Expansion

Moskauer Metro: Neue Strecken - und überall Netz

Die Moskauer Metro ist in den letzten Jahren gewaltig aufge­rüstet worden - im Endbau wird sie 1024 km Stre­cken­länge haben. Alle Bahn­stre­cken sind mit kosten­losem WLAN versorgt.
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Fahrkartenautomaten der Moskauer Metro können selbstverständlich auch Kontaktlos mit Karte oder Smartphone, klassische Kassen gibt es auch noch Fahrkartenautomaten der Moskauer Metro können selbstverständlich auch Kontaktlos mit Karte oder Smartphone, klassische Kassen gibt es auch noch
Foto: Moskau Metro
Die Millio­nenstadt Moskau ist die Haupt­stadt der Russi­schen Föde­ration. Hier leben mindes­tens 12,4 Millionen Menschen, von denen sehr viele regel­mäßig in die Stadt hinein oder hinaus pendeln und sich während der Fahrt über Neuig­keiten auf dem Smart­phone oder Handy infor­mieren möchten. Wir haben uns mit Roman Latypov, "First Deputy CEO" (erster stell­vetre­tender Geschäfts­führer) der Moskauer Metro unter­halten.

Moskauer Metro stark ausge­baut

Heute sei die Moskauer Metro eine der größten Metros der Welt, worauf Roman Latypov sehr stolz ist. Dies ist erst seit einigen Jahren der Fall. Im Jahr 2010 hatte das U-Bahn-Netz der Moskauer Metro "nur" 182 Stationen.

Im Jahr 2010 leitete Sergei Sobyanin, der Bürger­meister von Moskau, spür­bare Verän­derungen im öffent­lichen Verkehr ein. Bis 2018 wurden mehr als 80 neue Bahn­stationen eröffnet, was die Metro in weniger als 10 Jahren um das fast 1,5-fache wachsen ließ.

Die Stre­cken verlaufen unter- und über­irdisch. Heute zählt Moskau etwa 269 Bahn­höfe, darunter 31 "MCC"-Stationen und 15 Linien. Die Moskauer U-Bahn verfügt über 634 km Gleise, darunter "MCC"-, Mono­rail- und Versuchs-Gleise für künf­tige Entwick­lungen. "MCC" ist ein der Berliner S-Bahn vergleich­bares Ring­bahn-System ("Big Circle Line"). Es soll mit einer Länge von 69 km die längste Nahver­kehrs-Rund­strecke der Welt werden und bis 2023 komplett betriebs­bereit sein. Die Spurweite der U-Bahn-Gleise beträgt 1520mm (Deutschland 1435mm) und die gelbe Fahrschiene liefert 825 Volt. Die Spurweite der U-Bahn-Gleise beträgt 1520mm (Deutschland 1435mm) und die gelbe Fahrschiene liefert 825 Volt.
Foto: Moskau Metro

Stra­ßenbahn fährt im "Zentral­kreis"

Der Moskauer "Zentral­kreis" ist eine in das U-Bahn-System inte­grierte Stra­ßenbahn, sie wurde 2016 in Betrieb genommen. Das tägliche Aufkommen der S-Bahn wird auf über 500 000 Pendler geschätzt. MCC hat 23 Verbin­dungen zur U-Bahn und 9 Verbin­dungen zu den Vorort­linien.

Ein weiteres Projekt ist die "Moskauer Zentral­durch­querung" (soge­nannte D-Linien). Nach ihre Fertig­stel­lung wird das gesamte ober- und unter­irdi­sche U-Bahn-Netz mit 1024 km Stre­cken­länge fast dreimal so groß wie 2010 sein. Aus den Vororten anrei­senden Passa­giere brau­chen dann nicht mehr vom Vorort- in den Stadt­verkehr umzu­steigen.

