zur eigenen Rufnummer, zum Guthaben etc. gibts unter 5588. Alle Infos zur eigenen Rufnummer, zum Guthaben etc. gibts unter 5588.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Im Gegen­satz zu o2-Original-Kunden ist bei Lebara weiterhin einiges anders als gewohnt: Es gibt einen Info-Server, wo man seinen Gutha­ben­stand abfragen und Optionen buchen kann, der kann über die Kurz­codes *141# (Guthaben) oder *142# (weitere Optionen) oder durch Anruf der Kurz­wahl 5588 erreicht werden. Im Gegen­satz zu Original-o2 kann darüber sogar die eigene Rufnummer abge­fragt werden, viele Kunden wissen die gar nicht mehr.

Sprach­mailbox behält die 3311

Die Sprach­mailbox bleibt auch im Telefónica-o2-Mobil­funk­netz unter der bereits im Telekom-Netz gewohnten Kurz­wahl 3311 erreichbar. Aller­dings muss die Lebara-Sprach­mailbox nach dem Karten­tausch komplett frisch einge­richtet werden, inklu­sive persön­licher Ansage und einer neuen Geheim­zahl. Die Inhalte der alten Sprach­mailbox sind auch nicht mehr da. Das System erlaubt es, bis zu neun verschie­dene Mail­box­ansagen aufzu­nehmen und nach Bedarf zu verwenden.

Update: Sollte die Rufum­lei­tung zur Mailbox bewusst oder verse­hent­lich gelöscht sein, kann keine Umlei­tung zur Kurz­wahl 3311 einge­richtet werden, statt­dessen ist gene­rell die Rufnummer +49 15510 000103 (egal, welche Vorwahl die eigene Nummer hat) zu verwenden. Beispiel: **004*+4915510000103**20# für alle Umlei­tungen zur Mailbox - bei Nicht­abheben nach 20 Sekunden) Ende Update.

Nur wenige Spra­chen möglich

Bei der Einrich­tung wird nach der eigenen Sprache gefragt: Neben Deutsch und Englisch stehen noch Polnisch und Türkisch zur Verfü­gung. Andere Spra­chen wie Fran­zösisch, Spanisch, Bulga­risch, Rumä­nisch, Ukrai­nisch oder Russisch beispiels­weise gibt es in der Mailbox nicht, auch Arabisch fehlt.

Tele­fonieren wie gewohnt, nicht alle Ziele erreichbar

Die 3-in1-SIM-Karte funktioniert auch mit Einfach-Handys, der Netzname "Lebara". Die 3-in1-SIM-Karte funktioniert auch mit Einfach-Handys, der Netzname "Lebara".
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Die Tele­fon­funk­tion funk­tio­niert weiter, wie gewohnt. Auch zwei "Bugs" wurden vom Alt-System über­nommen. Wer z. B. briti­sche "Mobil­funk"-Nummern errei­chen möchte, die auf der Insel Jersey (z.B. +44 7509 xxx) oder bei briti­schen Kleinst-Carriern aufge­hängt sind, bekommt die Ansage, dass diese Nummer nicht vergeben sei. Für einen Ethno-Anbieter, dessen Haupt­augen­merk inter­natio­nale Verbin­dungen sind, ist das eine schwache Vorstel­lung.

VoLTE funk­tio­niert nicht

Bei beiden Karten ist mobiles Tele­fonieren über 4G (VoLTE) nicht möglich. Das liege, so Szene­kenner, am Gast­geber-Netz von Telefónica (o2) und sei wohl erst zu einem späteren Zeit­punkt geplant. Auch der MVNO sipgate im o2-Netz kann VoLTE bislang nicht nutzen.

Daten­ver­bin­dungen - mit Hinder­nissen

Nun wollten wir auch die Daten­ver­bin­dungen testen. Doch da gab es bei der zur ersten Karte gehö­renden Konto ein Problem. Zwar waren rund 10 Euro Guthaben vorhanden, es ließ sich keine Daten­option buchen. "Leider können Sie dieses Paket nicht kaufen, da Sie bereits ein nicht kompa­tibles Paket gebucht haben". Der Anruf bei 5588 sagte uns, 10,54 Euro Guthaben, 0 MB Daten übrig, fertig.

