Nokberry

Das Günstig-Smartphone Nokia C3 im Test

Blackberry-Ästhetik zum Kampfpreis
Von Ulf Schneider

Das Mittel ist zwar unspektakulär, aber sehr probat: Wenn man schon derzeit im High-Tech-Bereich Schwächen offenbart, muss man halt auf bewährte Konzepte zu verlockende Preisen setzen. Beim C3 wendet Nokia jedenfalls diese Strategie an. Bei diesem Smartphone stand eindeutig ein BlackBerry Pate, wobei dieser Finne aber beileibe keine Business-Maschine á la RIM ist.

Nokia C3

Display im 4:3 Format, Joypad plus Steuertasten und darunter eine Volltastatur auf engstem Raum. Wenn Nokia sich nicht bei der Farbwahl vom bewährten, schwarzen Klavierlack entfernt hätte, wäre die Verwechslungsgefahr tatsächlich groß. Neben einer dunkelblauen Variante gibt es nämlich noch eine sandfarbige und – die Damenwelt wird es freuen – eine Version in Pink. Abgesehen davon, dass die Finnen etwas tiefer in den Farbtopf gegriffen haben, zeichnet sich das Design aber eher durch dezente Unauffälligkeit aus – typischer Nokia-Look halt. Bei der Verarbeitungsqualität lässt der Noch-Weltmarktführer nix anbrennen: Alle Elemente fügen sich präzise zusammen und der Metallakku ist der notwendige Rückhalt, wenn es mal grob zugehen sollte.

Gelungene Kompromisslösung

Nokia C3 dunkelblau Nokia C3 dunkelblau
Bild: Nokia
Eine UVP von 120 Euro für ein vollwertiges Smartphone? Die schlichte Antwort: ein entschiedenes "Jein". Auf der Haben-Seite steht eine Volltastatur, WLAN (802.11 b/g) sowie eine Handvoll Organizier- und Business-Funktionen, wie beispielsweise ein ausgereifter E-Mail-Account. Auf der Soll-Seite sind hingegen die fehlende 3G-Unterstützung, keine Exchange-Anbindung sowie die komplette Ignoranz von Office-Dokumenten.

Ganz klar: Hier sollen nicht Schlipsträger angesprochen werden, sondern vielmehr die jüngere Zielgruppe. Die dürfen sich unter anderem über die 2-GB-microSD-Karte freuen, die gleich im Slot steckt sowie über den direkten Zugriff auf Twitter und – natürlich – Facebook über eine eigene Befehlstaste im Startmenü ("Communities").

Ansonsten ist das Multimedia-Programm angesichts des geringen Preises durchaus beachtlich. MP3-Player mit allen wichtigen Funktionen, ein RDS-Radio sowie – immerhin – eine 2-Megapixel-Kamera, die auch QVGA-Clips verdauen kann. Die Qualität der Kamera reicht allerdings bestenfalls zur reinen Dokumentation und kaum als Zier für ein Fotoalbum. Erwähnenswert ist ferner noch der praktische 3,5mm-Klinkenstecker, der angesichts des eher billigen beigelegten Nokia C3 in beige Nokia C3 in beige
Bild: Nokia
Kopfhörers für den optimalen Musikgenuss sehr wichtig ist. Unter dem Strich zwar alles andere als ein luxuriöses Komfortpaket, aber dem Preis auf alle Fälle angemessen und vor allem auf die anvisierten Zielgruppe gut zugeschnitten.

Vollständige Tastatur

Kernstück des Handhabungskonzepts ist die Qwertz-Tastatur auf engstem Raum. Erstaunlicherweise müssen deutsche Nutzer dennoch nicht auf die Umlaute als direkte Taste verzichten – RIM kriegt das bis dato immer noch nicht hin. Entsprechend winzig sind zwar die Drücker, doch durch die starken Wölbungen und dem knackigen Druckpunkt lässt sich mit ein wenig Übung durchaus fehlerfrei tippen. Die integrierte Zahlentastatur ist allerdings nicht die bequemste. Das liegt vor allem an der vermurksten Hintergrundbeleuchtung, denn bei Tageslicht lassen sich nur in bestimmten Blickwinkeln die Zahlen gut ablesen.

Beim Joypad und den geräumigen Steuertasten geht der Daumen hingegen direkt nach oben: Der optimale Tastenhub und die gute Erreichbarkeit aller Knöpfe machen klar, dass der Touchscreen nicht immer der Weisheit letzter Schluss ist. Als Betriebssystem fungiert Series 40. Das trägt zwar weniger Ausstattungsballast als der große Bruder Series 60, punktet dafür aber durch mehr Übersicht, was angesichts der anvisierten Käuferschicht sicherlich die bessere Wahl ist. Auf diese Weise können sich selbst Novizen schnell routiniert durch die übersichtlichen Menüebenen klicken. Nokia C3 Rückseite Nokia C3 Rückseite
Bild: Nokia

Starker Akku

Dass GSM-Funker mehr Akku-Atem haben als die 3G-Fraktion, beweist dieser Finne durchaus eindrucksvoll. Selbst wenn man regelmäßig simst und telefoniert ist eine nonstop Rufbereitschaft von einer vollen Woche alles andere als eine Seltenheit.

Die Sprachqualität überzeugt zumindest durch die perfekte Eliminierung aller Nebengeräusche. Gerade bei Telefonaten ins Festnetz hält sich der Konversationsspaß jedoch in Grenzen, da sich die Stimmen zum Teil sehr metallisch anhören. Eine insgesamt unterdurchschnittliche Vorstellung. Beim Empfang ist zumindest in Städten alles im Grünen Bereich. Sobald man sich jedoch in Grenzgebieten befindet, fällt der Empfang im direkten Vergleich zu anderen Mobiltelefonen stärker ab. Zumindest für Großstadt-Cowboys dürfte das aber kein Problem sein.

Fazit

Mobiltelefone mit Volltastatur in der Prepaid-Klasse sind zwar grundsätzlich nichts Neues, doch gerade in Zeiten von Facebook & Co ein gutes Mittel, um hohe Stückzahlen zu verkaufen – Samsung lebt das erfolgreich vor. Angesichts des geringen Preises kann man dem C3 die eine oder andere Schwäche verzeihen, denn unter dem Strich ist das Preis/Leistungsverhältnis absolut in Ordnung. Mich persönlich hat nur die schlechte Ablesbarkeit der Zahlentastatur gestört. Es ist nicht das erste Mal, dass Nokia bei der Gestaltung der Hintergrundbeleuchtung daneben lag.

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