Kostenfalle
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Doch keine Flat: Das ist in Flatrates nicht enthalten

Der Begriff Flatrate suggeriert eine unbegrenzte Nutzung von Telefonie, SMS und mobilem Internet - doch häufig lauert im Kleingedruckten die Kostenfalle. Wir haben zu­sammen­ge­tragen, was in Flatrates nicht eingeschlossen ist und extra berechnet wird.
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Seit Ende der 1990er-Jahre assoziieren Internet- und Telefonkunden den Begriff Flatrate mit Tarifen, bei denen zum Pauschalpreis alles inklusive ist, ohne dass eine zeit- oder volumenbasierte Abrechnung stattfindet. Sogar Gerichte mussten sich schon mit der Definition einer Flatrate befassen.

Obwohl im Festnetz, Mobilfunk und Internet heutzutage Flatrates die Regel sind und auch exzessiv beworben werden, stellt sich bei näherer Betrachtung heraus, dass doch nicht alles inklusive ist, was der Kunde vielleicht erwartet hat. Der Verbraucher bemerkt dies oft erst, wenn es bereits zu spät ist - also wenn der Vertrag abgeschlossen wurde und die ersten Rechnungen eintrudeln.

In unserem Übersichtsartikel haben wir einmal exemplarische Beispiele aufgegriffen, bei denen - entgegen der landläufigen Meinung - doch wieder zusätzliche Kosten entstehen können.

Konferenznummern und Datendienste mit Festnetzvorwahl

Das ist in Flatrates nicht enthalten Das ist in Flatrates nicht enthalten
Bild: Forsythia / cl komodo - Fotolia.com, Montage: teltarif.de
Telefonkonferenzdienste und Datendienste für Privat- und Geschäftskunden werben oft damit, dass sie für ihre Einwahl keine Sonderrufnummern, sondern deutsche Festnetznummern verwenden. Wer eine Festnetz- oder Allnet-Flat hat denkt sich: Feine Sache - ich bezahle nichts extra. Doch mit der nächsten Rechnung kommt gegebenenfalls das böse Erwachen.

Viele Provider publizieren mit ihren Leistungsbeschreibungen Listen derartiger Einwahlnummern, die im monatlichen Flatrate-Kontingent nicht enthalten sind. Als Beispiel: 1&1 hat seine Sperrlisten hier veröffentlicht [Link entfernt] . Wichtig dabei zu wissen ist, dass diese Listen regelmäßig aktualisiert und um weitere Nummern ergänzt werden. Wer also einen Vertrag bei einem Provider abschließt in der Annahme "mein Konferenzdienst steht nicht auf der Liste und wird auch nicht berechnet", muss damit rechnen, dass die Nummer einige Wochen später dann doch separat abgerechnet wird. Auch die Telekom hat eine separate Preisliste für Telefonkonferenz-Dienste [Link entfernt] veröffentlicht.

Das grundsätzliche Problem besteht darin, dass dieses Phänomen bei der Bewerbung von Flatrates beziehungsweise bei Vertragsabschluss meist nicht kommuniziert wird - viele Telefon-Nutzer erfahren davon oft erst, nachdem der Vertrag bereits läuft und/oder erste Posten auf der Rechnung auftauchen.

Rufnummerngassen 032 und 0700

Die Rufnummerngassen mit der 032 und der 0700 wurden extra geschaltet, um bundesweite Rufnummern anbieten zu können, die unabhängig von einem Ortsnetz - beispielsweise per VoIP - realisiert werden. Das Problem dabei ist, dass viele Telefonkunden, die das nicht wissen, eine Rufnummer - beispielsweise mit der Vorwahl 03212 - gedanklich als Festnetznummer wahrnehmen.

Schaut man in die Preislisten der Provider, wird aber klar, dass die Rufnummerngasse 0700 nie in Flatrates enthalten ist, sondern immer extra abgerechnet wird. Bei der 032 gibt es einige Festnetzanbieter, bei denen Telefonate zur 032 in Flatrates eingeschlossen sind. Beim Großteil der Mobilfunkprovider ist das aber nicht der Fall. Wer derartige Nummern anruft, sollte also vorher in die Preisliste seines Providers schauen.

Begrenzte Freikontingente, Tethering-Ausschluss, Datenautomatik

Wie eingangs geschrieben suggeriert der Begriff Flat eine gewisse Sorglosigkeit, mit der Telefon und Internet-Kunden darauf vertrauen, dass keine Leistungen separat berechnet werden. Immer wieder taucht der Begriff allerdings auch bei Tarifen auf, die lediglich ein begrenztes Freikontingent beinhalten. Innerhalb dieses Kontingents tickt zwar nicht der Einheiten- oder Minutenzähler, nach Verbrauch der Freieinheiten allerdings schon.

Tarifhaus-Tarife im Vodafone-Netz ohne Tethering Tarifhaus-Tarife im Vodafone-Netz ohne Tethering
Logos: Anbieter, Foto/Montage: teltarif.de
Auch zu diesem Phänomen nennen wir nur ein ausgewähltes Beispiel: Bei den Smartphone-Flats von klarmobil ist lediglich die Schmalband-Datennutzung unlimitiert. Das Highspeed-Datenvolumen ist begrenzt, für die Telefonie sind nur 100 Minuten eingeschlossen und SMS werden separat pro Nachricht berechnet.

