o2-E-Plus-Fusion

"Grundlegende Neudefinition des Geschäftsmodells"

Telefónica-Finanzchefin Rachel Empey spricht über die o2-E-Plus-Fusion und wie sie den deutschen Telekom­munika­tions­markt für immer verändert hat. Empey erwartet, dass dieser Merger als Katalysator für eine Reihe weiterer Zusammenschlüsse wirken wird.
Von Marie-Anne Winter

Telefónica-Finanzchefin Rachel Empey Telefónica-Finanzchefin Rachel Empey
Bild: Telefonica
Mit der Übernahme von E-Plus hat Telefónica Deutschland den deutschen Telekom­munika­tions­markt auf den Kopf gestellt: Telefónica und E-Plus waren die Herausforderer, die gegen die etablierten Platzhirsche Deutsche Telekom und Vodafone antreten mussten. Telefónica-Finanzchefin Rachel Empey sprach mit dem Wirtschaftsmaganzin Finance über die Fusion und das nächste anstehende Großprojekt.

Telefónica-Finanzchefin Rachel Empey Telefónica-Finanzchefin Rachel Empey
Bild: Telefonica
Empey erklärt, dass beide jetzt fusionierten Unternehmen vor dem gleichen Problem standen: Trotz eines Umsatzmarktanteils von rund 15 Prozent mussten beide Unternehmen eine ähnlich ausgebaute Infrastruktur unterhalten wie die beiden Marktführer, die aber jeweils einen Marktanteil über 30 Prozent hatten. Deshalb war dieser Zusammenschluss nicht überraschend, auch wenn der Telekommuni­kationsmarkt in Deutschland dadurch für immer verändert wurde: Jetzt hat das fusionierte Unternehmen mehr Kunden als die beiden Wettbewerber jeweils haben. Empey erwartet, dass dieser Merger als Katalysator für eine Reihe weiterer Zusammenschlüsse im europäischen Telekom­munika­tions­markt dienen wird.

Synergien sind noch nicht alles

Die Übernahme von E-Plus war durchaus ein Synergie-Case: Der erwartete Barwert der Synergien von 5 Milliarden Euro erreicht fast die Höhe des Kaufpreises von etwas mehr als 6 Milliarden Euro. Aber die Finanzchefin erklärt, dass es auch um Synergien, vor allem aber um eine grundlegende Neudefinition des Geschäftsmodells gegangen sei. Wegen der starken Überschneidungen der Netzwerk- und Vertriebs­struktur seien die Synergien natürlich groß. Und je stärker die Kostenbasis optimiert und die eigene Infrastruktur ausgelastet werden könne, umso stärker wachse der Cashflow. Außerdem sei das auch zum Nutzen der Kunden, weil Telefónica jetzt über 40 000 Netzwerkstandorte in Deutschland verfüge, also über deutlich mehr als die beiden Wettbewerber.

Aus der Finanzierungs­strategie von Telefónica Deutschland leitet Finance ab, dass Telefónica auch weiter investieren wolle. Rachel Empey bestätigt das, weil sich das Unternehmen in einer besonderen Phase befinde. Am 27. Mai starte die Versteigerung neuer Mobilfunklizenzen, bei der sich Telefónica Deutschland von der Frequenzausstattung her weit über das nächste Jahrzehnt hinaus taktisch aufstellen müsse. Dafür brauche der Konzern die volle finanzielle Flexibilität, um im Bieterverfahren das für seine Strategie notwendige Spektrum erwerben zu können.

Die aktuelle Bilanz sei eine Momentaufnahme unter den besonderen Einflüssen dieser Auktion und der laufenden Restrukturierung nach dem Merger, erklärt die studierte Mathematikerin. Insofern ist es natürlich auch günstig, dass die Auktion jetzt nach der Fusion statt mit vier nur mit drei Bietern stattfinden kann - andernfalls wären die Frequenzen teurer geworden und die Folgeinvestitionen für beide Kernmarken fast doppelt so hoch wie jetzt. Dadurch könnte Telefónica Deutschland einerseits einige Hundert Millionen sparen und trotzdem noch ein besseres Netz bauen als vorher.

Über den aktuellen Stand der Netzintegration können Sie sich anhand dieser Newsliste informieren.

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