Leicht reparierbar

Einfach zu reparierende Smartphones im Überblick

Smartphones sollen leistungsfähig sein und werden mit immer mehr ausgefeilter Technik bestückt. Das geht häufig zu Lasten der Reparier­barkeit. Wir nehmen daher die Smartphone-Flagg­schiffe des iFixit-Rankings der letzten zwei Jahre genauer unter die Lupe.
Von Ulrike Michel

Apple iPhones

Was Reparierbarkeit angeht, arbeitet sich Apple im Ranking stetig nach oben. Das iPhone SE schneidet mit 6 Punkten noch recht dürftig ab - das ist vor allem der Verwendung von Pentalobe-Schrauben und einem ungünstig platzierten Touch-ID-Kabel, das beim Öffnen des Smartphones leicht beschädigt werden kann, geschul­det. Der Akku wird zwar als leicht zugänglich, aber nicht so einfach vom Nutzer aus­tausch­bar beschrieben: Die Verwendung eines Pentalobe-Spezial-Schrauben­ziehers sowie die Kleber­entfernung beim Akku-Tausch bleiben - trotz spezieller Ziehlaschen, die das Akkulösen vereinfachen sollen - auch beim iPhone 6S und 6S Plus Hürden für Reparatur-Laien. Weiterhin erschwert das mit dem Logic-Board verbundene Touch-ID-Kabel das Öffnen der Geräte.

Bei allen iPhone-Modellen der vergangenen zwei Jahre wird als besonders positiv hervor­gehoben, dass das Display die erste zu wechselnde Komponente sei, was den Bildschirm­tausch vereinfache. Beim iPhone 7 und 7 Plus wird dieser allerdings wieder­um durch viel Kleber und zahlreiche Gummi­dichtungen erschwert. Solche Maßnahmen zum Staub- und Wasserschutz im iPhone verringern womöglich aber auch dessen Reparatur­anfälligkeit. Wurden im Inneren des iPhone 6s noch vor allem Kreuzschlitzschrauben verwendet, enthält die neueste Generation viele Tri-Point-Schrauben, wodurch noch mehr Spezial-Werkzeug für die Reparatur erforderlich ist.

Auch wenn die Reparatur-Profis von iFixit zum iPhone 7 und 7 Plus positiv ver­mer­ken, dass der einstige fehleranfällige Home-Button durch einen austausch­baren sensor­artigen Home-Button ersetzt wurde, häufen sich nun vermehrt die Meldungen, eben jener Home-Button der neuesten Generation könne nur noch in von Apple autorisierten Werkstätten repariert werden, ansonsten sei weder der Button noch der Touch-ID-Fingerabdrucksensor einsetzbar und es müsse stattdessen auf die virtuelle Assistive-Touch-Funktion zurückgegriffen werden. Apple ist wiederholt wegen seines Umgangs mit Hardware-Defekten und Reparatur­monopolen in die Kritik geraten (siehe Seite 3). iPhone 7 und 7 Plus iPhone 7 und 7 Plus
Apple

Samsung-Galaxy-Smartphones

Als ein Negativ-Beispiel in Bezug auf Reparierbarkeit entpuppen sich die Flaggschiffe von Samsung: Sowohl das Samsung Galaxy S6 als auch das S6 Edge haben eine stark verklebte Rückschale, was allein schon das Öffnen der Geräte schwierig macht. Und auch der Akku ist stark verklebt, beim S6 Edge ist er zusätzlich sogar noch unter dem Mittel­rahmen und dem Motherboard verbaut. Der Einsatz von Glas auf Vorder- und Rückseite erhöht die Bruch­an­fällig­keit und verteuert den Display-Tausch, denn LCD und Glas sind fest verschmolzen. Als positiv werden die vielen austauschbaren Einzel­komponenten bewertet, etwa Lautsprecher, Hörmuschel, Kameras und Vibra­tions­motoren, deren Tausch unabhängig von Display und Akku erfolgen kann. Aus den genannten Gründen sollte das dann aber doch eher ein Experte tun.

Das Galaxy S7 und S7 Edge schneiden im Ranking sogar noch schlechter ab. Besondere Anforderungen für einen bezahlbaren Preis - wie die vielen eng verbauten Extra-Komponenten trotz geringer Smartphone-Tiefe sowie der IP68-zertifizierte Wasser- und Staubschutz - könnten einige der Gründe sein für den großzügigen Einsatz von Kleber und die geringe Reparatur­freundlichkeit der neueren Samsung-Generation. Innenleben des Samsung Galaxy S7 Edge Innenleben des Samsung Galaxy S7 Edge
Samsung

And the winner is …

Das Fairphone 2 ist der Spitzenkandidat im iFixit-Ranking und erhält als einziges Smartphone 10 von 10 Punkte. Langlebigkeit, Modularität und Reparierbarkeit ist beim niederländischen Smartphone-Hersteller Programm: Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern will Fairphone, dass eigene Geräte von Laien selbst repariert werden können und unterstützt dies durch Beschriftungen mit Piktogrammen im Smartphone selbst sowie durch mitgelieferte Reparatur­anleitungen. Akku und Display lassen sich schnell und ohne Werkzeug entfernen, zum Lösen kleinerer Module genügt ein Kreuz­schlitz­schrauben­zieher.

Der einzige kleine Kritikpunkt der Reparatur-Experten: LCD und Frontglas sind miteinander verschmolzen, was die Kosten für einen Ersatz erhöht. Die einzelnen Module im Innern sind über Federkontakte verbunden, lassen sich öffnen und können unabhängig voneinander ausgetauscht werden wie Kamera, Lautsprecher und Hörmuschel. Außerdem ist das Fairphone 2 durch Federkontaktanschlüsse auf zukünftige Erweiterungen und auf den Tausch alter durch neue Module ausgelegt. Ersatzteile für das Fairphone 2 sowie das ältere und noch nicht ganz so ausgereifte Fairphone 1 lassen sich über die Hersteller-Webseite bestellen.

Auf dem MWC 2016 konnten wir uns das Innere des Fairphone 2 im Hands-On schon einmal selbst genauer anschauen, außerdem haben wir über Nachbes­serungen im Design und geplante austauschbare Komponenten berichtet.

Weitere Überlegungen zur Reparierbarkeit und warum die Hersteller es nicht unbedingt mögen, wenn ihre Kunden selbst Hand anlegen und unser Fazit lesen Sie auf der letzten Seite.

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