Hotline - tele­fonisch nicht erreichbar

Die Hotline, die unter 5588 über Menü 0 erreichbar sein sollte, legte sofort auf. Die Düssel­dorfer Fest­netz-Nummer - nicht erreichbar oder besetzt. Wir star­teten also an einem Freitag um 13:40 Uhr den Chat. Dort erhielten wir die Info, dass "99 Personen vor Ihnen" im Chat seien. Um 16:12 Uhr waren es noch 16 Personen.

Genau in diesem Moment traf auf der zweiten noch nicht migrierten Lebara-SIM-Karte eine SMS ein, dass es neue Tarife aus der Hello-Familie gäbe. Die bereits zu o2/Lebara migrierte Karte befand sich aber noch im "Complete S"-Tarif, den es künftig nicht mehr gibt.

Über die Internet-Home­page buchten wir am PC für die frag­liche Karte den "Hello S" Tarif, das PayPal-Konto wurde belastet und - das klappte.

Internet braucht eigenen APN

Um endlich ins Internet zu kommen, musste der Internet-APN manuell im Smart­phone einge­richtet werden. Diese Infos finden sich in den FAQs auf der Lebara-Home­page. Es könnte auch Handys geben, wo das auto­matisch klappt, aber besser ist es, diese Einstel­lung manuell zu prüfen oder vorzu­nehmen.

Dazu muss man an seinem Smart­phone oder Handy tief in die Netz­betrei­ber­ein­stel­lungen einsteigen (je nach Handy an unter­schied­licher Stelle), meist unter "Netz­betreiber" oder SIM-Karten, erwei­terte Einstel­lungen, Zugangs­punkte. Dort wird ein neuer APN defi­niert (Drei­punkte rechts oben), als Name "Lebara", als APN "internet.lebara.de", als Nutzer­name "Lebara" (großes L) und als Pass­wort "" also nichts einge­tragen. Alle anderen Einstel­lungen bleiben unver­ändert. Danach unbe­dingt oben rechts (drei Punkte) diesen APN im Gerät abspei­chern und danach ggfs. noch durch anhaken akti­vieren. Dann sollte es sofort funk­tio­nieren, ein Reboot ist nicht notwendig. Sollte die SIM-Karte getauscht werden, muss der APN oft frisch einge­richet werden, beim Gerä­tewechsel sowieso.

Internet der zweite Karte: Etwas einfa­cher

Bei der zweiten SIM-Karte die in ein anderes Handy einge­legt wurde, ging es etwas einfa­cher: Wunder­samer­weise war der APN im einem anderen Handy schon einge­tragen und musste nur noch mit einem Häkchen akti­viert werden. Dann mühte sich das Gerät mit GPRS/EDGE ab. Erst nach einem Handy­neu­start wurde auch 4G/LTE entdeckt.

Über­raschung beim Speed-Test

Der erste Speed­test brachte bei beiden Geräten dann eine Riesen­über­raschung: Wir befänden uns im Netz von "Group 3G UMTS (Quam)", teilte der Speed­test von Ookla mit. Nein, das ist kein Fehler von Lebara, eher vom Handy. Das Rätsel Lösung ist simpel: Der längst unter­gegan­gene Anbieter Quam hatte seiner­zeit (bis 2002) von der Bundes­netz­agentur die Kennung 262-14 erhalten, welche nach Einstel­lung des Netz­betriebs dem Unter­nehmen diese Kennung formal entzogen hatte.

Ehema­lige Quam-Netz­ken­nung neu vergeben

Die Netzkennung 262-14 sorgt für kuriose Effekte. Speedtest erkennt das Netz von Group 3G UMTS (Quam) Die Netzkennung 262-14 sorgt für kuriose Effekte. Speedtest erkennt das Netz von Group 3G UMTS (Quam)
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Genau diese Kennung wurde inzwi­schen an Lebara vergeben. Mit der Folge, das einige Handys, diese Kennung noch als "Quam" erkennen und anzeigen. Genauso kann es passieren, dass Handys noch "E-Plus" anzeigen, obwohl sie im Netz von o2 einge­bucht sind. Die 262-03 wurde seiner­zeit an E-Plus vergeben, die Netz­betreiber-Tabellen in den Handys sind in den aller­meisten Fällen nie mehr aktua­lisiert worden.

