SWR: TV-Teams erproben 5G-Campusnetz
Der Südwestrundfunk (SWR) in Baden-Baden (Stuttgart und Mainz) wurde aus dem SDR (Süddeutschen Rundfunk) und dem SWF (Südwestfunk) gebildet und ist Mitglied der ARD. Er betreibt einige TV- und Rundfunksender im UKW- und im UHF-Bereich und könnte in Zukunft auch "adhoc-Mobilfunk-Netzbetreiber" werden.
5G Media2Go
Der SWR leitet seit 2020 das Innovationsprojekt "5G Media2Go", das insbesondere die Nutzung von 5G-Technologien zur Verbreitung von linearen und nichtlinearen Inhalten auf Smartphones und Infotainmentsystemen in Fahrzeugen untersucht. Dabei betreibt der SWR insbesondere sein eigenes 5G-Broadcast-Netz.
5G-Technologie bietet Vorteile bei Produktion von Beiträgen
Die TV-Kameras der Zukunft übertragen auf 5G, parallel in mehreren Netzen
Foto: SWR/Roland Beutler
Neben der Verbreitung von Programmen könnte die 5G-Technologie auch große Vorteile bei der Produktion von Beiträgen bieten, wenn also ein Kamerateam von einem Ereignis vor Ort berichtet. Besonders attraktiv sind in diesem Zusammenhang die "Non-Public Networks (NPN)", die eher unter dem Begriff "5G-Campusnetze" bekannt sind. Bekanntlich hat die Bundesnetzagentur dafür Frequenzen zwischen 3,7 und 3,8 GHz bereitgestellt.
SWR installiert eigenes 5G-Campusnetz
Zusammen mit der Firma Smart Mobile Labs (SML) aus München hat der SWR in seinem "Fernsehgarten" in Baden-Baden ein eigenes 5G-Campusnetz installiert, um die Tauglichkeit von 5G für Produktionszwecke zu testen ("5G Campus Projekt"). Das Interesse des SWR ist dabei, zu untersuchen, ob mit 5G-Technologie in Zukunft auch ortsunabhängige, kabellose Produktionen vor Ort möglich werden.
Eigenes lokales 5G-Netz vor Ort
Typische Anwendungsfälle wären aktuelle Nachrichtenbeiträge wie auch Berichte von Ereignissen im Land mit kurzer Vorlaufzeit.
Im Anwendungsfall würde ein Produktionsteam am jeweiligen Ort seine eigene 5G-Basisstation aufbauen, alle Kameras, Lampen, Mikrofone etc. anschließen, im eigenen lokalen 5G-Netz die Signale kabellos zum Mischpult im sogenannten "Ü-Wagen" übertragen. Nach draußen würde die Produktion dann von einer anderen Stelle aus über ein öffentliches 5G-Netz kontrolliert und gesteuert werden oder die Beiträge würden über öffentliches 5G ins Studio überspielt.
Handelsübliche Smartphones als Kamera
Die öffentlich-rechtlichen Sender müssen sparen. Profi-Kameras auf Schienen oder Pumpstativen sind teuer und schwer zu handhaben. Auch Schulterkameras haben ihr Gewicht. Die Idee: Handelsübliche Smartphones als Kamera und Mikrofon verwenden. Einerseits sind Smartphones bereits Endgeräte für 5G-Netze, andererseits verfügen hochwertige Modelle heute schon über Audio- und Video-Qualitäten, die für viele Produktionen vollkommen ausreichend sind.
Reduzierte Kosten und mehr Flexibilität durch 5G
Der SWR verspricht sich von der Verwendung von 5G-Technologie mehr Flexibilität, vor allem aber auch reduzierte Kosten, da im Idealfall auf Technologie "aus dem Regal" zurückgegriffen werden kann. Es ist keine spezielle Ausrüstung für die Erstellung von Beiträgen mehr nötig. Bei kurzfristigen Ereignissen (Unfälle, Katastrophen, Demonstrationen etc.) kann ein "Kamerateam" sofort "auf Sendung" gehen oder den Beitrag aufzeichnen.
Der privaten TV-Konkurrenz geht es auch nicht so gut: Warner stoppt Expansionspläne.