Lebara: Netzwechsel spätestens am 1. Juli 2022
Wir hatten über den bevorstehenden Netzbetreiberwechsel beim Ethno-Anbieter Lebara berichtet. Wer sich auf der Lebara-Homepage genauer umschaut, findet einen neuen Menüpunkt "Netzwechsel".
Kunden sollen angerufen werden
Demnach will Lebara alle seine Kunden anrufen, um die aktuelle Adresse zu überprüfen und ggf. anzupassen. Diese Anrufe sollen über den Lebara-Kundenservice mit den Rufnummern +49 211 310510XXX oder +49 40 8080XXX erfolgen.
Lebara betont, dass man unbedingt die aktuelle Postadresse brauche, weil "wir dir in nächster Zeit eine neue SIM-Karte zusenden". Alternativ kann man auf www.lebara.de seine aktuelle Adresse selbst ändern, was wir für sinnvoller halten.
Warum muss die Adresse aktualisiert werden?
Lebara-Kunden werden über den bevorstehenden Netzwechsel informiert
Screenshot: Henning Gajek / teltarif.de
Lebara beruft sich auf seine Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), wonach Lebara über Änderungen der Anschrift unverzüglich benachrichtigen (AGB Ziff. 2.2 Prepaid bzw. Ziff. 2.3 Laufzeitverträge) muss.
Kunden, deren Adresse nicht mehr stimmt, können die neue SIM-Karte nicht bekommen und nach der Umstellung, die spätestens am 30. Juni 2022 erfolgt sein soll, nicht mehr telefonieren.
Neue SIM-Karte auch im Shop erhältlich?
Lebara betont, dass eine Abholung der "neuen" SIM-Karte (mit alter Rufnummer) im Shop nicht möglich ist. Die Karte werde ausschließlich per Post an die bei Lebara gespeicherte Adresse verschickt.
Wann genau soll die neue SIM-Karte verschickt werden?
Den genauen Termin kann Lebara "noch nicht sagen". Da das Unternehmen in Deutschland "viele Tausend Kunden" habe, könne die Umstellung nicht für alle Kunden an einem einzigen Tag erfolgen, sondern laufe über mehrere Wochen verteilt. Den genauen Tag der Umstellung will Lebara jedem Kunden vier Tage vorher per SMS mitteilen.
Diese SMS-Nachricht ist sehr wichtig. Sie wird auch einen Freischaltcode enthalten, der notwendig ist, um die neue SIM-Karte im neuen Netz aktivieren zu können. Lebara verspricht, dass die gewohnte Lebara-Rufnummer, das Guthaben und deine gebuchten Dienste oder Tarife auf der neuen Karte erhalten bleiben.
Der Brief mit der neuen SIM-Karte soll die Kunden einige Tage im Voraus erreichen. Die Aktivierung der neuen SIM-Karte im Telefónica-Netz (o2) muss allerdings im deutschen Netz von o2 erfolgen. Wer länger außer Landes ist, solle mit dem Lebara-Kundenservice Kontakt aufnehmen.
Kann die Rufnummer portiert werden?
Lebara betont, dass eine Portierung in den Tagen vor der Umstellung und auch nach der Umstellung möglich ist. Sollte aber die neue SIM-Karte bereits verschickt bzw. eingetroffen sein, muss diese erst vom Kunden aktiviert werden. Erst danach ist eine Portierung wieder möglich.
Lebara hatte schon angekündigt, den Netzanbieter (bisher Telekom, künftig Telefónica) zu wechseln. Brancheninsider berichten, dass Lebara gerne bei der Telekom geblieben wäre, künftig aber als MVNO (Virtueller Netzbetreiber) mit eigener Netz-Vorwahl und weit aus mehr technischen Möglichkeiten die einzelnen Roaming-Abkommen und Gesprächs-Routing- oder Daten-Routing-Wege selbst steuern zu können.
Die dafür notwendige Technik ist im Netz der Telekom aber nicht vorhanden, da die Telekom aus historischen Gründen solchen Anbieterkonstruktionen sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber stehen dürfte. Der neue Netzbetreiber Telefónica hingegen hat bereits Erfahrungen mit virtuellen Netzbetreibern, wie beispielsweise Sipgate.
Wenig bekannt sein dürfte, dass Lebara bereits über eine eigene Netzvorwahl (015510 und 015511) und auch eine eigene Netzkennung (262-14 - Lebara Limited) der Bundesnetzagentur verfügt. Es darf vermutet werden, dass nach dem 1. Juli 2022 neu gekaufte SIM-Karten nur noch die neue Vorwahl haben werden, sofern eine bereits vorhandene Rufnummer nicht zu Lebara portiert werden soll.
Ist das nicht hochriskant?
Die Hauptzielgruppe von Lebara sind Kunden mit Migrationshintergrund und vielen Kontakten ins außereuropäische Ausland. Diese Kunden sprechen oder verstehen in vielen Fällen kein Deutsch. Lebara müsste diese Kunden in teilweise sehr exotischen Sprachen (z.B. Tigrinya) erreichen.
Es ist zu befürchten, das unerfahrene Kunden diese Infos nicht erhalten, weil sie SMS-Nachrichten generell nicht lesen oder deren Inhalt verstehen und damit am 1. Juli 2022 zunächst ohne Netz da stehen werden. Sie werden dann vielleicht einen Ethno-Handy-Shop besuchen und dort möglicherweise eine völlig neue SIM-Karte mit neuer Rufnummer von einem anderen Anbieter (z.B. von Lycamobile oder Ortelmobile) bekommen. Es könnte passieren, dass bei dieser Gelegenheit etwaiges Restguthaben der alten Karte verloren geht. Falls die neue Karte an der alten Adresse ankommt, kann der dort lebende Empfänger sie nicht nutzen, da er den Freischaltecode nicht kennt.
Aber auch wenn die SMS mit dem Freischaltecode irrtümlich gelöscht oder übersehen wurde (oder nicht angekommen ist), kann nicht weiter telefoniert werden. In diesen Fällen muss die Hotline kontaktiert werden.
Und dann könnte es noch den Sonderfall geben, dass ein Lebara-Kunde an seinem Wohn- oder Einsatzort das Netz von o2 nicht empfangen kann. Kunden, die deshalb im alten Netz bleiben wollen, müssen sich einen anderen Anbieter im Netz der Telekom suchen und ihre Nummer dorthin portieren.
Handy eingeschaltet lassen
Lebara-SIM-Karten, die nur selten genutzt (eingelegt und eingeschaltet) werden, könnten die Info-SMS-Nachrichten verpassen, wenn sie im Netz nicht länger gespeichert oder erneut verschickt werden.
Wer noch über eine oder mehrere Lebara-SIM-Karte(n) verfügt, sollte seine Lebara-SIM-Karte hervorholen und testen, ob sie sich noch ins Netz einbucht und über Guthaben verfügt. Der Guthabenstand lässt sich mit *141# (Anrufen) oder einem kostenlosen Anruf der Kurzwahl 5588 ermitteln. Die eigene Mailbox hat derzeit noch die Rufnummer 3311. Ob diese Kurzwahl auch im neuen Netz so bleibt, ist nicht sicher.
Die Inhalte der Mailbox sollten unbedingt vor der Umschaltung gesichert werden. Die FAQ-Seiten von Lebara geben dazu interessante Tipps und Hinweise. Nach der Umschaltung auf das neue Netz erhalten alle Kunden eine neue Sprach-Mailbox.
In einer weiteren Meldung geht es um das Thema Streit ums "T": Telefónica vs. Telekom.