Chat-Hotline: Nach zwei Stunden Berater erreicht

Zurück zur Chat-Hotline: Nach ziem­lich genau zwei Stunden, waren wir um 16:53 Uhr dann dran. Die neu formu­lierte Frage war, wie es möglich ist, eine Option nicht mit neuem Geld von PayPal oder der Kredit­karte zu bezahlen, sondern mit bereits vorhan­denem Karten­gut­haben. Der Agent erklärte, man müssen die Bezah­lung per PayPal aus der App heraus­löschen. Wir werden noch berichten.

Neues Netz ist "unbe­kannt"

Noch ein Kuriosum: Telekom, Voda­fone und o2 bieten Service-Dienste an, um heraus­zufinden, in welchem Netz eine bestimmte Rufnummer geschaltet ist. Es gibt auch kosten­loses Info­seiten im Web, doch die sind leider heillos veraltet. Aber auch die offi­ziellen Dienste von Telekom (meist nur für Original Telekom-Kunden) unter der Kurz­wahl 4387 oder von Voda­fone unter (0172)12313 kennen das "Netz" von Lebara nicht. Fragt man eine zu Lebara portierte Nummer ab, bekommt man als Antwort "keine gültige Mobil­funk­ruf­nummer" oder "ist im Netz von" ohne Angabe des neuen Anbie­ters. Ähnli­ches passiert überi­gens auch mit Rufnum­mern bei Satellite.me. Offenbar wurde bei dem Daten­bank­betreiber ein Update über­sehen oder es fehlen noch bestimmte Abspra­chen zwischen alten und neuen Netzen.

Teil­weise eine SMS, aber keine Karte erhalten

Eine Senio­ren­betreuerin aus Rumä­nien berich­tete uns, in diesen Tagen eine SMS mit einem Abschalt­termin erhalten zu haben. Sie konnte sich darauf zunächst absolut keinen Reim machen, denn Post hatte sie keine bekommen. Mit Hilfe ihrer deut­schen Gesprächs­partner gelang es dann, gemeinsam im etwa zehnten Anlauf die Lebara-Hotline zu errei­chen und dort eine erreich­bare Post­adresse durch­zugeben. Aller­dings könne es sein, so die deut­sche Gast­geberin weiter, dass die Post dort erst mit 2-3 Tagen Verspä­tung ankomme. Wenn das Brief­auf­kommen zu hoch sei, breche der Zusteller die Tages­tour einfach ab und über­gebe an den Träger des nächsten Tages.

Vorsicht beim Nummern­wechsel

Was solls, dann wechsel ich halt die Nummer? Das kann gefähr­lich werden. Wer nun zum Beispiel sein Bank­konto oder ein Login mit Zwei-Faktor-Authen­tif­zie­rung (2FA) einge­richtet hat, wofür der Empfang einer SMS notwendig ist, kommt in Bedrängnis, wenn der zweite Faktor (Handy­nummer) sich geän­dert hat, aber die alte Nummer nicht mehr erreichbar ist. Dann sollte der Wechsel schon vorzeitig ange­schoben werden, solange die alte Nummer noch zuver­lässig erreichbar ist, um PINs und TANs gefahrlos auf die neue Nummer umstellen zu können.

Immerhin: Im Gegen­satz zu Original-o2 klappt der von Lebara ange­scho­bene Netz­wechsel sofort mit der alten Nummer (aus dem Telekom-D1-Netz). Original-o2 schaltet hier immer erst eine "eigene" Nummer und portiert erst später.

Besser eigene Rufnummer vorher portieren?

