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Nach 142 Jahren: Kein gedrucktes Telefonbuch mehr

Nach den Nieder­landen (vor vier Jahren) stellt jetzt auch die Schweiz das gedruckte Tele­fon­buch ("weiße Seiten") ein. Wer eine Nummer sucht, muss online gehen.
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Der Schweizer Such­anbieter Local­search wird das gedruckte Tele­fon­buch der Schweiz nach 142 Jahren einstellen.

Seitdem es keine Pflicht zur Veröf­fent­lichung der Rufnum­mern mehr gibt, geben immer weniger Menschen ihre private Tele­fon­nummer öffent­lich bekannt. Die Rele­vanz der „Weißen Seiten“, wie das Tele­fon­buch in der Schweiz genannt wird, nehme ab. Das gedruckte Schweizer Telefonbuch wird eingestellt. Das gedruckte Schweizer Telefonbuch wird eingestellt.
Foto: Picture Alliance/dpa

Künftig nur noch online

Kurz und gut: Ab 2023 werden private Tele­fon­num­mern in der Schweiz nur noch online veröf­fent­licht, auch nur dann, wenn die Kunden das wollen. Das Schweizer Bran­chen­tele­fon­buch, die "Gelben Seiten“ gibt es weiter.

Am Anfang waren es 98 Einträge

Das erste Schweizer Tele­fon­netz star­tete im Jahre 1880, also vor 142 Jahren. Zeit­gleich erschien es das erste Tele­fon­buch, mit 98 verzeich­neten Teil­neh­mern. Wer die anrufen wollte, konnte das nur am Tage tun, denn die Verbin­dungen wurden von der Hand­ver­mitt­lung („Operator“) geschaltet. 79 Jahre später, also 1959 standen bereits 1 Million Teil­nehmer im amtli­chen Buch. In den 1990er Jahren auf dem Höhe­punkt wurden 4,2 Millionen Einträge gezählt.

Aktiv ins Tele­fon­buch

Seit 1997 müssen private Tele­fon­num­mern in der Schweiz nicht mehr veröf­fent­licht werden, und seitdem gehen die Zahlen zurück. Viele Menschen haben Angst vor uner­wünschten Werbe­anrufen oder Beläs­tigungen. Wer ins Tele­fon­buch bzw. bei der Auskunft „bekannt“ sein möchte, muss dafür aktiv werden, sonst gibt es keinen Eintrag.

Weniger Fest­netz­anschlüsse

In der Schweiz ist auch die Anzahl der Fest­netz­anschlüsse deut­lich zurück­gegangen, berichtet Local­search. Im Vergleich zum Jahr 2000 gibt es 3 Millionen Fest­netz­anschlüsse weniger. Viele Menschen verwenden offenbar nur noch Mobil­funk­anschlüsse, die in der Schweiz meist mit den Vorwahlen 073, 075, 076, 077, 078 oder 079 beginnen (074 wurde Funk­ruf­diensten / Pagern zuge­teilt.)

Wer eine Tele­fon­nummer in der Schweiz sucht, könnte unter der URL https://www.local.ch/de/tel fündig werden oder könnte die Schweizer Tele­fon­aus­kunft, beispiels­weise unter der Kurz­wahl 1811 befragen, sofern die gesuchte Person noch einge­tragen ist.

Nicht nur in der Schweiz

Mit der Einstel­lung des gedruckten Tele­fon­buchs steht die Schweiz in Europa nicht einmal allein: In den Nieder­landen wurde gedruckte Tele­fon­buch schon im Jahre 2018 abge­schafft.

Und in Deutsch­land?

In Deutsch­land haben nach Angaben des Verbands Deut­scher Auskunfts- und Verzeich­nis­medien, dem Dach­ver­band verschie­dener Telefon- und Adress­buch­ver­lage gedruckte Tele­fon­bücher noch eine Auflage von etwa 60 Millionen Stück, bei etwa 80 Millionen Einwoh­nern. Wirk­lich noch genutzt werden die Bücher von älteren Mitmen­schen oder Bewoh­nern auf dem Land, so Geschäfts­führer Rhett-Chris­tian Gram­matik gegen­über der Deut­schen Pres­seagentur (dpa). Die Auflage gehe aber zurück. In vielen Orten muss man das aktu­elle Tele­fon­buch in Post­agen­turen oder Super­märkten mitnehmen, eine Benach­rich­tigungs­karte im Brief­kasten oder die Zustel­lung nach Hause ist in den aller­meisten Fällen längst Geschichte.

Eine Einschät­zung (von Henning Gajek)

Wer heute alte Kontakte auffri­schen möchte, beispiels­weise für ein Klas­sen­treffen, findet im Tele­fon­buch oder bei der sünd­haft teuren Telefon-Auskunft unter 118xx nur noch selten die notwen­dige Infor­mation.

Der Dank geht an zahl­reiche amok­lau­fende Call-Center aus Nirwa­nistan, die meinen, eine Veröf­fent­lichung im Tele­fon­buch wäre ein Frei­brief zum Nerven. Die Anrufer vom "Maikro­soft-Comp­jutr Depart­ment" rufen beispiels­weise weiter wahllos Mitmen­schen an, die teil­weise weder einen Computer haben noch deren selt­sames Deng­lisch verstehen.

Die Technik schreitet voran, aber eine wasser­dichte Absen­der­ken­nung, die eine zuver­läs­sige und fälschungs­sichere Rück­ver­fol­gung zum wahren Stör-Anrufer erlaubt, gibt es bis heute nicht. Hier sind die Netz­betreiber und Technik-Liefe­ranten gefor­dert, bevor schwarze Schafe die Nutz­bar­keit unserer Netze weiter unge­stört verderben.

Ein Preis­ver­gleich von Auskunfts­diensten kann sich lohnen, denn die Kosten der Tele­fon­aus­künfte können deut­liche Unter­schiede aufweisen. Hier finden Sie eine aktu­elle Preis-Über­sicht vom Fest­netz zur Inlands-Auskunft sowie vom Fest­netz zur Auslands-Auskunft.

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