Krise

Microsoft schockt mit massivem Gewinneinbruch

Gewinn brach im vergangenen Quartal um fast 30 Prozent ein
Von dpa / Marie-Anne Winter

Dem weltgrößten Softwarekonzern Microsoft machen die Wirtschaftskrise und die Flaute am PC-Markt weit drastischer zu schaffen als erwartet. Der Gewinn brach im vergangenen Quartal um fast 30 Prozent auf 3 Milliarden Dollar (2,1 Milliarden Euro) ein. Der Umsatz fiel um 17 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar. Erstmals seit dem Börsengang 1 986 beendet Microsoft damit ein Geschäftsjahr mit einem Umsatzminus.

Mit seinen Zahlen für das Ende Juni abgeschlossene vierte Geschäftsquartal verfehlte der Konzern die Erwartungen der Analysten klar. Die Anleger zeigten sich massiv enttäuscht. Microsoft-Titel stürzten gestern Abend nachbörslich um rund acht Prozent ab - ein böses Omen für den Start der Aktienmärkte heute Morgen nach zuletzt deutlichen Gewinnen.

"Es gibt ein paar Anzeichen, dass wir zumindest das Schlimmste hinter uns haben", sagte Finanzchef Chris Liddell. Doch trotz der möglichen Stabilisierung gab er für den Rest des Jahres keine wirkliche Entwarnung: Eine wirtschaftliche Besserung sei erst 2010 zu erwarten. Der Konzern tritt nun noch mehr auf die Kostenbremse.

Das Abschneiden Microsoft gilt als wichtiger Gradmesser für die weitere Entwicklung der Technologiebranche aber auch für die Wirtschaft insgesamt, weil praktisch alle Unternehmen Computer nutzen.

Hoffnungsträger Windows 7

Große Hoffnungen setzt Microsoft nun auf sein neues Betriebssystem Windows 7, das am 22. Oktober startet. Schätzungsweise 90 Prozent aller Personalcomputer weltweit laufen mit einem Betriebssystem von Microsoft. Die derzeitige Version Windows Vista hatte enttäuscht.

Im gesamten Geschäftsjahr 2008/2009 (30. Juni) fiel der Umsatz um drei Prozent auf 58,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn sackte um fast 18 Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar ab.

In allen großen Microsoft-Bereichen sanken die Umsätze und Ergebnisse im zweiten Quartal. Die Windows-Sparte traf es mit am härtesten: minus 29 Prozent bei den Erlösen und ein Drittel weniger Gewinn. Allerdings verzerrte der anstehende Start von Windows 7 die Zahlen etwas.

Gefahr droht dem neuen Windows vom Rivalen Google, der für nächstes Jahr ein eigenes Betriebssystem unter dem Namen Chrome OS angekündigt hat. Umgekehrt startete Microsoft mit seiner neuen Internetsuche Bing erst Anfang Juni einen neuen Angriff auf den Google-Konzern, der hier mit deutlichem Abstand Marktführer ist.

Im Kampf gegen Google verhandelt Microsoft zudem Medien zufolge noch immer mit dem Internet-Konzern Yahoo! über eine Kooperation. In der Nacht sollte laut Wall Street Journal (WSJ) darüber die Spitze von Yahoo! beraten. Eine Übernahme von Yahoo! durch Microsoft war im vergangenen Jahr spektakulär gescheitert.

Microsofts Ergebnis belasteten auch Kosten für den Konzernumbau. Der Softwareriese streicht derzeit erstmals in seiner Geschichte 5 000 Stellen. Ganz anders das Bild beim Erzrivalen Apple. Der iPhone- und Computer-Hersteller vermeldete gerade erst ein sattes Plus bei Gewinn und Umsatz.

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