Glasfaser mit 10 GBit/s: Swisscom gewinnt connect-Test
Zum zweiten Mal hat das in Deutschland erscheinende Fachmagazin „connect“ einen Test der Festnetz-Breitbandnetzanbieter in der Schweiz durchgeführt.
Dabei gab es in den beiden getesteten Geschwindigkeitskategorien ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
10 GBit/s für Privatkunden
Von der Qualität der Breitbandnetze in der Schweiz können Kunden in Deutschland und Österreich nur träumen. Auch die Glasfaserversorgung ist zwischen Schaffhausen und Genf wesentlich besser: Die Schweiz meldet eine Marktdurchdringung mit FTTH-Anschlüssen in Höhe von 23,3 Prozent, während es in Deutschland gerade mal 4,9 Prozent und in Österreich sogar nur 2,1 Prozent FTTH oder FTTB-Anschlüsse sind, wie das FTTH Council Europe ermittelt hat.
Der starken Belastung durch die pandemiebedingten Homeoffice-, Homeschooling- und Streaming-Zuwächse seien die Schweizer Netze in den vergangenen zwölf Monaten auf jeden Fall gewachsen gewesen.
Die Testergebnisse in der Übersicht
Die Fachzeitschrift connect hat Schweizer Festnetz-Anbieter getestet
Fotos: teltarif.de/Image licensed by Ingram Image, Montage: teltarif.de
Swisscom: Testsieger „10 GBit/s-Anschlüsse“, 2. Platz „Anschlüsse bis 1 GBit/s“
Mit mehr als 51 Prozent Marktanteil ist die Swisscom eindeutiger Marktführer in der Schweiz. Das Angebot des Unternehmens reicht von kupferbasiertem DSL bis hin zu Glasfaseranschlüssen.
Seit 2020 hat die Swisscom 10-Gigabit-schnelles Internet für Privatkunden (!) im Angebot. "connect" hat so einen richtig schnellen FTTH-Anschluss gemeinsam mit Anschlüssen mit Datenraten bis 1 GBit/s (zweimal DSL, einmal Glasfaser) ausprobiert. Dabei trat die Swisscom in beiden Geschwindigkeitsklassen an. Bei den Highspeed-Internet-Tests, den DNS-Auflösungszeiten, den Gaming-Pings und Downloads der ETSI-Kepler-Referenzwebseite hat der Anbieter in der Klasse bis 1 GBit/s die Nase vorn.
Bei Web-TV und Webhosting-Uploads spielt die Swisscom ebenfalls in der Spitzengruppe mit. In der anspruchsvollen 10-Gigabit-Klasse schafft die Swisscom mit knappen drei Punkten Vorsprung den Gesamtsieg vor Salt. Den 1. Platz holen sich die Berner auch in der Kategorie Web-Services, wo sie bei DNS-Auflösung und Gaming-Pings führen. Aber auch bei Highspeed-Internet und Web-TV sind die Leistungen sehr gut.
connect-Urteil: sehr gut, 904 Punkte (Anschlüsse bis 1 GBit/s); sehr gut, 936 Punkte (10-GBit/s-Anschlüsse)
Quickline: Testsieger „Anschlüsse bis 1 GBit/s“
Quickline ist ein Verbund aus 24 regional tätigen Partnern, der seine Kunden mit TV-Kabel (DOCSIS) und Glasfaserleitungen (FTTH) versorgt.
Schon im Vorjahr errang Quickline den Gesamtsieg im connect-Breitbandtest. Nach dem neu eingeführten Split in zwei Geschwindigkeitsklassen gelingt dieser Erfolg in der Klasse bis 1 GBit/s erneut. Dabei zeigen schon die Highspeed-Internet-Tests sehr gute Ergebnisse, auch wenn an einem getesteten Gigabit-Fiber-(Glasfaser-)Anschluss ein stark erhöhter Anteil von Messwerten auffiel, bei denen die Downloads unter 85 Prozent der vertraglich vereinbarten Bandbreite sanken.
Überzeugend schneidet Quickline bei den Web-Services ab: Hier lagen DNS-Auflösung, Gaming-Pings, die Ladezeiten der Test-Webseiten und Webhosting-Uploads in der Spitzengruppe. Ebenfalls top ist die Performance beim Web-TV.
connect-Urteil: sehr gut, 910 Punkte (max. 1000 Punkte)
Salt: 2. Platz „10 Gbit/s-Anschlüsse“
Seit 2018 bietet Salt, der drittgrößte Mobilfunkanbieter der Schweiz gemeinsam mit Swiss Fibre Net (SFN) auch Glasfaseranschlüsse im Festnetz an.
In den meisten größeren Städten ist das Produkt „Salt Home“ verfügbar, das es nur mit einer Spitzen-Geschwindigkeit von 10 GBit/s gibt. Nachdem das Angebot im Vorjahr wertvolle Punkte verlor, weil es zu hohe Datenraten versprach, hat Salt seine Kundenkommunikation angepasst und erzielt dieses Mal ein sehr gutes Ergebnis.
Im connect-Vergleich trat Salt nur in der 10-GBit/s-Klasse an und war bei den Highspeed-Internet-Tests bester Anbieter. In der Kategorie Web-Services erreichen die Download-Zeiten von Webseiten oder Webhosting-Uploads den besten Platz, andere wichtige Aspekte wie DNS-Auflösungszeiten und Gaming-Pings den zweitbesten. Bei der DNS-Auflösung beobachtete die connect leicht erhöhte Fehlerraten. Beim Web-TV liegt Salt in seiner Klasse auf Platz drei – hier verhinderten leicht erhöhte Fehlerraten und lange Pufferzeiten ein besseres Ergebnis.
