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Streit ums "T": Telefónica vs. Telekom

Marken­recht­strei­tig­keiten sind nichts Neues. Außen­ste­hende schüt­teln meist der Kopf. Das "T" der Telekom ist 60 Milli­arden Euro wert. Nun will Telefónica etwas "Ähnli­ches" nutzen.
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Ein skur­riler Kampf zeichnet sich zwischen den euro­päi­schen Tele­fon­gesell­schaften Telefónica SA (Spanien) und der Deut­schen Telekom (Deutsch­land) ab. Diesmal geht dabei um einen einzigen Buch­staben: das "T". Das "T" verwendet die Deut­sche Telekom schon viele Jahre als Marken­zei­chen. Wer beispiels­weise die Webseite https://t.de aufruft, landet bei der Deut­schen Telekom.

Neues Telefónica Logo seit 2021

Mit diesen Markenlogos ist Telefónica weltweit vertreten. Mit diesen Markenlogos ist Telefónica weltweit vertreten.
Logos: Telefónica S.A.
Kurz nach Beschluss seiner Haupt­ver­samm­lung hatte die Mutter­gesell­schaft Telefónica S.A. im Jahre 2021 das neue Logo zur Regis­trie­rung ange­meldet. Bisher war der an Jugend­stil erin­nernde Schriftzug "Telefónica" üblich, jetzt wird (wieder) ein aus Punkten bestehendes "T" verwendet, nur in Deutsch­land nicht.

Bald begann der Rechts­streit, der inzwi­schen beim euro­päi­schen Marken- und Patentamt ange­kommen ist, wie das spani­sche Magazin "La Infor­macion" berichtet.

Euro­päi­sches Markenamt verlän­gert Frist

Demnach habe das Euro­päi­sche Markenamt (EUIPO) die Anhö­rungs-Frist noch einmal zum Austausch von Argu­menten verlän­gert. Die Deut­sche Telekom habe argu­men­tiert, dass die Unter­neh­menslogos "in mehr­fachem Maße iden­tisch und ähnlich" seien. Das spani­sche Unter­nehmen, unter der Leitung von José Maria Alvarez Pallete und die Anwalts­kanzlei Pons Consul­tores de Propiedad Indus­trial, finden hingegen, dass es keine mögliche Verwechs­lung zwischen den beiden gebe. Im Gegen­teil, zahl­reiche Unter­nehmen würden ein ähnli­ches Logo verwenden.

Besteht Verwechs­lungs­gefahr?

Zwischen der spanischen Telefónica und der Deutschen Telekom gibts einen Marken-Streit ums Logo. Zwischen der spanischen Telefónica und der Deutschen Telekom gibts einen Marken-Streit ums Logo.
Logos Anbieter - Montage teltarif.de
Die Telekom legte "grafi­sche Beweise für die Benut­zung ihrer Marke" und für eine mögliche Verwechs­lung mit dem von Telefónica vorge­schla­genen "T" vor. Die visu­ellen Unter­schiede zwischen den Zeichen seien eindeutig unzu­rei­chend, um genü­gend Abstand zwischen ihnen zu schaffen, schrieb die Telekom. Sie führt zudem erschwe­rend ins Feld, dass beide Unter­nehmen im Tele­kom­muni­kati­ons­sektor aktiv sind.

Telefónica argu­men­tierte zunächst, dass diese Marke eine Weiter­ent­wick­lung einer bereits einge­tra­genen Marke von 1982 sei. Darüber hinaus gebe es unzäh­lige Marken auf dem Markt, die das T (wie beim Auto­her­steller Tesla oder die Punkte im Logo von Singtel (Singapur) oder TPG Telecom) im Tele­kom­muni­kati­ons­bereich verwenden, die problemlos neben­ein­ander exis­tierten.

Bis der Fall abschlie­ßend geklärt ist, verwendet die spani­sche Telefónica das Logo weiter, in Deutsch­land jedoch nicht.