Datenflats: Nicht nur gedrosselt, sondern mit Ausschluss von VoIP & Co.

Dass mobile Datenflats nach Erreichen eines gewissen Highspeed-Kontingents gedrosselt werden, daran haben sich viele Kunden mittlerweile gewöhnt. Das Problem einiger Datenflats sind aber die Ausschlüsse im Kleingedruckten: Wer damit rechnet, eine "freie Internet-Leitung" ohne Einschränkungen zu bekommen wird enttäuscht: Einige Provider schließen Dienste wie Peer-to-Peer oder Blackberry-Dienste explizit aus oder berechnen letzteres separat. Tarifhaus verbietet bei seinen Tarifen im Vodafone-Netz das Tethering. Hierbei ist nicht immer klar ersichtlich, ob der Provider die Dienste nur verbietet und erst einmal das "Treiben" seiner Kunden beobachtet oder ob er die Dienste technisch aussperrt. Dazu halten sich die Provider auch uns gegenüber meist bedeckt.

Bei einer Drosselung auf 56 kBit/s oder 64 kBit/s sind viele Internetdienste wie Textmessages, Text-Mails oder Webradio auch nach der Drosselung weiter nutzbar. Im Kleingedruckten vieler Provider ist aber mittlerweile von Drosselungen auf 32 kBit/s oder 16 kBit/s zu lesen, was ein faktisch abgeklemmtes Internet bedeutet. Auch hier wäre zu überlegen, ob der Begriff "Flat" verbraucherrechtlich noch zutreffend ist. Was mit einer Drosselung auf 16 kBit/s tatsächlich noch nutzbar ist, haben wir in einem separaten Test ausprobiert.

Der "Clou" einiger Provider ist daher eine Datenautomatik: Bei Vertragsabschluss stimmt der Kunde zu, dass nach Verbrauch des monatlichen Highspeed-Inklusivvolumens ein- oder sogar mehrmalig kostenpflichtig weiteres Datenvolumen nachgebucht wird. Ob eine nicht abschaltbare Datenautomatik tatsächlich kundenfreundlich ist, bleibt umstritten. Immerhin handelt es sich um ein Flatrate-Modell mit möglichen Folgekosten. Der BGH urteilte allerdings, dass die von o2 angebotene Datenautomatik rechtlich nicht zu beanstanden ist.

Community-Flats, portierte Nummern & Auslandstelefonate

Wer keine Allnet-Flat benötigt und einen großen Freundeskreis oder eine weitverzweigte Familie hat, für den kommt eine Community-Flat infrage. Doch was versteht der Provider unter der Community? Dabei kann es sich um alle Anschlüsse beim selben Provider handeln - oder um alle SIM-Karten im selben Netz. Vor der Buchung einer Community-Flat sollte man also genau abklären, ob mit der Flatrate nur zu Freunden beim selben Provider oder zu allen Anschlüssen im selben Netz ohne Aufpreis telefoniert werden kann.

Einschränkungen bei Roam-like-at-home Einschränkungen bei Roam-like-at-home
Bild: dpa
Ein Missverständnis kann dabei insbesondere bei den virtuellen Mobilfunknetzbetreibern wie Lycamobile auftreten. Denn ein virtueller Netzbetreiber mietet zwar die Mobilfunkmasten eines Netzbetreibers, hat dahinter aber ein selbständiges Netz errichtet. Lycamobile hat die Infrastruktur von Vodafone angemietet und darum sind bei Vodafone-Community-Flats Telefonate zu Lycamobile nicht eingeschlossen.

Ein Problem tritt auch dann auf, wenn ein Freund das Mobilfunknetz wechselt, dabei aber seine bekannte Nummer mitnimmt. Dann dauert es eine gewisse Zeit, bis die Datenbanken aktualisiert sind. Irgendwann "merkt" das Abrechnungssystem, dass dieser Freund nun in einem anderen Netz angesiedelt ist, und ab diesem Moment werden alle Anrufe zu der Nummer des Freundes separat abgerechnet.

EU-Roaming: Auslandstelefonate aus Deutschland nicht inklusive

Auf teltarif.de berichten wir regelmäßig über Roaming-Erleichterungen im Ausland - hier hat sich in den vergangenen Monaten durch Roam-like-at-Home viel getan.

Trotzdem gibt es ein weit verbreitetes Missverständnis: Manch ein Handy-Kunde denkt, dass nun für alle Telefonate innerhalb der EU keine Zusatzkosten anfallen - doch das ist nicht korrekt. Der Provider darf lediglich keine Zusatzkosten berechnen, wenn sich der Kunde in einem EU-Land auf Reisen befindet. Auslandstelefonate von Deutschland in ein EU-Land werden nach wie vor separat berechnet.

Darüber hinaus ist es auch nicht möglich, im EU-Ausland einen günstigen Tarif abzuschließen und diesen dann dauerhaft ohne Zusatzkosten in Deutschland zu nutzen - dem schiebt die Fair-Use-Grenze einen Riegel vor.

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