Prinzip Tesla

o2 will Handymasten ohne Genehmi­gung bauen dürfen

Telefónica-Chef Markus Haas will Mobil­funk­sender ohne Geneh­migung aufbauen können, um den Netz­ausbau zu beschleu­nigen.
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Telefónica-Chef Markus Haas Telefónica-Chef Markus Haas
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Telefónica wünscht sich eine wesent­liche Ände­rung beim Geneh­migungs­ver­fahren für neue Mobil­funk-Basis­sta­tionen. Der CEO des in München ansäs­sigen Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerns, Markus Haas, sagte in einem Inter­view mit der Süddeut­schen Zeitung, die Netz­betreiber steckten in einem "Rege­lungs­kor­sett aus Bund, Ländern und Kommunen" fest. Dabei sehe eine herkömm­liche Mobil­funk­antenne überall gleich aus. Dennoch gebe es überall unter­schied­liche Rege­lungen. Haas wünsche sich eine "Frei­stel­lung der Mobil­funk­stand­orte".

Der Telefónica-Chef erläu­tert gegen­über der SZ: "Das heißt: Wir dürfen einen Mobil­funk­standort entlang einfa­cher, über­geord­neter Rege­lungen an geeig­neten Stand­orten bauen, und er wird erst danach abschlie­ßend geneh­migt. Wenn die Geneh­migung nicht erteilt werden kann, bauen wir den Standort zurück. Das Risiko liegt also voll­ständig bei uns. Das Vorgehen würde uns einen ordent­lichen Boost geben und den Ausbau deut­lich beschleu­nigen, weil wir nicht mehr sehr lange auf jede Einzel­geneh­migung warten müssen."

Haas: "Bei Tesla geht es ja auch"

Telefónica-Chef Markus Haas Telefónica-Chef Markus Haas
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Die von Haas ins Spiel gebrachte Ände­rung des Geneh­migungs­ver­fah­rens für neue Basis­sta­tionen sei in anderen EU-Ländern wie zum Beispiel Spanien längst üblich. Auch das Tesla-Werk in Grün­heide sei gebaut worden, obwohl das Geneh­migungs­ver­fahren noch nicht abge­schlossen sei. "Wenn das bei Tesla geht, muss das doch für das Mobil­funk­netz auch gehen, das ist immerhin das Rück­grat unserer Digi­tali­sie­rung", so Haas.

99 Prozent aller Stand­orte werden dem Telefónica-Chef zufolge ohnehin geneh­migt - oft aller­dings nach jahre­langen Verfahren. Bei der Stand­ort­wahl gehe der Netz­betreiber sorgsam um. Schon aus eigenem Inter­esse würde o2 nicht ohne Absprache beispiels­weise in einem Natur­schutz­gebiet bauen.

Zukunft ohne Funk­löcher

Wie Haas weiter erklärte, soll das LTE-Netz von o2 2024 keine Funk­löcher mehr aufweisen. Ein Jahr später will Telefónica auch den 5G-Stan­dard flächen­deckend zur Verfü­gung stellen. Der neue Netz­stan­dard sei "der wich­tigste Baustein in der Digi­tali­sie­rungs­stra­tegie für das ganze Land". 5G sorge für ein Netz ohne Limi­tie­rungen. Pro Quadrat­kilo­meter könnten sich eine Million Geräte einloggen und ständig online sein.

Im o2-Netz sei die Menge der genutzten Daten 2021 gegen­über dem Vorjahr um 50 Prozent ange­stiegen. Das sei für den Konzern schon das fünfte Jahr in Folge mit einem derar­tigen Wachstum. Viele Kunden, die sich für ein 5G-fähiges Handy entscheiden, würden auch einen Tarif mit echter Daten-Flat­rate buchen. "Es wird nicht teurer, aber Kunden entscheiden sich selbst für höher­wer­tigere Tarife", so Haas gegen­über der SZ. So steige der Durch­schnitts­umsatz pro Kunde. "Das freut uns natür­lich."

In einer weiteren Meldung lesen Sie, wie o2 das Netz in Innen­städten verdichten will.

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