Verteilerkästen: Telekom & Vodafone mit Vorteilen bei 5G-Ausbau
Verteilerkästen wie diese könnten Telekom und Vodafone ein dichtes 5G-Netz ermöglichen
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Sie haben viele Bezeichnungen: KVz, MFG und Verstärkerpunkt sind nur einige von ihnen - die grauen Kästen am Straßenrand.
Viele dieser Kästen werden von der Telekom genutzt. Dort wird
VDSL-Technik aufgebaut und die Kunden von hier aus mit
Festnetz versorgt. Zahlreiche weitere, etwas kleinere Kästen wurden in den 1980er und 1990er Jahren für die TV-Kabelinfrastruktur
errichtet. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Kästen in 13 von 16 deutschen Bundesländern gehört heute Vodafone. Die beiden
Netzbetreiber, die beide auch ein Mobilfunknetz betreiben, befinden sich damit in einer guten Ausgangsposition für den neuen Mobilfunkstandard 5G.
5G braucht engmaschiges Antennennetz
Verteilerkästen wie diese könnten Telekom und Vodafone ein dichtes 5G-Netz ermöglichen
Foto: teltarif.de / Thorsten Neuhetzki
Für das 5G-Netz wird allgemein eine weitere Verdichtung der Mobilfunknetze erwartet, um einerseits mehr Kapazität bereitzustellen, aber andererseits auch
kurze Latenzzeiten zu erreichen. Hierbei könnten Vodafone und Telekom ihre grauen Kästen helfen. Denn sie sind schon heute weitestgehend mit Glasfaserleitungen angebunden. Es ist also kein großer Aufwand, neben der eigentlichen Festnetz-Infrastruktur auch noch Mobilfunktechnik einzubauen.
Zudem bestehen die deutschen Gehäuse aus Plastik. Es ist also nicht einmal unbedingt notwendig, Antennen auf oder an die Gehäuse zu schrauben, wie es in einigen LTE-Tests der Telekom schon getan wurde. Die Antennen könnten auch im Inneren der Kästen untergebracht werden und wären so auch vor Vandalismus geschützt. Für den Betrieb von WLAN-Hotspots haben wir schon entsprechende Entwicklungen vorgestellt.
Kabelverzweiger werden schon für andere Zwecke genutzt
Die Deutsche Telekom hat unter anderem in Berlin in stark frequentierten Gegenden zusätzliche LTE-Antennen direkt am Multifunktionsgehäuse (MFG) montiert und so die LTE-Antennen auf den Dächern unterstützt. Zudem gab es bereits Tests der Telekom, bei denen LTE-Signale aus einem MFG mit den LTE-Signalen einer Dachantenne gekoppelt und so die Performance drastisch erhöht wurde.
Vodafone wiederum nutzt die eigenen Kabelverstärker bereits, um WLAN-Hotspots zu realisieren. Je nach Segmentierung der Cluster sind die einzelnen Verstärker auch schon mit einer Glasfaser-Zuführung versorgt oder könnten es bis zum Start der 5G-Netze noch werden. Allerdings ist es nach Angaben von Brancheninsidern nicht ganz trivial, eine Koaxial-Glasfaser-Infrastruktur für ein Mobilfunknetz zu nutzen.
Einzig Telefónica hätte als dritter deutscher Mobilfunkanbieter keinerlei Festnetz-Infrastruktur, auf die das 5G-Netz aufgebaut werden könnte. Der Anbieter müsste sich die Glasfaser-Infrastruktur bei verschiedenen Carriern anmieten. Den Vorteil der Standorte auf Straßenniveau kann er sich aber nur schwerlich erkaufen. Vodafone müsste sich zudem in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg um andere Lösungen bemühen. Hier hat der Anbieter derzeit keine Kabelnetz-Infrastruktur.
Etwas leichter könnte es da der, sich gerade neu formierende, Anbieter Drillisch/United Internet haben. Er hat Zugriff auf das Versatel-Glasfasernetz, das ebenfalls zu United Internet gehört. Doch dafür hat das Unternehmen heute noch keine Mobilfunk-Infrastruktur und auch keine Verteilerkästen in nennenswerter Größenordnung. Dennoch schließt der TK-Experte Torsten J. Gerpott nicht aus, dass hier in den nächsten Jahren ein vierter neuer Mobilfunknetzbetreiber entsteht.
Die grauen Kästen am Straßenrand können übrigens noch weitaus mehr als Kabel- und VDSL-Netze zu ermöglichen. Lesen Sie dazu unseren Hintergrundtext "Der graue Kasten am Straßenrand - was steckt eigentlich drin?".