Freihand-Modellierung

3D-Pen von Pearl im Test: Malen in der Luft

Für 70 Euro verkauft Pearl seit neuestem einen 3D-Pen für das freihändige Modellieren von Linien und Figuren. Wir haben den Stift zum Test bestellt und ausprobiert, welche Kreativitätsausbrüche in 3D damit möglich sind.
Von Jochen Kleucker

Zuerst male ich einfach auf einem Stück Papier los. Doch was? Egal, Stift ansetzen und einfach drauflos, irgendetwas wird schon dabei herauskommen. Und ja, es kommt was heraus: Viel Material und damit ein Haufen irgendwas - aber ein blauer Haufen immerhin - und vermutlich leuchtet er auch noch im Dunkeln.

Zweidimensionale Objekte auf Papier gehen recht einfach "Zweidimensionale" Objekte auf Papier gehen recht einfach
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Nächster Versuch: Geschwindigkeit reduzieren und erstmal nur einen Strich aufs Papier bringen. Und siehe da: Es geht. Und noch einen weiteren Strich und hier einen und auch dort noch einen. Und plötzlich ist auf dem Papier ein Haus entstanden - nicht besonders schön und auch noch sehr flach, aber ein Anfang.

Was könnte ich den aus Strichen alles machen? Buchstaben! Ich fange mit einer Linie als Basis an, die Buchstaben sollen schließlich nachher nicht alle einzeln sein. Den Anfang machen einfache Buchstaben: T, E, L. Das geht gut, auch wenn das Ergebnis in der Zeichentechnik noch viel Potenzial bietet.

Der Sprung in die dritte Dimension: Nach wenigen Sekunden härtet das Material aus Der Sprung in die dritte Dimension: Nach wenigen Sekunden härtet das Material aus
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Aber was ist mit Buchstaben, die eine Rundung haben, so wie das R? Auch das stellt kein Problem dar. Am Ende löse ich das Ergebnis noch vom Papier und male kleine Füße als Ständer dran. Über die künstlerische Note schweigen wir mal lieber, aber es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen und mein zeichnerisches Können ist sowieso in der Wiege liegen geblieben.

Malen in der 3. Dimension

Eine Auswahl unserer Ergebnisse Eine Auswahl unserer Ergebnisse
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Aber noch ist alles ein Malen in 2D, auch wenn das Ergebnis ein Objekt in 3D darstellt. Stellt sich also die Frage: Wie male ich nun in 3D? Ich starte wieder auf einem Stück Papier. Aber statt den Stift nun auf dem Blatt entlang zu bewegen, ziehe ich ihn nach oben weg. Es entsteht ein Faden, der noch sehr weich und verformbar ist. Kurz den Stift in der Position halten und den Faden abkühlen lassen: Fertig ist der Strich in der Luft.

Detaillierte Ansicht unserer Libelle Detaillierte Ansicht unserer Libelle
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Vielleicht kann das ja eine Blume werden? Ich versuche mal, Blütenblätter an der Spitze dranzumalen, das geht leichter als erwartet. Ruckzuck steht vor mir auf dem Tisch ein kleiner Blumenstrauß in Rot, da ich die Farbe inzwischen gewechselt habe.

Mein Eiffelturm vom 3D-Drucker-Test kommt mir in den Sinn: Die Antenne ist abgebrochen, als er vom Schreibtisch gefallen ist. Er ist zwar weiß, aber nun bekommt er eine rote Antenne. Ein Kollege kommentiert das sehr treffend: "Das ist schon ganz gut so, wegen der Flugzeuge."

Die Libelle leuchtet im Dunkeln Die blaue Libelle leuchtet im Dunkeln
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Unzählige kleine Versuche und missglückte Ansätze später kommt eine Libelle ins Gespräch. Diese in 3D zu zeichnen geht erstaunlich gut. Anfangs sind die Flügel noch ein Problem, doch schon bei der zweiten Libelle kristallisiert sich eine weitere Möglichkeit heraus: Das warme Material kann noch für wenige Sekunden geformt werden, dadurch entstehen viele neue Möglichkeiten. Der Kreativität stehen Tür und Tor offen.

Doch wie ist es eigentlich mit dem Materialverbrauch bei dem Stift? Für den Eiffelturm hatten wir beim Test des 3D-Druckers ein Gewicht von 12 Gramm festgestellt. Dieses Mal stelle ich die Libelle auf die Briefwaage: Keine Anzeige. Zur Kontrolle lege ich einen Briefumschlag auf die Waage: 4 Gramm. Briefumschlag und Libelle: Immernoch 4 Gramm. So richtig hoch ist der Verbrauch für so eine Libelle demnach nicht.

Fazit: Nettes Spielzeug für kleine Basteleinsätze

Die Modellierungsspitze des Stifts Die Modellierungsspitze des Stifts
Bild: teltarif.de / Marleen Frontzeck
Der 3D-Pen ist ein lustiges Gerät, mit dem es Spaß macht, das eine oder andere auszuprobieren (mein Schreibtisch ist ein gutes Zeugnis dafür), aber ich sehe ihn ganz klar nur als Spielzeug, da an eine präzise Modellierung zumindest für einen Anfänger nicht zu denken ist.

Sein Vorteil ist die Nutzung des gleichen Materials, welches schon der Pearl-3D-Drucker benötigt. Wer diesen in Betrieb hat, hat dadurch vielleicht schon mehr als eine Farbe im Einsatz. Außerdem können Modelle, die mit dem Drucker erzeugt wurden, mit dem Stift noch weiter bearbeitet werden. Der Becher aus dem Druckertest, der mir als Stiftständer dient, könnte z.B. noch eine Verzierung bekommen.

Für Modelle mit vielen Farbwechseln wäre ein Stift pro Farbe schön, da der Farbwechsel Zeit und Material kostet, das geht aber dann ins Geld, immerhin kostet der Stift bei Pearl 69,90 Euro und von dem von mir genutzten ABS-Filament gibt es derzeit neun Farben, sechs normale und drei aus der Kategorie "Glow-in-the-Dark".

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