Telekom: UMTS verschwindet auf einen Schlag
Ergebnis einer Messfahrt. Die verschiedenen Farben geben verschiedene Technologien wieder.
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Wer viel im Westerwald oder auf den Autobahnen A48 oder A3 zwischen Limburg/Lahn und Koblenz unterwegs ist, könnte ihn schon gesehen haben: Einen silbernen Ford Kombi mit einer Dachbox oben drauf, wie sie Urlauber gerne verwenden. Nur hier ist niemand im Urlaub, sondern fleißig beim Arbeiten. In der Box sind - für Außenstehende unsichtbar - zahlreiche Handys mit Messantennen und Software verbaut.
Es handelt sich um ein Spezialfahrzeug, das regelmäßig das eigene Netz der Telekom, aber auch die des Wettbewerbs vermisst.
Ergebnis einer Messfahrt. Die verschiedenen Farben geben verschiedene Technologien wieder.
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Vor der Abschaltung
Aktuell soll in Deutschland in den nächsten Wochen das 3G/UMTS-Netz abgeschaltet werden. Die Frequenzen, die bisher für UMTS genutzt wurden, werden jetzt frei und sollen künftig für 4G und 5G verwendet werden.
Während o2 seine 3G-Sender behutsam "Stück für Stück" über einen längeren Zeitraum abschalten will, wird es bei Telekom (und wohl auch bei Vodafone) anders gehen: Am 1. Juli soll es auf einmal "Klick" machen und dann sind mehr als 20.000 3G/UMTS-Stationen der Telekom auf einen Schlag "weg". Bei der Telekom hat man das Wortspiel "Drei Geh!" kreiert, was es ziemlich genau beschreibt.
Abschaltung ist ein Großprojekt
Diese Abschaltung ist ein technisches Großprojekt, womit sich mehrere 100 Mitarbeiter beschäftigen. Denn: Mit dem einfachen Abschalten der 3G-Sender ist es ja nicht getan. Die Informationen für die umliegenden 2G- und 4G-Stationen müssen aktualisiert werden, damit alle Stationen wissen, dass es keine 3G-Stationen mehr gibt, wohin man die Verbindung "handovern" könnte. Stattdessen müssen neue Nachbarschaften eingepflegt werden. Die geplante Abschaltung läuft bei der Telekom "rein softwarebasiert", d.h. da steht niemand am Sender und drückt auf den "Aus"-Knopf. Alle 3G/UMTS-Stationen sollen in einer Nacht auf einen Schlag "weg" sein.
Erfolgreiche Tests
Ein Messfahrzeug der Deutschen Telekom Technik.
Foto: Deutsche Telekom / Screenshot/Ausschnitt teltarif.de
Bei solch einem Großprojekt, muss erst einmal getestet werden, ob das so klappt, wie gedacht. Die Telekom hat in der Region Limburg-Koblenz die Abschaltung schon mal geprobt.
Das Auto hat drei Testfahrten unternommen. Die erste Fahrt nahm den Istzustand mit 3G (also 2G-4G) auf. Die zweite Fahrt nahm den neuen Zustand ohne 3G auf. Und die 3. Fahrt untersuchte die neuen Frequenzen mit aktivem 4G und 5G.
Insbesondere musste untersucht werden, ob die Übergänge von 2G auf 4G funktionieren. Falls der Kunde nur ein reines 2G-Gerät (der 3G-Anteil spielt keine Rolle mehr) besitzt, könnten Verbindungen abbrechen oder wacklig werden, weil das 2G-Handy mit 4G nichts anfangen kann.
Möglichst jede Zelle ansteuern
Die Telekom bemühte sich bei den Testfahrten (fast) jede Zelle anzusteuern. Ein Beispiel ist das Lahntal, das sehr eng und funktechnisch kritisch ist. Je Messfahrt wurden in 45 Minuten 33 MB Messdaten von einer "Messbox" aufgenommen, davon sind 8 Boxen parallel im Auto aktiv. Die Messhandys empfangen unter einer "Dämpfungshaube", um das Signal noch etwas zu verschlechtern, damit die Messwerte auch praxisnah sind. Ein älteres Samsung Galaxy S4 ist der Messempfänger für die GSM-Technik, deren Tage eines Tages auch gezählt sein dürfte. Gemessen wurde drei Wochen am Stück, von Montags bis Freitags jeweils 8-16 Uhr. Zwei Scanner-Empfänger interessieren sich für die (niedrigen) 2G/4G-Frequenzen ein weitere für die höheren 5G-Frequenzen.
Die Telekom hat auf ihrem YouTube Kanal "Telekomnetz" ein interessantes Video dazu veröffentlicht.