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USA: Internetradio übertrumpft UKW und Mittelwelle

Sieht so bald auch in Europa und Deutschland die Zukunft des Radios aus? In den USA hat die Radionutzung über Internet inzwischen die klassischen Verbreitungswege UKW und die immer noch populäre Mittelwelle überholt. Attraktive Mobilfunkverträge tragen zum Boom bei.
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Internetradio hat UKW in den USA überholt Internetradio hat UKW in den USA überholt
Foto: Michael Fuhr
Wie die Zukunft des Radios aussehen kann, zeigt ein Blick über den großen Teich. In den USA, einem Land, das Deutschland häufig bei technologischen Trends einige Jahre voraus ist, ging die Radionutzung über die klassischen Verbreitungswege UKW und Mittelwelle in den vergangenen Jahren stetig zurück. Dagegen nahm das Streaming über das Internet stetig zu.

Internetradio mit komfortablem Abstand an der Spitze

Internetradio hat UKW in den USA überholt Internetradio hat UKW in den USA überholt
Foto: Michael Fuhr
2017 hat die Hörfunknutzung über das Internet erstmalig die Radionutzung über die klassischen Wege überholt und liegt mit 879 Minuten pro Woche klar davor. Die klassische Nutzung beim terrestrischen Radio liegt nur noch bei 780 Minuten.

Der Vermarkter audimark, der sich vor allem auf die Vermarktung von Internetradio spezialisiert hat, hofft, "dass dieser Trend über den großen Teich schwappt und auch hier die digitale Radionutzung weiter zunimmt und die klassische Radionutzung vielleicht sogar überholt".

In Deutschland und anderen europäischen Ländern hoffen die Werbevermarkter und private Hörfunkstationen, dass sich hierzulande Internetradio ebenfalls durchsetzt. Im Vergleich zu klassischen Rundfunktechnologien ermöglicht Webradio nämlich genaueres "Targeting" durch personalisierte Werbespots und Inhalte.

DAB+-Pendant HD Radio: Viele Geräte, wenig Nutzung

Ein Flop in den USA ist dagegen das digital-terrestrische HD Radio. Zwar melden die Befürworter ständig Erfolgszahlen - zuletzt die Nachricht, dass inzwischen 40 Prozent der Neuwagen mit HD Radio ausgestattet sind und 20 Prozent des Gesamtbestands an Autos in der Stadt Miami/Florida. Die reale Nutzung sei jedoch äußerst gering und sogar rückläufig. Sie soll aktuell nur rund 4 Prozent des Radiokonsums ausmachen.

HD Radio sendet – im Unterschied zum unter anderem in Deutschland verwendeten Standard DAB+ – die digitalen Stationen im UKW-Band zwischen 87,5 und 108 MHz, ohne dabei die bisherige analoge Ausstrahlung von UKW-Programmen einzuschränken. Auf dem Kanal eines analogen Hörfunkprogramms haben die digitale Simultanausstrahlung des Hauptprogramms sowie bis zu drei zusätzliche Digitalradioprogramme Platz. In Europa kann das Verfahren wegen der dichteren Bandbelegung im UKW-Band nicht eingesetzt werden, Testausstrahlungen waren erfolglos, da sie Störungen beim analogen Radioempfang verursachten.

Zwar ist HD Radio für die Nutzer kostenlos, das Angebot von über 200 000 Radiostationen über Internet ist aber für die Hörer weit attraktiver. Zudem gibt es in den USA sehr gut ausgebaute Mobilfunknetze und - einer der Hauptgründe für den Erfolg - attraktive, kostengünstige Datenpakete mit einem sogenannten "Zero Rating"-Angebot bei Streaming (vergleichbar mit dem Telekom-Angebot StreamOn) oder einer Drosselung der Datenrate auf ein Niveau, das eine Nutzung von mobilem Internetradio noch problemlos möglich macht.

Satellitenradio erfolgreich

Erfolgreich ist in den USA auch das digitale mobile Satellitenradio: Die Sirius XM Holding, welche die beiden Bouquets Sirius Satellite Radio und XM Satellite Radio betreibt, hat derzeit etwa 18,5 Millionen Abonnenten.

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