Nokia Lumia 900 Test: Was kann das Windows-Phone-Flaggschiff?
Es stellt sich am Ende die Frage, für wen das Nokia Lumia 900 tatsächlich eine Überlegung Wert ist. Verglichen mit den derzeit angebotenen Windows Phones ist das Top-Modell von Nokia sicher zur Oberklasse zu rechnen. Ein schickes Design, gute Verarbeitung, ein sinnvoll dimensioniertes Display - das noch größere HTC Titan beispielsweise leidet noch mehr unter der geringen Auflösung - sowie ein flotter Prozessor sind durchaus Pluspunkte. Wer allerdings bereits vor einigen Monaten beim Nokia Lumia 800 zugeschlagen hat, kann allerdings nur wenige Gründe ins Feld führen, auf das Lumia 900 zu wechseln. Geschwindigkeit, Speicher, Hauptkamera, in weiten Teilen das Design - hier gleichen sich die beiden Modelle dann doch zu sehr.
Nokia Lumia 900 mit Frontkamera
Bild: teltarif.de
Das Nokia Lumia 900 bringt eines der größten Windows-Phone-
Displays mit, und hat hier zudem eine sehr gute
Qualität bei Farben und Kontrasten zu bieten. Wem hier vorherige Modelle zu klein
waren, sollte sich das Smartphone einmal aus der Nähe anschauen. Während die
Hauptkamera auf der Rückseite wie erwähnt identisch zu der des Lumia 800 ist,
verfügt das Lumia 900 zusätzlich über eine Frontkamera
für Videotelefonie. Das haben nicht allzu viele Windows Phones zu bieten, wer also
ausgiebig solche Dienste nutzen möchte, liegt hier ebenfalls richtig.
Die Nokia-Software ist ein echter Mehrwert im Vergleich zur Windows-Phone-Konkurrenz
Bild: teltarif.de
Bleibt die Software. Nokia hat mit den eigenen Apps, etwa
für die Navigation, den Musik-Genuss oder für öffentliche Verkehrsmittel ein
echtes Plus gegenüber der Konkurrenz - diese haben allerdings die anderen
Lumia-Modelle auch an Bord, und das zu einem deutlich geringeren Preis. Zudem wird
das Lumia 900 wie berichtet kein Update auf das im
Herbst erscheinende Windows Phone 8 bekommen, sondern lediglich das Feature-Update
Windows Phone 7.8 Bei einem Smartphone in
dieser Preisklasse ist das mehr als ärgerlich, selbst wenn viele Funktionen wie etwa
der neue Startscreen in Windows Phone 7.8 enthalten sein werden. Hier muss sich
der potenzielle Käufer bewusst sein, dass sein neues Handy sehr schnell in Sachen
Software veraltet sein wird - ein absolutes Ärgernis, vor allem in der Preisklasse von
rund 500 Euro.
Fazit: Gutes Smartphone mit ungewisser Zukunft
Am Ende bleibt vom Nokia Lumia 900 ein an sich positiver Gesamteindruck mit einigen kleineren Makeln und einem großen Fragezeichen zurück. So überzeugen Verarbeitung, Design, Bildschirm und Software-Ausstattung des neuen Nokia-Flaggschiffs auf ganzer Länge, und auch die Arbeitsgeschwindigkeit ist unter Windows Phone 7.5 mehr als ordentlich. Seltsam sind die Hakler, die der Touchscreen von Zeit zu Zeit beim Scrollen zeigt, auch wenn im Regelfall ein Neustart ausreicht, um das Problem zu beheben. Lücken in der Hardware-Ausstattung wie ein fehlender Speicherkarten-Slot oder die im Vergleich zur Smartphone-Oberklasse geringe Auflösung sind den Vorgaben von Microsoft geschuldet. Das große Damoklesschwert über dem Haupt des Lumia 900 ist aber das im Herbst erscheinende, aber nicht für das Lumia 900 verfügbare Windows Phone 8. Wen das nicht stört, der kann hier nahezu bedenkenlos zugreifen - oder noch etwas abwarten, denn der Preis des Nokia Lumia 900 dürfte sich noch nach unten bewegen.