Die ersten beiden Durch­querungen "D1" und "D2" sollen zusammen 66 Stationen bekommen, die unter­einander verbunden werden, die Passa­giere sollen dabei "trockenen Fußes" vom einen zum anderen System umsteigen können. Für die neuen Kern­linien D1 und D2 werden 90 Millionen Fahr­gäste pro Jahr erwartet, 3,7 Millionen Menschen sollen das inte­grierte Verkehrs­system besser errei­chen können, die Kapa­zität des Systems soll dann 900 000 Passa­giere mehr pro Tag als bisher verkraften.

Mobil­funk oder WLAN im Moskauer Schnell­bahn-Netz

Die Metro-Fahrkarte kann im Fingerring, im Schlüsselanhänger oder Armband enthalten sein, Handys mit NFC gehen natürlich auch. Die Metro-Fahrkarte kann im Fingerring, im Schlüsselanhänger oder Armband enthalten sein, Handys mit NFC gehen natürlich auch.
Foto: Moskau Metro
Im Zuge der Digi­tali­sierung sind immer mehr Leute rund um die Uhr online. Schon 2013 wurde der Bau von "draht­losen Inter­netver­bindungen" für die Bahn­linien begonnen. Die Moskauer U-Bahn sei eines von nur zwei U-Bahn-Systemen der Welt, worin Fahr­gäste während der gesamten Fahrt kosten­losen Inter­netzu­gang über WLAN (WiFi) haben. Es sei das erste Netz der Welt gewesen, das in einem fahrenden Zug in Betrieb genommen wurde. Heut­zutage sei es das größte öffent­liche WLAN-Netz­werk in Europa, mit täglich etwa 2,5 Millionen Einzel-Nutzern.

Einheit­liches Tarif­system

Fahrkartenautomaten der Moskauer Metro können selbstverständlich auch Kontaktlos mit Karte oder Smartphone, klassische Kassen gibt es auch noch Fahrkartenautomaten der Moskauer Metro können selbstverständlich auch Kontaktlos mit Karte oder Smartphone, klassische Kassen gibt es auch noch
Foto: Moskau Metro
Neben der durch­gehenden Netz­versor­gung gehört auch ein einheit­liches Tarif­system dazu, die Passa­giere können überall das gleiche U-Bahn­ticket nutzen.

Trotz seiner beacht­lichen Größe hat die Moskauer Metro nur eine Tarif­zone, sodass Passa­giere für den glei­chen Ticket­preis in jede Rich­tung fahren können. Der Preis für eine einfache Fahrt ist vergleichs­weise gering: Das Ticket kostet umge­rechnet nur 51 Cent, wenn mit der "Troika-Karte" bezahlt wird. Andern­falls sind es umge­rechnet 75 Cent pro Fahrt. Zum Vergleich: Die New Yorker U-Bahn berechnet für das Basis-Ticket Basic 3 US-Dollar (ca. 2,70 Euro), in Berlin bekommt man für das gleiche Geld die Zone AB und für die große Zone ABC wären 3,30 Euro zu zahlen. Bezogen auf das durch­schnitt­liche Pro-Kopf-Einkommen in der Stadt im Verhältnis zu den Ticket­kosten sei Moskau führend.

Tickets nicht nur als gedruckte Karte

49 Stationen der Moskauer Metro gehören zum Weltkulturerbe 49 Stationen der Moskauer Metro gehören zum Weltkulturerbe
Foto: Moskau Metro
Die "Reise­karte Troika“ gilt nicht nur für die U-Bahn, sondern in allen anderen öffent­lichen Verkehrs­mitteln. Die Karte gibt es in klas­sischen gedruckten Karten­form, sondern auch als Finger-Ring, am Schlüs­selbund oder Armband (mit inte­griertem Chip). In Kürze soll „Troika“ so perso­nali­siert werden, dass der Besitzer sie sperren oder sein Bargut­haben auf eine andere Karte über­tragen kann.

Seit 2016 sind kontakt­lose Kassen­auto­maten mit einem schwarzen Aufkleber versehen, wo Passa­giere direkt mit ihren Bank­karten, PayPass- und PayWave-Tech­nolo­gien sowie mit Smart­phones einschließ­lich Android Pay, Apple Pay und Samsung Pay bezahlen können.

