Formfaktor

Das Motorola Backflip im Test

Backflip: Kleiner Exot, der polarisieren dürfte
Von Ulf Schneider

Auch wenn Motorola noch lange nicht an die erfolgreiche RAZR-Ära anknüpft, ist das Comeback dennoch durchaus geglückt. Grund: Statt sich erneut allein auf knapp kalkulierte Designerhandys zu konzentrieren, besinnt sich das US-Unternehmen wieder auf seine ursprünglichen Stärken: Innovation und High-Tech. Mit dem Smartphone Milestone hat Motorola zudem bewiesen, dass sie eine klare Strategie fahren. Ein wichtiger Schachzug ist dabei der offenbar gute Draht zu Google, denn nicht ohne Grund war das Milestone das erste Smartphone mit Android 2.0-Betriebssystem. Das Backflip wird zwar nur mit der Version 1.5 ausgeliefert, doch dafür waren die Macher an anderen Stellen überaus experimentierfreudig.

Altbekannt und doch neu

Motorola Backflip

Motorola Backflip Motorola Backflip
Bild: Motorola
Zumindest beim ersten flüchtigen Hinsehen erinnert die Frontseite stark an ein iPhone, denn der Formfaktor und der verspiegelte Klavierlack rund um den Touchscreen sind bekannte optische Merkmale des Kulthandys aus Kalifornien. Statt eines zentralen Home Buttons sorgen allerdings drei Sensortasten unterhalb des Displays für die Basisfunktionen. Der Verzicht auf physische Tasten erhöht zwar den Eleganzfaktor, doch bekanntermaßen sind solche Sensortasten nicht selten kleine Diven. Doch dazu später mehr...

Die große Besonderheit und der ungewöhnliche Name des Smartphones erklären sich sofort, sobald man die Frontseite nach vorne kippt und so die rückseitige QWERTZ-Tastatur in Stellung bringt. Diese ungewohnte Umklapptechnik ist zwar eine interessante Variation zu den Smartphones mit Slider-Mechanik, hat allerdings buchstäblich einen Schönheitsfehler: Im geschlossenen Zustand ist die Volltastatur eine – sagen wir mal – sehr gewöhnungsbedürftige Rückseite, zumal die Kamera samt LED-Leuchte in der Tastatur integriert ist und das Backflip mit einer Bautiefe von über 1,5 cm ein kleines Dickerchen ist. Da die Tastatur so häufig beansprucht wird, haben die Macher der Volltastatur in weiser Voraussicht glücklicherweise eine durchgehende Abdeckung verpasst, um ein Eindringen von Staub zu vermeiden. Nix zu meckern gibt es bei der Verarbeitungsqualität: Insbesondere das Scharnier aus massivem Metall sorgt für eine gehörige Portion Robustheit. Ein Spalt ist zudem nur leicht im Umfeld des Scharniers zu erkennen, ansonsten sieht alles professionell verarbeitet aus.

Technik (nicht ganz) neuester Stand

Bild des Motorola Backflip Motorola Backflip
mit QWERTZ-Tastatur
Bild: Motorola
Das zweite Android-Smartphone von Motorola wird im Gegensatz zum Milestone zwar nur durch die Version 1.5 organisiert, doch glücklicherweise stehen mittlerweile, insbesondere durch den Appstore "Market", sehr viele "Software-Pflaster" zur Verfügung, um den ein oder anderen Schwachpunkt nachträglich auszumerzen. Dazu gehören beispielsweise Active Sync oder der nützliche Notizzettel. Geblieben ist aber natürlich der mehr oder weniger sanfte Zwang, einen Google-Account anzulegen, denn ansonsten werden die kommunikativen Wege deutlich beschnitten. Unschön ist ferner der Umstand, dass ein Adressabgleich mit dem PC per USB-Datenkabel nur mit Trickserei möglich ist. Unverständlich, warum Google den Nutzern so viele Steine in den Weg legt. Motorola hat übrigens angekündigt, dass perspektivisch auch ein Update auf Android 2.1 möglich sein soll, ohne aber einen konkreten Termin zu nennen.

Genug gemeckert. Wie es sich für ein Android-Smartphone gehört ist auch das Backflip breit ausgestattet. So werden zum Datenübertragung WLAN und HSDPA mit max. 7,2 MBit/s im Download unterstützt. Dank des integrierten A-GPS-Empfängers ist auch eine kostenlose Navigation möglich, allerdings nur "passiv" über Google Maps, denn ein "aktiver" Routenplaner ist nicht an Bord. In puncto Speicherplatz bietet das Smartphone neben den internen rund 188 MB auch eine 2-GB-microSD-Karte im Lieferumfang. Schön auch, dass eine 3,5-mm-Klinkenbuchse den Anschluss von handelsüblichen Kopfhörern erlaubt. Nicht so recht überzeugen kann hingegen die 5-Megapixel-Kamera. Davon abgesehen, dass sie auffallend laut und langsam arbeitet, leiden die meisten Schnappschüsse unter einen auffälligen Blaustich – die "Volkskrankheit" vieler Kamerahandys. Ein Extralob haben sich dafür der gut ausgestattete Music Player und der potente Freisprecher verdient, der sogar im Auto während eines Telefonats als Lautsprecher genutzt werden kann.

Alles rund um neue Features der Oberfläche des Gerätes sowie zur Performance des Backflip erfahren Sie auf der folgenden Seite.

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