Insgesamt musste sich Salt in der 10-GBit/s-Klasse knapp der Swisscom geschlagen geben.
connect-Urteil: sehr gut, 933 Punkte
Sunrise UPC: 3. Platz „Anschlüsse bis 1 GBit/s“, 3. Platz „10 GBit/s-Anschlüsse“
Der Zusammenschluss des Kabelnetzanbieters UPC mit Sunrise vermarktet einen Mix aus TV-Kabel- (DOCSIS) und Glasfaseranschlüssen (FTTH). Gemäß den jüngsten BAKOM-Zahlen (BAKOM = Schweizer Version der deutschen BNetzA), die noch für beide Unternehmen separat ausgewiesen wurden, kommt der Zusammenschluss auf einen Marktanteil von rund 29 Prozent. Damit ist Sunrise UPC zum zweitgrößten Anbieter von Breitband-Festnetzanschlüssen hinter der Swisscom aufgestiegen. Da auch hier ein 10-Gigabit-Angebot zum Portfolio zählt, trat Sunrise UPC in beiden Klassen zum Test an.
Bei den Anschlüssen bis zu 1 GBit/s fällt ein stark erhöhter Anteil an Uploads unter Last auf, die weniger als 85 Prozent der vereinbarten Bandbreite erreichen. Auch die DNS-Auflösungszeiten, Gaming-Pings und Web-TV-Resultate offenbarten Verbesserungspotenzial.
In der 10-Gigabit-Klasse sah es zwar besser aus, doch auch hier gibt es viele Uploads, die unter die angesetzte Schwelle von 90 Prozent der versprochenen Datenrate fielen. DNS-Auflösung, Gaming-Pings und Webhosting-Uploads könnten besser sein, das Web-TV bot keinen Anlass zu Kritik.
connect-Urteil: sehr gut, 875 Punkte (Anschlüsse bis 1 GBit/s); sehr gut, 900 Punkte (10-GBit/s-Anschlüsse)
Testfazit
Hannes Rügheimer, der verantwortliche Autor bei connect, zog ein Fazit: „Als einziger Schweizer Anbieter, der seinen Kunden noch keine 10-Gigabit-Anschlüsse liefert, kann der Quickline-Verbund in der Testdisziplin bis 1 GBit/s umso mehr überzeugen: Trotz knapper Punkteabstände gewinnt der Vorjahressieger hier erneut. Doch auch die in dieser Klasse knapp geschlagene Swisscom hat sich gegenüber dem Vorjahr stark verbessert, wie das sehr gute Testergebnis beweist.
Der gemeinsam auftretende Anbieter Sunrise UPC schneidet in beiden Klassen ebenfalls sehr gut ab. Die von connect ermittelten Schwächen vor allem in der Upload-Kategorie könnten der in solchen Fällen immer schwierigen Zusammenschaltung der beiden Netze geschuldet sein. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen gab es in der Geschwindigkeitsklasse 10 GBit/s: Hier schlägt die Swisscom mit dem neuen Glasfaserangebot knapp den ebenfalls sehr starken Konkurrenten Salt. Auch Sunrise UPC kann sehr gut mithalten, obwohl sich auch hier die erwähnten Upload-Schwächen auswirken.“
Wie wurde getestet?
Für den Festnetz-Breitbandtest in der Schweiz hat der Dienstleister zafaco 14 Testanschlüsse in zwölf Städten eingerichtet. zafaco ist kein Unbekannter, er betreibt in Deutschland die Seite breitbandmessung.de im Auftrag der Bundesnetzagentur. An den Schweizer Standorten nahmen automatisierte Testsysteme von 16. August. bis 12. September 2021 insgesamt 498.054 Messungen vor.
Dabei wurden Highspeed-Internet-Übertragungen in Download- und Upload-Richtung mit und ohne zusätzliche Last auf der Leitung, Web-Services wie DNS-Auflösung, Abrufe von Test-Webseiten, die Reaktionszeiten von Gaming-Servern und Uploads zu Webhosting-Angeboten durchgeführt sowie die Reaktions- und Pufferzeiten, Bildqualität und Fehlerraten beim Abruf von Web-TV-Angeboten wie YouTube ermittelt.
Schade: Weil die Sprachtelefonie über das Festnetz in der Schweiz nur eine untergeordnete Rolle spielt, wurde auf die Bewertung von Voice-Verbindungen verzichtet.
Warum Tests in zwei Kategorien?
Eine Besonderheit des Schweizer Festnetzmarkts ist nicht nur die Verfügbarkeit von 10-Gigabit-Anschlüssen, sondern auch die Tatsache, dass der Anbieter Salt nur die Höchstgeschwindigkeit vermarktet. Die Anschlüsse sind jedoch so leistungsstark, dass sie nicht nur für die Downloads und Uploads deutlich bessere Ergebnisse erzielen als langsamere Internetleitungen, sondern auch für viele weitere getestete Aspekte.
Der bei connect bisher übliche Produktmix über alle Geschwindigkeitsklassen würde Anbieter benachteiligen, die neben 10 GBit/s auch langsamere Anschlüsse im Portfolio haben. Zudem würde die Anzahl der 10-GBit/s-Leitungen im Gesamtportfolio das Testergebnis bestimmen. Um dies auszuschließen, bewertet connect die 10-GBit/s-Anschlüsse separat.
Die detaillierten Testergebnisse sind auf Webseite der connect abrufbar, der komplette Testbericht erscheint in der connect-Ausgabe 12/2021.