Bei Marken-Fragen fehlt oft der Humor

Das spani­sche Magazin stellt weiter fest, dass die Telekom bei Marken-Fragen keinen Spass verstehe. Ende 2019 habe sie eine Klage gegen ein in New York ansäs­siges und auch in Deutsch­land tätiges Versi­che­rungs-Startup "Lemo­nade" einge­reicht und aufge­for­dert, Farbe Magenta nicht zu verwenden. Auch ein Daten­ana­lyse-Unter­nehmen mit Namen Splunk geriet mit der Telekom in Konflikt. Die Entwicklung des Telefónica Logos im Lauf der Zeit. Die Entwicklung des Telefónica Logos im Lauf der Zeit.
Grafik: Telefónica S.A.
Telefónica verwendet neben dem gepunk­teten "T" die Marke o2 in Groß­bri­tan­nien zusammen mit Virgin Media (Liberty Global), Deutsch­land und Spanien (für Discount-Ange­bote), in Brasi­lien ist es Vivo. Die Marke "Movi­star" wird sowohl auf dem spani­schen Markt als auch in ganz Latein­ame­rika einge­setzt.

Telekom: Marke ist 60 Milli­arden US-Dollar wert

"Bei der Deut­schen Telekom ist das 'T' vor allem im Tele­kom­muni­kati­ons­sektor eine welt­weit bekannte und wert­volle Marke (60 Mrd. US-Dollar) der Deut­schen Telekom. Wir werden alle recht­lich notwen­digen Schritte unter­nehmen, um die Marke zu vertei­digen", so die Auskunft aus Bonn gegen­über teltarif.de. Es sei korrekt, dass Telefónica (Deutsch­land) das "T" in Deutsch­land aufgrund der recht­lichen Ausein­ander­set­zung nicht nutzt. Die Telekom bat um Verständnis, dass man sich zu dem noch laufenden Verfahren nicht weiter äußern könne.

Marken­strei­tig­keiten haben Tradi­tion

Marken­strei­tig­keit sind in der Branche nichts Neues. So hatte der Vorgänger von Telefónica o2, die VIAG Interkom, damals sich mit allen Nutzern des Begriffes "Loop" juris­tisch ange­legt, weil VIAG den Begriff "Loop" für seine Prepaid-Karte verwen­dete. Das Wort "Loop" ist aber auch in der Musik­branche geläufig und bezeichnet dort eine Ton-Endlos­schleife zum Erzeugen von Liedern und Effekten. Die "T"-Marke ist 2022 weltweit etwa 60 Milliarden US-Dollar wert. Die "T"-Marke ist 2022 weltweit etwa 60 Milliarden US-Dollar wert.
Logo / Grafik: Deutsche Telekom
Ein Enthu­siast, der seiner­zeit unter www.0179.com wert­volle Nutzer-Tipps zu VIAG-Interkom Ange­boten gab, wurde juris­tisch ange­gangen, bis die Commu­nity VIAG doch noch klar machen konnte, dass sie hier den falschen getroffen hatten. Doch da war es schon zu spät, der Enthu­siast hatte seine Seiten unwie­der­bring­lich gelöscht.

Nach der Umfir­mie­rung auf o2 gab es einen "Disput" mit dem Spru­del­wasser Hersteller Adel­hol­zener, der ein Getränk unter dem Begriff Active o2 anbietet. Hier konnte eine Lösung gefunden werden, da Mobil­funk und Sprudel wohl weit genug ausein­ander liegen.

Marken müssen vertei­digt werden

Marken­rechtler erklären immer wieder, dass man eine Marke ziem­lich stark "vertei­digen" müsse, weil sie sonst verwäs­sert würde. So sind bestimmte Marken heute Allge­meingut, wie "Tesa(film)" (für einen Klebe­film), "Tempo" (für Papier­taschen­tücher) oder "googlen" (Nutzen einer Such­maschine im Internet). Das ist einer­seits schön, bereitet aber den Marken­recht­lern auch wieder Kopf­schmerzen, weil die Marke dadurch "verwäs­sert" sei, denn mit der Exklu­sivität ist es dann schnell dahin.

Wie der Logo-Streit zwischen Telekom und Telefónica am Ende ausgehen mag, ist schwer abzu­schätzen. Er könnte (erfah­rungs­gemäß) länger dauern.

Wenn Tele­fon­gesell­schaften beim Kunden anrufen, sind diese genervt. Es geht oft um unge­wollte Tarife, Optionen oder Werbung.

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