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Comcast mit Universal+: Sind die Tage von Peacock gezählt?

Comcast schickt in Frank­reich seine neue Strea­ming-Platt­form Universal+ an den Start. Das ist tatsäch­lich bemer­kens­wert, denn mit Peacock betreibt man bereits einen globalen Strea­ming-Service.
Von Björn König

US-Medi­enkon­zerne verfolgen in der Regel eine sehr klare Stra­tegie. Alle Produkte werden für einen globalen Markt produ­ziert und vertrieben. Dieser Umstand trifft auch und beson­ders auf die konzern­eigenen Strea­ming-Dienste wie Disney+ oder Para­mount+ zu. Sie sollen möglichst in allen Ländern um den Globus verfügbar sein. Eine Regel, welche glei­cher­maßen für Peacock aus dem Hause Comcast gilt. Hinter den Kulissen scheint diese Stra­tegie aller­dings zu wanken. Unter­mauert wird dieser Eindruck ganz aktuell in Frank­reich.

Marken­wert fehlt

Logo: Comcast Comcast startet seine Streaming-Plattform Universal+ in Frankreich

Logo: Comcast
In den USA kennt jeder Fern­seh­zuschauer Peacock. Dabei handelt es sich um den bunten Pfau, der seit jeher das Marken­bild von Amerikas großen TV-Network NBC prägte. Außer­halb der USA und auch in Deutsch­land können Zuschauer damit aller­dings wenig anfangen. Etwas älteren Semes­tern fällt bei dem Begriff besten­falls noch eine alte Compu­ter­marke aus der Zeit erster Pentium-Prozes­soren ein.

Dementspre­chend fristet der Comcast-Streamer hier­zulande auch eher ein Nischen­dasein bei Sky - zumal dessen Inhalte bislang nicht wirk­lich über­zeugen. Dem Problem ist man sich offenbar auch bei Comcast bewusst. Einen wesent­lich höheren Bekannt­heits­grad hat in Europa das konzern­eigene Film­studio Universal Pictures. So über­rascht es kaum, dass man nun in Frank­reich eine Strea­ming-Platt­form unter der Marke Universal+ startet. Auch in Afrika und Latein­ame­rika wird Universal+ bereits promi­nent beworben. Inter­essant ist der Dienst aber vor allem unter der Haube.

Verweis auf Fern­sehen und DreamWorks

Das Plus im Namen lässt schon durch­bli­cken, dass auf der Platt­form nicht nur Inhalte von Universal Pictures zu finden sind. Auch Content der linearen TV-Kanäle 13th Street, SyFy und E! Enter­tain­ment ist dabei. In Deutsch­land findet man diese Sender derzeit zum Beispiel bei Sky, waipu.tv oder 1&1. Bei Peacock hingegen verzich­tete Comcast bislang darauf, die Kanäle selbst offensiv zu bewerben. Somit ist dies eine durchaus bemer­kens­werte Stra­tegie­wende.

Darüber hinaus werfen die Ameri­kaner bei Universal+ eine beson­ders starke weitere Marke in die Waag­schale: Nämlich das von Steven Spiel­berg, Jeffrey Katzen­berg und David Geffen gegrün­dete Anima­tions­studio DreamWorks. Dessen Content gilt inner­halb von Comcast als Filet­stück und steht in direkter Konkur­renz zu Disneys Pixar Anima­tion.

Von Disney gelernt

Es wird immer offen­sicht­licher, dass Comcast von Disney lernt. Nicht nur Inhalte, sondern auch starke inter­natio­nale Marken sind für einen nach­hal­tigen Strea­ming-Erfolg unab­dingbar. Bislang aber war man in Phil­adel­phia zu US-zentriert und hatte offenbar mehr das dortige Publikum im Auge. Dabei wäre es sinn­voll gewesen, die Marke Peacock von Anfang an genauer auf ihren inter­natio­nalen Wert zu evalu­ieren.

Das gilt übri­gens auch in die entge­gen­gesetzte Rich­tung: In den USA könnten Fernseh- und Strea­ming­fans womög­lich wenig mit der Pay-TV-Marke Sky anfangen. Es ist unwahr­schein­lich, dass Comcast diese Marke global ausrollt, weil sie nur in Europa stark ist. Für US-Medi­enkon­zern ist das ein Dilemma, denn global unter einer einheit­lichen Marke aufzu­treten hat nicht zuletzt erheb­liche Kosten­vor­teile.

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