Wem das alles unheim­lich ist, könnte eine Rufnum­mern­por­tie­rung anstoßen. Die Frage bleibt, ob das vor dem Umschalt­termin noch reibungslos verläuft oder ob man erst einmal die Umschal­tung abwarten sollte.

Wer mit dem o2-Netz in seinem Lebens­umfeld klar­kommt, kann den Wechsel in Ruhe über sich ergehen lassen. Wer in einem schlecht versorgten Bereich lebt, sollte über eine neue Karte im Netz von Telekom oder Voda­fone nach­denken. Eine Rufnum­mern­por­tie­rung ist prin­zipiell möglich, könnte aber in der aktu­ellen Umstel­lungs­phase "holprig" verlaufen. Wer im Telekom-Netz bleiben möchte, wird aktuell Schwie­rig­keiten haben, bei Lebara recht­zeitig das "Opt In" für die Portie­rung zu erhalten. Zwei Stunden Warte­zeit im Chat sind für den Durch­schnitts­kunden eher untragbar. Wir raten, die Umstel­lung mitzu­machen und bei Bedarf bis im Juli/August zu warten, dann dürfte sich das Hotline-Aufkommen wieder beru­higt haben.

Neue Vorwahlen sind aktiv

Fans von unge­wöhn­lichen Vorwahlen können sich bei Lebara eine neue Karte (ohne Rufnum­mern­por­tie­rung mit den noch unge­wohnten Vorwahlen "015510" oder "015511" (gefolgt von 6 Ziffern) via Internet bestellen. Diese Vorwahlen sind bereits aktiv und sollten im Prinzip aus allen inter­natio­nalen Netzen erreichbar sein. Frei wähl­bare Wunsch­ruf­num­mern bietet der virtu­elle Netz­betreiber Lebara aller­dings nicht an. Die Start­pakete in den Läden könnten noch im Telekom-Netz aufge­hängt sein. Sie tragen außen keine sicht­bare Rufnum­mern, wohl um ein "Zerfled­dern" der Bestände in den Shops zu vermeiden.

Neue Vorwahlen: Für TAN- oder 2FA-SMS nicht sicher erreichbar?

Erste Anwender berichten, dass Karten mit den neuen Vorwahlen 015510 oder 015511 nicht aus allen Anwen­dungen oder Netzen zuver­lässig per SMS erreichbar sind. Das könnte sich mit der Zeit noch bessern, wenn die welt­weiten SMS-Dienst­leister ihre Routing-Tabellen aktua­lisiert haben. Man sollte aber diesen Faktor in Betracht ziehen, wenn die für 2-Faktor-Authen­tifi­zie­rung lebens­wich­tigen SMS nicht oder nicht zuver­lässig ankommen. Im eigenen Telefon kann auch das neue SMSC gecheckt werden. Es lautet +49 15510 000 000 (ohne Zwischen­räume) und gilt auch für aus dem Telekom-Netz (oder aus anderen Netzen) portierte Rufnum­mern.

Unser Fazit: Nichts für Anfänger!

Ein Netz­wechsel seitens des Anbie­ters ist ein kühnes Unter­fangen und eine logis­tische Heraus­for­derung. Denn: Es erfor­dert die aktive Mitwir­kung der Kunden. Bei Lebara dürfte die Zahl von kundigen Nutzer sehr gering sein. Das bedeutet: Die Mehr­heit der Kunden braucht kundige Hilfe oder könnte schnell entnervt aufgeben und sich eine neue Karte mit neuer Nummer besorgen, weil sie gar nicht verstanden haben, was da passiert. Schlecht für Lebara, wenn deren Kunden dadurch bei einem Mitbe­werber landen.

Dass mit dem Wechsel des Anbie­ters auch noch zeit­gleich die Tarife geän­dert wurden, verkom­pli­ziert die Geschichte zusätz­lich. Ein auto­mati­scher Tarif­wechsel dürfte wohl wegen neuen AGBs nicht möglich sein. Der Kunde muss also von selbst aktiv werden.

Viel­leicht inter­essant: Auch beim Haupt­kon­kur­renten Lyca­mobile läuft manches anders als gedacht.

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