Mit dem Smart­phone durch den Unter­grund

Die Moskauer Metro-App gibt es seit 2016. Sie hilft den Passa­gieren, ihre Route zu planen, die Reise­zeit zu berechnen oder das Guthaben der Troika-Karte im Voraus aufzu­laden. Passa­giere können in der Moskauer U-Bahn mit einer Bank­karte, einem Smart­phone oder mit der App oder einer NFC-fähigen Kredit­karte bezahlen.

Moskau bietet viele Sehens­würdig­keiten. Daher will man die Metro-App um Infor­mationen zu Attrak­tionen oder Sehens­würdig­keiten in der Nähe einer bestimmten Station erwei­tern. Die Passa­giere können außerdem rele­vante Infor­mationen zu ihrem aktu­ellen Standort finden. Die Moskauer Metro-App steht für iOS und Android zur Verfü­gung und hat bereits über 2 Millionen Nutzer.

Wie bei modernen Nahver­kehrs­systemen üblich, werden die Pendler über Durch­sagen und Bild­schirme oder Plakate infor­miert. Daneben kommt weitere digi­tale Kanäle wie Social-Media-Konten oder direkte Benach­rich­tigungen zum Einsatz.

Sowohl auf Bahn­steigen als auch den Zügen sind Bild­schirme instal­liert, welche die Reisenden über Neuig­keiten aus der Stadt infor­mieren, die durch­schnitt­liche Reise­zeit beträgt etwa 27 Minuten. Pendler finden auch detail­lierte Infor­mationen zur Reise­route (z.B. nächster Bahnhof, rele­vante Ausgänge und Bushal­testellen). Im Notfall werden auf den Bild­schirmen die Aktionen ange­zeigt, die die Passa­giere ausführen müssen.

Kunden­infor­mation per Social Media

Darüber betreibt die Moskauer U-Bahn offi­zielle Konten auf Twitter (über allge­meine Nach­richten und Service­ände­rungen), Insta­gram und Vkon­takte (die russi­sche Vari­ante von Face­book). Über die offi­ziellen Konten der Moskauer Metro können Passa­giere auch Feed­back geben: "Die Meinung der Pendler ist uns wichtig, da sie uns hilft, zu wachsen und uns in die rich­tige Rich­tung zu entwi­ckeln."

Tipps für Touristen

Moskau empfiehlt seinen Besu­chern, die Moskauer U-Bahn zu nutzen. Die auf das Smart­phone herun­terge­ladene Moskauer U-Bahn-App zeigt die wich­tigsten Sehens­würdig­keiten und kultu­rellen Wahr­zeichen der Stadt, wohin man mit der U-Bahn bequem gelangen kann. 49 Stationen der Moskauer U-Bahn gehören zum UNESCO-Welt­kultur­erbe und sind archi­tekto­nisch wie Kathe­dralen gestaltet.

Moskau empfiehlt den Besu­chern, den Kauf einer Troika-Karte, die es an den bedienten Kassen und Fahr­karten­auto­maten gibt und das "bequemste Angebot" der Moskauer U-Bahn sei. Da sie als Armband, Schlüs­selan­hänger oder Ring (mit inte­griertem Chip) ange­boten wird, ist die "Troika" viel­leicht sogar ein nettes Souvenir, finden die U-Bahn-Manager. Fahr­gäste können einen belie­bigen Betrag aufladen. Wer ein paar Tage in der Stadt bleibt, kann einen 3-Tages-Pass über diese "Karte" buchen.

Wer in der U-Bahn etwas verliert, sollte nicht in Panik geraten. Das "Lost & Found Ware­house" (Fund­büro) befindet sich an der U-Bahn­station Kotel­niki und ist Montags bis Frei­tags zwischen 8:00 und 20:00 Uhr geöffnet. Hier werden alle in der U-Bahn gefun­denen Gegen­stände aufbe­wahrt.

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