Technik enttäuscht

Roaming-SIM von Piranha im Test: Zuerst gut, dann enttäuschend

Günstige Minutenpreise, aber Technik des Anbieters unzuverlässig
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Die Piranha-Mobile-SIM-Karte ist datenfähig, wenn man den APN "openroamer.com" eingibt. Benutzername und Passwort sowie alle anderen Einstellungen bleiben frei, bei Android muss als APN-Typ evtl. noch "default,supl" oder "default,hipri" eingetragen werden.

Das HTC Desire S erkannte von sich aus die Einstellungen für Telecom Italia (vermutlich aufgrund des voreingestellten SMSC), auch diese Einstellungen funktionierten in unserem Test. Im Mobilfunknetz der Telekom war sogar die Nutzung von HSPA möglich. Daten werden von Piranha Mobile mit 40 Cent pro MB berechnet, was für eine Roaming-SIM noch als günstig bezeichnet werden kann, größere Sessions sollte man vermeiden. Der Tarifrechner von Piranha Mobile Der Tarifrechner von Piranha Mobile
Bild: Piranha Mobile

Piranha Mobile erlaubt - wie erwähnt -, Anrufe über VoIP zu führen oder entgegen zu nehmen, wenn man einen VoIP-fähigen Router hat oder auf dem Handy eine VoIP-Software installiert, die sich über WLAN verbindet. Die Einwahldaten werden per E-Mail übermittelt, Benutzername und Passwort sind sehr kryptisch und vom Nutzer selbst wohl nur nach Kontakt zum Support änderbar. Die Minute abgehend soll 0,07 Euro kosten.

Originell ist ein "Offload" Calling. Hier meldet der Nutzer via Internet ein Telefonat an und gibt nicht nur die Zielrufnummer, sondern auch das Festnetz oder Mobiltelefon an, von dem der Anruf abgehen soll. Das kann interessant sein, wenn man in einem Hotel sitzt, wo es ein Festnetz-Telefon, aber kein Mobilfunknetz gibt oder das eigene Handy defekt, gerade nicht greifbar oder ohne Strom sein sollte. Zum Rufaufbau wäre *110*Call-BackDestinationNumber*DestinationNumber# einzugeben.

Tarife im Nicht-EU-Ausland zum Teil recht günstig

Bei Reisen in die USA kann mit der Karte "direkt" d.h. ganz normal gewählt werden. Die Preise sind interessant: Ein Anruf von USA nach Deutschland kostet nur 10 Euro-Cent, wenn man bei Telecom North America oder T-Mobile.us eingebucht ist. Im Netz von GCI sind es 18 Cent. Ankommende Anrufe kosten erschwingliche 7 Cent (GCI: 12 Cent), die Mailbox wäre zu 8 oder 16 Cent pro Minute abrufbar, falls man sie nutzen möchte. Die Umleitung der Sprachmailbox wird nicht am Handy, sondern im Internet aktiviert; in den meisten Fällen wird man sie ausgeschaltet lassen. VoIP-Telefonate aus den USA kosten nur 2 Euro-Cent/Minute. Die Datenübertragung ist je nach Netz zu 40 bzw. 29 Euro-Cent pro MB möglich.

Bei Reisen in exotische Länder haben wir uns spaßeshalber einmal die Tarife für Afghanistan und Kuba angeschaut, von Afghanistan nach Deutschland würde man im Netz von Roshan 55 Euro-Cent zum deutschen Festnetz bezahlen, ankommend stünden 35 Cent/Minute auf der Rechnung, im Gegensatz von 2 Euro und mehr pro Minute bei konventionellen Anbietern.

Anrufe aus Kuba, einem der teuersten Mobilfunkländer der Welt, kosten mit Piranha Mobile immer noch saftige 1,50 bis 1,54 Euro pro Minute ins deutsche Mobilfunk- oder Festnetz, konventionelle Anbieter liegen auch hier über 2 Euro. Daten sollte man von Kuba aus besser nicht übertragen, sonst stehen 12,65 Euro pro MB auf der Rechnung.

Aufgeladenes Guthaben bleibt über ein Jahr gültig

Aufgeladenes Kartenguthaben bleibt nach Auskunft des Supports 420 Tage ohne erneute Aufladung aktiv, die Aufladung kann online via Kreditkarte oder Paypal erfolgen. Die Mindestaufladung beträgt 5 britische Pfund (ca. 6 Euro).

Neben der bereits beschriebenen US- und britischen Rufnummer kann die Karte auf Wunsch mit weiteren Rufnummern aus Kanada oder Australien versorgt werden, dabei kann zwischen einer "local" Festnetznummer und einer Mobilfunknummer gewählt werden.

Fazit: Nette Ideen, aber schlussendlich enttäuschend

Bei Roaming-SIM-Karten muss man immer den Faktor "Stabilität und Zuverlässigkeit" berücksichtigen. Um günstige Preise zu erlauben, müssen für Laien "abenteuerlich" anmutende technische Konstrukte aufgebaut werden, die schnell ins Wackeln kommen können, wenn Zulieferer ausfallen. Anfangs wurden solche Karten von den etablierten Anbietern nur belächelt, aber inzwischen dürften die klassischen Provider schon genauer hinschauen - mit welchen Folgen auch immer.

Deswegen gilt: Immer nur ein überschaubares Guthaben aufladen, dessen Totalverlust man verschmerzen kann, und nie alleine auf eine Karte setzen, sondern einen anderen Anbieter in Reserve mitnehmen. Die in Deutschland oder der EU gültigen Kundenrechte sind bei solchen Konstruktionen eher theoretischer Natur.

Für Piranha Mobile spricht die USA-Rufnummer, die bei USA-Reisen ein "Muss" ist. Die mitgelieferte britische Rufnummer kann bei Reisen nach Großbritannien nützlich sein, aber andere Anbieter wie TruPhone, Ekit, Gymsim etc. bieten das auch. Lobenswert war der anfangs wirklich aufmerksame Service, der natürlich bei grundsätzlichen Systemproblemen wie dem aktuellen SMS-Ausfall schnell an seine Grenzen gerät und dann nur noch sehr zögerlich bis gereizt reagiert. Telefonisch ist der Kundenservice nur in englischer Sprache unter der Nummer +44-20-31297563 (ggfs. Anrufbeantworter) erreichbar.

Für EU-Reisende macht eine Roaming-SIM-Karte kaum noch Sinn, da kann es eher lohnend sein, vor Ort im besuchten Land eine lokale Karte zu erwerben, nachdem man sich vorher genau über die Konditionen informiert hat.

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