Ausblick

Thorsten Dirks: 26 000 Sendemasten werden bleiben

Thorsten Dirks ist bei Telefónica nicht nur mit der Netzintegration beschäftigt. Auch neue Services stehen auf der Agenda - doch dazu analysiert der Konzern die Kundendaten.
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Thorsten Dirks Thorsten Dirks
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Wie bereits berichtet schreitet die Zusammen­legung von o2- und E-Plus-Netz voran, die komplette Zusammen­führung wird aber rund fünf Jahre dauern. Dies ist auch nicht der einzige Um­strukturierungs­pro­zess, mit dem Thorsten Dirks sich bei Telefónica Deutschland beschäftigt. In einem Interview mit der FAZ erläutert er weitere Details zum Abbau von Jobs und Filialen sowie zu neuen Erlösquellen, zu denen auch die Daten der Kunden herhalten sollen.

Von den 1600 Stellen, die bis zum Jahr 2018 abgebaut werden sollen, sei bereits die Hälfte "geschafft". 300 der ursprünglich 1800 Ladengeschäfte hat Telefónica an Drillisch abgegeben. Für den Netzbetrieb des komplett integrierten Netzes aus o2 und E-Plus bezeichnet Dirks 26 000 Sendemasten als notwendig, dies seien die "besten" der ursprünglich 40 000 Mobilfunkmasten beider Netze. Die Abgabe von 7700 Masten an die Telekom bezeichnet Dirks für beide Seiten als "gutes Geschäft". Telefónica hat offenbar die Möglichkeit, diese Masten bei Bedarf später als Mieter zu nutzen - ungeachtet dessen, dass die Telekom einen Großteil davon abbaut.

Neues Geschäftsfeld: Analyse der Kundendaten

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Im Interview wird mehrmals über Konsolidierung, Synergien, Verbesserungen im operativen Geschäft und die Steigerung der Profitabilität im Telefónica-Konzern gesprochen. Dies kann auch zu Ergebnissen führen, die der Privatkunde erst einmal als nachteilig wahrnimmt. Gerätesubventionen sind laut Dirks beispielsweise abgebaut worden. Er wagt es im Gespräch sogar, die Datenautomatik als "notwendige Tarifinnovation" zu bezeichnen. Was für den Kunden eine lästige Kostenfalle sein kann, sichert dem Konzern offenbar attraktive Zusatzeinnahmen, insbesondere bei unaufmerksamen Kunden.

Ganz neu hinzukommen sollen Geschäftsfelder, über die die Kunden auch nicht uneingeschränkt glücklich sein dürften. Eines davon ist "Advanced Data Analytics", also die Analyse von Kundendaten. "Wir verfügen über mehr Daten als mancher Internetanbieter", sagte Dirks der Zeitung. Daraus müsse Telefónica viel mehr machen als bisher. Auf sieben Mitarbeiterversammlungen in ganz Deutschland hat Dirks das den Mitarbeitern in den vergangenen Tagen erklärt. Die neue Strategie trägt den Namen "Telefónica Deutschland 2020".

Dirks weiß aber offenbar, dass das Thema Datenanalyse mit Blick auf alle Fragen rund um Privatsphäre und Datenschutz in Deutschland ein Reizthema ist: "Deshalb werden wir den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben, die Hoheit über die Daten wird stets beim Kunden liegen", verspricht Dirks im Interview. Offenbar soll es "zahlreiche transparente Möglichkeiten zur Zustimmung und Verweigerung in Fragen der Datennutzung" geben. Die Datenmenge soll auch dazu genutzt werden, "um unseren Kunden immer bessere, auf sie zugeschnittene Produkte und Dienstleistungen anzubieten".

Internet der Dinge als weitere Herausforderung

Das Internet der Dinge soll ein weiteres ganz neues Geschäftsfeld werden, in dem Telefónica nicht nur ein Marktteilnehmer, sondern ein Antreiber sein will. Die Vernetzung von Geräten, Maschinen und Fahrzeugen soll nicht nur den Kunden und der Wirtschaft, sondern auch Telefónica ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Dirks sieht hier nicht nur die zunehmende Vernetzung von Fahrzeugen, sondern auch die Vernetzung von Maschinen und Robotern. Selbst der nach Münzeinwurf reitende Elefant für Kinder vor dem Supermarkt könne vernetzt und aus der Ferne überwacht werden.

Dirks kann sich offenbar auch den Neueinstieg weiterer Investoren bei Telefónica vorstellen, wenn er darauf hinweist, dass der Konzern mit Aktien an der Deutschen Börse notiert sei. Dazu müsste sich allerdings die niederländische Mutter KPN von Anteilen trennen. Der Einstieg weiterer Investoren könnte auch dazu führen, dass die deutsche Telefónica und ihre Mobilfunkmarken in der Öffentlichkeit und der Finanzwelt noch präsenter werden. Die Anleger könnten somit mehr oder weniger direkt in die Zukunft von Aldi Talk, Base, Blau & Co. investieren.

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