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Apple rüstet auf zum Angriff: Ex-HBO-Chef jetzt bei Apple TV+

Bislang sind die Serien auf Apple TV+ insbe­sondere bei vielen Kriti­kern aber auch Zuschauern weitest­gehend durch­gefallen. Nun soll der ehema­lige HBO-Vorstand Richard Plepler das Ruder beim Strea­ming-Dienst aus Cuper­tino rumreißen.
Von Björn König

Foto: AP Richard Plepler wechselt von HBO zu Apple TV+
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Bislang war Apple TV+ trotz vieler großer Ankün­digungen alles andere als ein Erfolg. Unab­hängig von Apple-Usern, die den Strea­ming-Dienst ohnehin teils kostenlos bekommen, hält sich die Begeis­terung beim sons­tigen Publikum eher in Grenzen. Serien wie "The Morning Show" oder "See" können zwar mit hoch­karä­tiger Beset­zung auftrumpfen, doch inhalt­lich haben vor allem die Shows des Wett­bewer­bers HBO (Game of Thrones, West­world, Veep) wesent­lich mehr zu bieten. Dies ist für Apple ein großes Problem, da der Dienst auch tech­nisch im Gegen­satz zum Bran­chen­primus Netflix bislang über­haupt nicht über­zeugen konnte. Beispiels­weise fehlte von Anfang an eine Android-App. Mitt­lerweile hat man das Dilemma bei Apple offenbar erkannt und will schnells­tens mit einer neuen Perso­nalie einige Gänge höher schalten. Diese ist aller­dings mehr als über­raschend.

Richard Plepler wech­selt zu Apple

Foto: AP Richard Plepler wechselt von HBO zu Apple TV+
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Der Medi­enma­nager Richard Plepler gehört zu den ganz großen Namen in der US-Enter­tain­ment­indus­trie und hat nun einen Fünf­jahres­vertrag mit Apple unter­schrieben. Zuletzt war er Vorstands­vorsit­zender von HBO und verbrachte insge­samt 27 Jahre bei der heutigen WarnerMedia-Tochter. Unter seiner Führung entstanden dort wich­tige Block­buster und Umsatz­bringer, wie beispiels­weise "Game of Thrones", "True Blood", "Board­walk Empire" und "The News­room". Im Februar 2019 verkün­dete er schließ­lich seinen Rück­tritt, was offen­kundig mit der dama­ligen Über­nahme durch den Tele­kommu­nika­tions­konzern AT&T zu tun hatte. HBO verlor seine Eigen­stän­digkeit und musste mehr oder weniger den Zielen des neuen Eigen­tümers folgen. Für Plepler bedeu­tete dies zunächst, sich auf seine Produ­zenten­tätig­keit zu konzen­trieren. Dies wird er nun aber in erster Linie für Apple tun, was für AT&T-Chef Randall Stephenson ganz bestimmt keine gute Nach­richt sein dürfte. Schließ­lich startet das Unter­nehmen in diesem Jahr selbst einen eigenen Strea­ming-Dienst unter dem Namen "HBO Max".

Pikante Perso­nalie

Man darf natür­lich nicht davon ausgehen, dass der ehema­lige HBO-Topma­nager alle Dreh­bücher aus den Büros seines ehema­ligen Arbeit­gebers hat mitgehen lassen. Dennoch kann er aus fast 30 Jahren Erfah­rung beim wohl wich­tigsten Seri­enpro­duzenten der Welt schöpfen, von welcher man bei Apple zwei­fellos profi­tiert. Zudem verfügt Plepler über sehr wert­volle Kontakte im Bereich Regie und Produk­tion, die Apple als Tech-Unter­nehmen aktuell ganz einfach nicht hat. Das ist beson­ders wichtig, da das Unter­nehmen eine eigene Biblio­thek von Grund auf neu aufbauen will und im Gegen­satz zu seinen Studio-Wett­bewer­bern grund­sätz­lich auf den Einkauf von Lizenz­ware verzichtet. Es sind also drin­gend nach­haltige Erfolge nötig, damit man zahlende Kund­schaft für den SVoD-Service gewinnt und vor allem auch nach­haltig bei der Stange hält. Ganz einfach wird dies jedoch nicht, denn auch Amazon ist kräftig damit beschäf­tigt, eigene Studio­kapa­zität aufzu­bauen.

Erste Ergeb­nisse wohl nicht 2020

Da Plepler erst kurz bei Apple an Bord ist, dürfte sich für Zuschauer zumin­dest in diesem Jahr noch nicht viel ändern. Vermut­lich wird es zunächst weitere Staf­feln von bereits gestar­teten Serien geben. Auch mit Film­produk­tionen ist früher oder später zu rechnen, schließ­lich geht auch Netflix mitt­lerweile diesen Weg. Die Dreh­bücher in fertige Seri­enpro­duktionen zu gießen, wird zwei­fellos zunächst eine gewisse Zeit bean­spru­chen. Von daher ist frühes­tens im kommenden Jahr mit größeren Produk­tionen zu rechnen, die dann auch die Hand­schrift des ehema­ligen HBO-Chefs tragen. Dann aber könnte es durchaus sein, dass nicht nur Amazon und Netflix, sondern selbst sein ehema­liger Arbeit­geber HBO ernst­haften Wett­bewerb von Apple fürchten muss.

Weitere Infos rund um Apple TV+ finden Sie auf unserer Ratgeber-Seite.

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