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"Traffic-Steuer": Netflix kritisiert Netzbetreiber

Der neue Netflix-Chef Greg Peters hat mit deut­licher Schärfe auf Forde­rungen von Netz­betrei­bern reagiert, die Strea­ming-Diensten eine Kosten­betei­ligung für erzeugten Traffic in Rech­nung stellen wollen. Letzt­end­lich gehe dies auf Kosten der Inhalte.
Von Björn König

Erst kürz­lich kriti­sierte Telefónica-Deutsch­land-CEO Markus Haas den Traffic-Hunger großer Strea­ming-Dienste wie YouTube und Netflix, welche die Mobil­funk­netze auch hier­zulande stark belasten. Haas ärgerte sich dabei vor allem über die kosten­lose Version von YouTube Music, welche neben Musik zusätz­lich Videos ausspielt, um Werbung zu schalten, selbst wenn diese gar nicht konsu­miert werden.

Doch auch Netflix gehört zu den Strea­ming-Anbie­tern, welche erheb­lich zur Netz­aus­las­tung beitragen. Auf die Forde­rung nach einer finan­ziellen Betei­ligung der großen US-Streamer in Form einer Steuer reagierte Netflix-CEO Greg Peters aller­dings mit klarer Ableh­nung.

Geld fehle für Content

Netflix-CEO Greg Peters Netflix-CEO Greg Peters
Foto: Netflix
Wären Strea­ming-Dienste wie Netflix gezwungen, den Netz­ausbau mitzu­finan­zieren, würde sich dies zwangs­läufig negativ auf Content-Inves­titionen auswirken. Am Rande des Mobile World Congress in Barce­lona erläu­terte Peters, dass es hierbei nicht um eine Entschei­dung zwischen Enter­tain­ment-Firmen und Telcos gehe. Treffen würde es letzt­end­lich viel­mehr Konsu­menten und die Krea­tiv­wirt­schaft.

Netflix gehört in den USA wie auch global zu den Strea­ming-Diensten mit dem größten Produk­tions­budget. Peters drehte den Spieß um und forderte auf dem MWC sogar Geld von den Telcos: "Netz­betreiber sollten Enter­tain­ment-Unter­nehmen für die Produk­tion von Inhalten bezahlen", so der CEO. Der Gedanke von Netflix ist dabei offen­sicht­lich: Tele­kom­muni­kati­ons­kon­zerne profi­tieren gerade davon, dass ihre Netze durch Strea­ming genutzt werden, denn das klas­sische Geschäft mit Telefon und SMS ist längst passé.

Lineare Sender verur­sachen Traffic

Peters monierte außerdem, dass sich die Diskus­sion beim Thema Traffic vor allem um SVoD-Streamer wie Netflix drehe. Wichtig sei in diesem Zusam­men­hang aber, dass gerade auch lineare Broad­caster ihre Inhalte zuneh­mend ins Strea­ming verlegen. Und die verur­sachten Kosten wären sogar noch deut­lich höher, da die Broad­caster ein wesent­lich größeres Publikum errei­chen. Zudem bezahlten Breit­band­kunden bereits für die stei­gende Daten­nut­zung in den Tele­kom­muni­kati­ons­netzen.

Aktuell sieht es somit nicht danach aus, als ob sich Netflix sowie Mobil­funk- und Fest­netz­anbieter auf eine gemein­same Linie bei den Kosten für erzeugten Traffic einigen könnten. Ein erster Schritt wäre aller­dings tatsäch­lich unnö­tigen Traffic zu vermeiden, das von Haas genannte Beispiel von YouTube Music ist tatsäch­lich ein rele­vantes Problem. Aller­dings stellt sich auch die Frage, ob beispiels­weise mobile Video­streams von Netflix im Mobil­funk­netz in 4K-Lösung abge­spielt werden müssen, oder ob eine HD-Auflö­sung nicht ebenso ausreicht.

In einer weiteren Meldung geht es um das Thema: Werbung rettet Netflix nicht.

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