Streaming: Medienkonzerne mit eigener Sport-Liga?
Der Wettbewerb um Ausstrahlungsrechte für Sport-Events zählt mit Abstand zu den teuersten Posten in der Bilanz von Pay-TV-Anbietern und Streaming-Diensten. Alleine Sky und DAZN geben jährlich Milliardensummen für Bundesliga, Champions League & Co. aus. Schon längst stellt sich für viele Medienkonzerne die Frage, ob Live-Sport überhaupt noch wirtschaftlich ist. Offenbar gibt es aber nun zumindest in den USA interessante Gedankenspiele zu diesem Thema: So zeigte der Medienkonzern Comcast Interesse an einer Übernahme der Wrestling-Liga WWE. Wäre die Akquisitionen einer Sport-Liga auch durch Medienkonzerne in Europa sinnvoll?
Andere Situation in Europa
Comcast hat ein Auge auf die Wrestling-Liga WWE geworfen
Foto: WWE
Zunächst einmal ist die Ausgangssituation zwischen Deutschland und den USA nicht direkt vergleichbar. Während in Deutschland bei Livesport vor allem Fußball von großer Relevanz ist, verteilt sich das Geschäft in Amerika über NFL, Basketball und Baseball sowie mit Wrestling auch im Bereich Sport-Entertainment. Es bieten sich für Medienkonzerne somit viel breitere Einstiegsmöglichkeiten als hierzulande an.
Darüber hinaus ist auch die finanzielle Situation völlig anders. US-Medienriesen verfügen über ein anderes Budget als europäische TV-Konzerne und selbst prominente Privatpersonen aus der Medien- und Techbranche "gönnen" sich dort gelegentlich einen eigenen Sportklub. Beispiele sind der ehemalige Microsoft-Chef Steve Ballmer oder auch Disney-CEO Bob Iger. Letzterer sorgte im vergangenen Jahr bei einem potenziellen Kauf des Chelsea F.C. für Aufsehen.
Kartellrechtliche Fragen
Fraglich ist auch, wie sich deutsche und europäische Wettbewerbsbehörden positionieren, wenn ein einzelner Medienkonzern sich eine ganze Sportliga einverleibt. Zweifelsohne würde dies eine Konkurrenz zwischen den Mediengruppen nicht unbedingt nachhaltig fördern, zumal die Konzentration in diesem Bereich ohnehin schon groß ist. Mit RTL und ProSiebenSat.1 stehen sich zwei große TV-Gruppen gegenüber, daneben wird der Markt weitestgehend von US-Konzernen dominiert.
Womit sich dann gleich das nächste Problem ergibt: Will man zum Beispiel die deutsche Fußball-Bundesliga dauerhaft und vollständig in der Hand von amerikanischen Eigentümern sehen? Auch das erschiene kaum wünschenswert und wäre vermutlich nicht im Sinne des Publikums und der Clubs selbst. Denn damit rückt jegliche Zukunft in wirtschaftlicher Unabhängigkeit in weite Ferne.
Sport hat gesellschaftlichen Mehrwert
Unabhängig vom ökonomischen Sinn und Zweck eines solchen Konzepts bleibt die politische Frage: Sport - und ganz speziell in Deutschland auch Fußball - hat einen gesellschaftlichen Mehrwert, welcher allerdings für Medienunternehmen wenig relevant ist. Hier geht es ausschließlich darum, mit Content neue Abonnenten zu gewinnen und Umsatz zu generieren.
Dementsprechend hätte Fußball in einem solchen Falle weniger Projektionsfläche als "Public Value". Bedeutet im Klartext: Der Umsatz im Stadion würde vermutlich eine noch größere Rolle spielen, als es jetzt bereits der Fall ist. Bleibt somit festzuhalten: Profitieren würden von einem solchen Deal vermutlich nur Medienkonzerne selbst, die Zuschauer gucken hingegen buchstäblich in die Röhre.