Verbraucherzentrale: Die Windows-Betrüger sterben nicht aus
Wenn das Telefon klingelt und "Microsoft" anruft, dürfen Sie gleich wieder auflegen.
Foto: Picture Alliance / dpa
Vermutlich haben Sie schon mehrfach einen Anruf vom "Maikrrroosofft Täknikal Deparrtment" bekommen: In schwer verständlichem Englisch, mit gefakter (in Wirklichkeit nicht existierender) Rufnummer. Solche Anrufe stammen aus einem Callcenter, vielleicht irgendwo in den Tiefen des indischen Subkontinents oder auch wo ganz anders.
Nur wenige Angerufene werden diese (englischen) Gespräche bis zum Ende durchhalten, weil sie das Englisch dieser "Experten" schwer verstehen und den meisten Anwendern vorher der Geduldsfaden reißen dürfte.
Was aber, wenn der Anrufer einwandfrei Deutsch spricht und darauf hinweist, dass das genutzte Windows 7 "lebensgefährlich" sei?
Die Anrufe vermeintlicher Microsoft-Mitarbeiter werden wohl so lange nicht aufhören, wie es Windows-Rechner gibt. Und das (echte) Support-Ende von Windows 7 ist ein aktueller Aufhänger für Betrüger.
Seit Mitte Januar gibt es (für die Allgemeinheit) keine Sicherheitsupdates mehr für Windows 7. Nutzerinnen und Nutzer sollten deshalb etwa auf Windows 10 umsteigen, wenn keine schwerwiegenden Gründe dagegen sprechen. Gründe dagegen könnte spezielle Hardware (etwa zur Steuerung von Maschinen, ältere Drucker) oder nicht kompatible Schnittstellen oder schlicht auch spezielle Datenschutzbedenken bei Firmen oder Behörden sein. Bei Privatpersonen sollte man umsteigen, manche ältere Hardware läuft mit Windows 10 sogar flotter als vorher mit Windows 7.
Wer noch bei Windows 7 oder sogar einem noch älteren System wie Windows Vista oder XP (oder Windows 95/98) stehen geblieben ist und keine Änderung plant, sollte besonders aufpassen.
Vielleicht wird der Rechner nur selten genutzt oder ist "altersschwach". Vielleicht ist das Support-Ende von Windows 3.1 bis Windows 7 noch gar nicht zum Besitzer durchgedrungen? Diese Zielgruppe sollte keinen Betrügern auf den Leim gehen. Davor warnt der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv).
Keine Mitarbeiter von Microsoft
Wenn das Telefon klingelt und "Microsoft" anruft, dürfen Sie gleich wieder auflegen.
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Die Kriminellen geben sich am Telefon als Mitarbeiter von Microsoft aus - und wollen angeblich Rechner und Betriebssystem vor Schäden schützen oder beim Umstieg auf ein neueres Windows helfen. Meist auf Englisch, offenbar aber jetzt auch auf Deutsch.
Die Betrüger müssen per Telefon nicht einmal ins Haus kommen. Eine beliebte Methode sind spezielle präparierte Webseiten, die zu blinken und sogar zu sprechen beginnen und dann eine Telefonnummer einblenden, die man unbedingt und sofort anrufen müsse.
Präparierte Webseiten
Diese gefälschten Seiten behaupten dann gerne, dass der Rechner virenverseucht sei, Lizenzen für andere Microsoft-Produkte abgelaufen seien - oder sie gaukeln beliebige weitere PC-Probleme vor.
Solche Seiten finden sich mitunter im Zusammenhang mit Erotik im Netz, aber auch auf Download-Seiten für seltene Softwaretreiber (die es am Ende dann dort doch gar nicht gibt). Wer vermeintliche exklusive Infos über angesagte Prominente im Netz sucht, kann ebenfalls auf solchen Seiten landen.
Was tun, wenn...?
Wenn Ihr PC solche Spielchen veranstaltet, versuchen Sie, den Browser mit der Tastenkombination Alt+F4 zu schließen. Mit den gleichzeitig gedrückten Tasten ALT-STRG-ENTF (ALT-CTRL-DEL) kann man den Taskmanager aufrufen und darüber den Browser "abschießen". Wenn das auch nicht hilft, als allerletzte Lösung solange auf den Ein/Ausschaltknopf drücken und festhalten, bis der Rechner wirklich aus ist. Nicht gespeicherte Texte oder Dokumente sind dann allerdings wohl verloren.
Was passiert beim Anruf?
Ruft man die angezeigte Nummer an oder wird von diesen Leuten angerufen und folgt den Anweisungen, dann folgt in der Regel die Installation einer Fernwartungssoftware auf den eigenen Rechner. Das bekannteste Modell ist TeamViewer, mit dem man aus der Ferne Gutes, aber auch Schlechtes tun kann, es gibt aber auch noch viele andere Programme, die weniger bekannt sind.
Ist die Fernwartung einmal installiert, können die "Bösen" auf dem Rechner frei schalten und walten: Schadsoftware wie Trojaner installieren, Daten vom eigenen Rechner abschöpfen oder das Gerät sperren oder verschlüsseln, um für die spätere Freigabe noch einmal Geld vom Nutzer zu erpressen.
Einfach auflegen
Die beste Reaktion bei solchen Anrufen ist: Auflegen.
Microsoft ruft nach eigenen Angaben niemand unaufgefordert an. Selbst wenn ein Nutzer bei Microsoft um Hilfe bittet, erfolgt die Hilfestellung meist nur auf bestimmten Foren-Webseiten, maximal per E-Mail.
Hilfe aus der Nachbarschaft
Wer mit Computern nicht so vertraut ist, kann sich im Bekanntenkreis umhören. Vielleicht gibt es dort einen (meist jugendlichen) Computerexperten. Eine Möglichkeit sind auch örtliche Computerclubs oder Repair-Cafés, wo man sich Rat holen kann. Auch Radio-, Fernseh- und natürlich Computerfachgeschäfte helfen gerne weiter. Je umfassender man sich informiert, desto besser. Dann bemerkt man schnell, wer nur auf die Schnelle etwas verkaufen möchte oder wirklich helfen kann und will.
Zum Schutz vor Betrügern hat der Verbraucherzentrale Bundesverband dazu eine interessante Infoseite erstellt.
Nach dem Supportende von Windows 7 ist der Umstieg auf Windows 10 empfehlenswert, der nach wie vor offiziell kostenlos durchgeführt werden kann. Wir zeigen die Umstellung Schritt für Schritt.